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PR 2620 – Fremde in der Harmonie

PR 2620 – Fremde in der Harmonie

Titel: PR 2620 – Fremde in der Harmonie
Autoren: Christian Montillon
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Zwei andere standen neben ihm – gekleidet wie er.
    Auf die Schnelle und diese Entfernung vermochte ich sie nicht zu unterscheiden.
    Ich hetzte den Flüchtlingen hinterher, teils mit weiten Sprüngen. Die jugendlichen Angreifer blieben zurück; der Übermut war ihnen wohl vergangen. Ich würde mich später um sie kümmern – falls ich sie noch ausfindig machen konnte.
    Der Jyresca war wichtiger! Der Unharmonische durfte mir nicht entkommen.
    Die drei Flüchtlinge erreichten das Freie, die Kuppe eines Hügels, an dem das Gebäude errichtet worden war. Sofort trennten sie sich, rannten in verschiedenen Richtungen davon.
    Ich musste mich entscheiden, konnte nur einen verfolgen. Ich schnupperte, witterte, doch es ging zu schnell. Sie waren zu weit entfernt.
    War es der ... der Rechte? Mir blieb keine Zeit zu überlegen, ich musste handeln. Ich hoffte, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, eilte ihm nach, holte auf, Meter für Meter, an dichter Vegetation vorbei.
    Wir erreichten den Rand des Campus, den großen botanischen Garten, der die Schüler in die verschiedenen Lebensräume im Reich der Harmonie einführte.
    Während ich die letzten Büsche passierte, sprang der andere über einen kleinen Kupfersee hinweg, dessen Oberfläche glitzerte. Ein Stein fiel aus den Sohlen seiner Schuhe und hüpfte auf der Oberfläche des flüssigen Metalls, ehe er versank.
    Der Flüchtling landete, rannte weiter. Seine Füße hinterließen Abdrücke in einer weiten, sandigen Ebene.
    Dort stellte ich ihn, riss ihn zu Boden.
    Schon beim ersten Körperkontakt entdeckte ich sofort, dass es nicht derjenige war, den ich eigentlich suchte.
    Der Jyresca war entkommen, und mein Gefangener lachte.

2.
    Alaska Saedelaere
     
    Saedelaere saß auf einem Pneumosessel in seiner Unterkunft im Palast der Harmonie und schaute auf ein Bild an der Wand, das die Schwärze des Alls zeigte, nur unterbrochen von einigen Lichtpunkten: fernen Sternen, die tiefe Sehnsucht in ihm weckten.
    Plötzlich, er hatte die Annäherung gar nicht bemerkt, stand Eroin Blitzer neben ihm. »Der Palast hat seinen Flug unterbrochen.« Das gelbgraue Gesicht des Zwergandroiden blieb ausdruckslos wie immer, wenn auch eine tiefe Trauer wie ein Schleier über seinen pechschwarzen Augen lag.
    »Gibt es Grund zur Besorgnis?«
    Die großen Augen richteten sich auf den Maskenträger. »Ich denke nicht, Alraska. Dank der Hilfe der LEUCHTKRAFT konnten wir die Anomalie verlassen und sind in Sicherheit. Meinen Informationen zufolge beginnt nun eine intensive Reparaturphase.«
    Der Aktivatorträger nickte seinem Begleiter zu. »Woher beziehst du diese Informationen?«
    Sein Blick ging an dem Zwergandroiden vorbei und fing sich auf der völlig ruhig daliegenden Wasserfläche.
    In der Mitte der Suite befand sich nach wie vor die mit Wasser gefüllte Mulde, die wohl als eine Art Schwimmbecken dienen sollte; Saedelaere hatte noch keinen Gedanken daran verschwendet, diese Gelegenheit zur Entspannung – für die sie wohl gedacht war – zu nutzen.
    Blitzer klang fast ein wenig amüsiert, als er antwortete. »Seit ich an deiner Seite unterwegs bin, habe ich gelernt, dass auch Zwergandroiden kreativ sein können. Oder müssen, je nach Situation. Selbst wenn es manchmal entsetzliche Folgen nach sich zieht.«
    Alaska Saedelaere ahnte, worauf sein Begleiter anspielte. Der ganze Tumult, der letztlich die Befreiung des Palastes und seiner Bewohner aus der Anomalie ermöglicht hatte, hatte auch zum Verlust, möglicherweise der Zerstörung, der LEUCHTKRAFT geführt.
    Für Eroin Blitzer musste dieses überdeutliche Zeichen der Vergänglichkeit der kobaltblauen Walze ein unvorstellbarer Schock gewesen sein. Sein Glaube an die Allmacht der Kosmokraten und ihrer Technologie war erschüttert worden; die Realität hatte ihn eingeholt.
    Der Hinweis auf die Kreativität bedeutete wohl nichts anderes, als dass sich der Zwergandroide als Datendieb betätigte und seine neu entdeckten Fähigkeiten dazu nutzte, sich nicht erwischen zu lassen.
    Unvermittelt aktivierte sich eine Holowand vor der Wassermulde. Sie bildete sich völlig lautlos, und es schien, als würde Saedelaere durch ein Fenster hinaus ins All blicken.
    Das Hologramm zeigte den Palast der Harmonie, jenes gewaltige Raumschiff, das nach dem Verlust der LEUCHTKRAFT zu ihrem Asyl geworden war. Er stand vor einer Sonne reglos im All, in wenigen Millionen Kilometern Entfernung zu ihr, wie ein erklärender Maßstab angab. Eine leuchtend rote Energiebahn
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