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PR 2634 – Terras neue Herren

PR 2634 – Terras neue Herren

Titel: PR 2634 – Terras neue Herren
Autoren: Hubert Haensel
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Pfahls machten sich an dem Toten zu schaffen. Wie ein Krake öffneten sie den Leichnam und entnahmen ihm mehrere Organe, reinigten, prüften und segmentierten sie. Letztlich landeten sie in Schalen, die in passender Größe und Stückzahl ebenfalls von dem Pfahl ausgebildet wurden. Der Körper des Toten schloss sich wieder.
    Ein Beobachter in der Halle hätte sehen können, wie der Körper des Sayporaners plötzlich spurlos verschwand. Einen Lidschlag später verschwanden auch die Organe aus den Schalen. Nacheinander lösten sie sich auf, als hätten sie nie existiert.
    Und dann, Minuten später, war Marrghiz wieder da. Er lag in dem Sitz, als sei er nie verschwunden gewesen.
    Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Er wirkte gestärkt und tatkräftig. Mit einer Schnelligkeit, die ihm zuvor unmöglich gewesen wäre, erhob sich der Sayporaner.
    Der Pfahl integrierte alle Auswüchse. Als er wieder glatt und scheinbar unberührt dastand, steckte Marrghiz das Werkzeug wieder in den Köcher.
    Er zog sich zurück.
    Im Eingang der Halle wandte er sich noch einmal um. Die Schmetterlingsroboter hatten ihre Arbeit neu aufgenommen. Sie bereiteten den toten Terranischen Residenten für das Staatsbegräbnis vor.
     
    *
     
    Stunden später, Bereich Jupiter
     
    Seit beinahe vierundzwanzig Stunden war die LADY LAVERNA in der Ganymed-Baustelle verankert. Nachtaugs Beisohn war vom Schiff gelöst und vorerst auf dem Dach des Kastells untergebracht worden. Eine mit Atmosphäre geflutete Prallfeldblase hüllte den Regenriesen ein.
    Reginald Bull hielt sich seit geraumer Zeit in der Zentrale des Kastells auf. OTHERWISE, die Biopositronik, hatte ihm die Kommandogewalt über den Stützpunkt übertragen.
    Bull befasste sich mit Unterlagen über den Wiederaufbau des zerstörten Jupitermonds Ganymed. Er schaute auf, als Kirte Otorongo die Zentrale betrat.
    »Haben Geronimo und DayScha vor, sich auf dem Dach häuslich einzurichten?«, fragte der Aktivatorträger mürrisch. »Dass sie einen Narren an dem Utrofar gefressen haben, weiß mittlerweile jeder, aber dass sie nun da draußen rumlungern müssen ...«
    Otorongo, Chefmediker des Kastells, lachte leise.
    »Du warst bis eben mit einer Handvoll Leuten draußen«, sagte Bull. »Sind die Untersuchungen endlich abgeschlossen?«
    »Es sieht schwierig aus«, antwortete Otorongo. »Allerdings wird es nicht unmöglich sein, an Nachtaugs Beisohn heranzukommen. Eine fremde Physiologie, eine wohl noch diffizilere Psyche und beides beeinflusst von einer hochkomplexen kybernetischen Apparatur. Zu allem Überfluss ist der Tresor seinem biologischen Schützling feindlich gesinnt. Wobei bis auf rudimentäre Reste der entsprechenden Schaltkreise nahezu alles desintegriert wurde.«
    »Bekannt«, bestätigte Bull. »Don Monwiil hat in der Hinsicht ganze Arbeit geleistet. Ohne ihn wäre der Riese vermutlich nicht mehr am Leben.«
    »Ich bin zuversichtlich, dass wir den Utrofar heilen können«, sagte der Chefmediker. »Sein Bewusstsein scheint getrübt zu sein, aber das ist kein natürlicher Zustand. Wir werden versuchen, ihn aus dieser Lethargie herauszuholen.«
    »Mit welchen Risiken?«
    »Vielleicht wird Nachtaugs Beisohn, sobald er wach ist, mit allen Mitteln gegen uns kämpfen.«
    »Vielleicht – oder sicher?« Bull stützte das Kinn auf die ineinander verschränkten Hände und schaute Otorongo von unten herauf forschend an. Der Mediker hätte ohne Weiteres als Ara durchgehen können, wäre nicht seine absolut schwarze Haut gewesen. Er war knapp zwei Meter groß, klapperdürr und hatte einen lang gestreckten Schädel.
    »Eher vielleicht«, antwortete Otorongo.
    »Gut. Wir gehen das Risiko ein. Aber bitte Fesselfeldprojektoren und Traktorstrahler nicht vergessen.« Bull grinste jungenhaft und rieb sich die Nasenwurzel. »Ich will auf jeden Fall vermeiden, dass er das Kastell zerlegt. Homer würde uns das nicht so schnell verzeihen. Ach ja, ich möchte, dass sich der Junge und sein Kindermädchen aus dem unmittelbaren Bereich des Riesen zurückziehen.«
    Der Mediker zögerte. »Wenn ich einen Rat geben darf: Sowohl Geronimo Abb als auch die Cheborparnerin üben offenbar einen positiven Einfluss auf den Utrofar aus. Es wäre bestimmt nicht falsch, sie in seiner Nähe zu haben.«
    »Ich will nicht, dass sie Gefahren ausgesetzt werden«, beharrte Reginald Bull. »Andererseits ...«
    Otorongo grinste breit, dann nickte er verständnisvoll. »Wenn du einen Ort kennst, so eine Insel der Seligen, wo jeder
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