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PR 2634 – Terras neue Herren

PR 2634 – Terras neue Herren

Titel: PR 2634 – Terras neue Herren
Autoren: Hubert Haensel
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unbehelligt leben kann, würde ich sofort dorthin auswandern.«
    Bull winkte ab. »Soweit mir in Erinnerung ist, waren die ersten Menschen an diesem Ort Adam und Eva. Aber irgendwas scheint ihnen dort nicht gefallen zu haben.«
    Sinnend schaute er dem Mediker nach, der laut lachend die Zentrale verließ.

Epilog
    Terrania
    8. Oktober, 12.00 Uhr
     
    Henrike Ybarri hätte viel dafür gegeben, diese Stunde nicht erleben zu müssen.
    Ihre Ansprache war kurz ausgefallen und prägnant, aber wie in Trance. Das war ihr eigener Eindruck. Sie hatte sich mehr darauf konzentriert, die Haltung zu bewahren, als auf alles andere. Weil in jeder Sekunde Dutzende von Kameras auf sie gerichtet gewesen waren.
    Steif stand sie nun inmitten ihrer kleinen Schar von Ministern und Staatssekretären. Die linke Hand lag flach über dem Herzen, ihr Blick fixierte den Sarg, der auf Antigravkissen langsam aus der Solaren Residenz schwebte, hinab in den von Menschen und Galaktikern überfüllten Residenzpark. Von dort führte der letzte Weg des Residenten, flankiert von Millionen Trauernden, quer durch Terrania bis zum Zentralfriedhof. Ein prächtiger Park mit uralten Bäumen.
    Bully war nicht der Erste aus der Riege um die potenziell Unsterblichen, der dort seine Ruhe fand. Und er würde nicht der Letzte sein, dessen war Ybarri sicher.
    Der Sarg verschwand in der Tiefe, begleitet von den Klängen der terranischen Hymne. Erst vor einigen Monaten hatte Reginald Bull in einem schwachen Moment zu verstehen gegeben, dass er sich für seine letzte Reise – irgendwann, aber wohl doch eines Tages – Musikbegleitung wünschte. Gegen die Langeweile.
    Hatte er zu dem Zeitpunkt schon geahnt, was geschehen würde?
    Ybarri glaubte nicht an solche Vorahnungen.
    Große Holoprojektionen zeigten den Weg des Sarges, entlang einer unüberschaubaren Menschenmenge. Fast alle Wartenden trugen ein weißes Tuch am rechten Arm, das sie wie eine Binde gewickelt hatten.
    Die Berichterstattung ging nicht darauf ein, verschwieg, dass es so etwas überhaupt gab, zeigte trotzdem immer wieder Bilder dieser Menschen. Auch der vielen, die brennende Kerzen in Händen hielten. Zum ersten Mal war das während der Trauerfeier für den Ersten Terraner Maurenzi Curtiz aufgefallen, vor mittlerweile 125 Jahren.
    Es blieb unausgesprochen, doch nahezu jeder Terraner kannte das weiße Band als Zeichen der einst von Roi Danton ins Leben gerufenen Gruppe Sanfter Rebell, als die Arkoniden während der SEELENQUELL-Diktatur Terra besetzt hatten.
    Den Kerzen kam eine ähnliche Bedeutung zu. Sie verbreiteten das Licht der Freiheit und die Wärme des Geborgenen. Dennoch war die Atmosphäre schwer zu vergleichen mit jener des 20. Februar 1304 NGZ, als sich die friedliche Großdemonstration am STARDUST-Memorial gebildet hatte.
    Es war nicht mehr so still wie vor wenigen Minuten. Ein Raunen hing in der Luft. Wer die Zeichen zu deuten vermochte, erkannte zweifellos, dass sich die Stimmung gegen die Invasoren aufschaukelte. Gegen Sayporaner, Spenta und Fagesy.
    Ybarris Gedanken schweiften ab.
    Während der Nacht hatten die Invasoren ihre erste Schlappe erlitten. Von den fünfzehntausend mit ihren Rüstgeleiten patrouillierenden Fagesy waren 2386 spurlos verschwunden.
    Marrghiz und Chossom hatten die Erste Terranerin deshalb am Morgen zur Rede gestellt, Chossom nicht nur erbost, sondern geradezu wütend. Ybarri war selbst erschrocken, weil sie nicht wusste, ob die Fagesy nur entführt oder womöglich gar getötet worden waren. Trotzdem hatte sie nichtssagend die Schultern gehoben.
    »Ich habe keinen Einfluss darauf, was Einzelne unternehmen. Sucht die Schuld dafür nicht bei anderen, sondern bei euch selbst. Wer sich in der Rolle des Invasors gefällt und mit einem künstlich ausgelösten Erdbeben Hunderttausende tötet, darf sich nicht über eine kleine Gegenreaktion wundern. Die Einsetzung der Assistenten trägt ebenso wenig zur Vertrauensbildung bei.«
    Ybarri gab sich einen Ruck. Es wurde Zeit, dass sie mit ihrem Gleiter zum Zentralfriedhof flog. Sie würde die Letzte sein, die dort eintraf, der Rest des Kabinetts war schon vorausgeeilt.
    »Henrike Ybarri!«, erklang hinter ihr eine befehlsgewohnte Stimme, als sie gerade den Antigravlift betreten wollte. »Bleib stehen!«
    Zögernd wandte sie sich um.
    Die beiden Oberinvasoren, so nannte sie Marrghiz und Chossom mittlerweile, kamen auf sie zu.
    »Ihr wollt mich zu Reginald Bulls Beisetzung begleiten?«
    »Wir erwarten eine Antwort von dir«, sagte
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