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PR 2620 – Fremde in der Harmonie

PR 2620 – Fremde in der Harmonie

Titel: PR 2620 – Fremde in der Harmonie
Autoren: Christian Montillon
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entsprach dieser Medizinalroboter der Wirklichkeit?
    Wenn ja, erhielt Pridon eine neue Schicht Wundharz, und danach senkte sich ein kleines metallisches Plättchen auf ihn herab, das sich in seinen Mund schob, von dort höher, zum Oberkiefer – und es knackte.
    Er saugte Luft ein, und sie war erfrischend kühl.
    »Du bist wach«, sagte die träumende-reale Stimme. »Ich führe eine rein kosmetische Operation durch, um die Folgen der Verbrennung in deinem Gesicht zu mildern. Es besteht keine Gefahr, bitte bleib ruhig. Ein Schmerzmittel unterdrückt jede Nervenaktivität auf körperlicher Basis, du wirst nichts spüren. Bitte, beweg dich nicht.«
    Kein Traum. So sprachen Roboter nicht in seinen Träumen.
    Gardeleutnant Pridon, der Herr der Schutzflotte des Palastes und der Herzogin – zumindest war er das einst gewesen, vielleicht war sie längst tot –, gehorchte.
    Er schloss die Augen, oder wenigstens wollte er es. Das rechte blieb offen.
    »Ich habe dein Augenlid fixiert, denn ich muss es austauschen. Die biogenetische Nachzucht ist zu hundert Prozent perfekt gelungen.«
    Sein Herzschlag beschleunigte sich.
    »Bitte bleib ruhig.«
    Alles krampfte sich in ihm zusammen.
    »Ich erhöhe die Dosis des Schmerzmit...«
     
    *
     
    Als er wieder erwachte, kümmerte sich kein Roboter um ihn, sondern ein echter Mediker. Ein Escalianer, ein Bürger des Reiches der Harmonie – ein Gegenüber, das Pridon das Gefühl verlieh, am Leben zu sein.
    »Du hattest starke Verbrennungen infolge dei..., infolge des Strahlerschusses, der nicht nur den Konstrukteur Sholoubwa, sondern auch dich selbst getroffen hat.«
    Pridons Verstand funktionierte wieder scharf genug, um sofort zu verstehen, warum der Mediker gestockt hatte. Infolge deines Strahlerschusses, hatte er zuerst sagen wollen. Wahrscheinlich hielt er es für angebracht, seinen Patienten psychologisch ein wenig zu schonen.
    Der Gardeleutnant ging nicht weiter darauf ein. »Bin ich vollständig geheilt?«
    »Noch nicht. Aber es werden keine Schäden zurückbleiben. Wenn dich Details interessieren, kann ich jederzeit mit ...«
    »Nein«, unterbrach Pridon schroff. »Es ist Vergangenheit, und ich schaue lieber auf die Zukunft.«
    »Eine vernünftige Einstellung.«
    »Wie geht es der Herzogin?«, fragte der Gardeleutnant und war erstaunt über sich selbst, dass ihn das Wohl und Wehe einer anderen Person noch mehr interessierte. »Und Alaska Saedelaere?«
    »Beide sind wohlauf.«
    »Es erleichtert mich unendlich, das zu hören«, sagte Pridon und wusste selbst nicht, auf wen er diese Aussage mehr bezog.
    Er ließ sich weitere Informationen geben über das Chaos an Bord, über die Verletzten, die Toten, den Zustand des Palastes.
    Schließlich erfuhr er etwas, das der Mediker wie beiläufig erwähnte. »Deine Maske ist völlig zerstört worden. Das Material ist teilweise mit deiner Gesichtshaut verschmolzen. Ich habe dir eine identische Kopie anfertigen lassen. Sie müsste in wenigen Stunden vorliegen. Bis wir die Verbände über deinem Gesicht entfernen können, werden allerdings mindestens zwei weitere Tage vergehen.«
    »Gut«, erwiderte er. »Dann bleibe ich also nicht mehr lange nackt. Wann kann ich die Medostation verlassen?«
    »Sobald ich die Verbände abnehme und mit dem zufrieden bin, was ich sehe.«
    »Also in zwei Tagen.«
    »Wenn alles gut läuft.«
    »Das muss es. Denn länger werde ich nicht hierbleiben. Und nun besorg mir eine Übergangsmaske und lass Alaska Saedelaere zu mir bringen.«
     
     
    Alaska Saedelaere
     
    Eroin Blitzer kam erstaunlich schnell zurück.
    Als Saedelaere aufsah und dem Zwergandroiden ins Gesicht blickte, dachte er erneut, wie traurig sein kleiner Begleiter wirkte. Mehr als nur ein Hauch von Schwermut umgab ihn seit der mutmaßlichen Zerstörung der LEUCHTKRAFT.
    »Konntest du etwas herausfinden?«, fragte der Maskenträger.
    »Wäre ich sonst schon wieder hier?«
    Die Antwort entlockte Saedelaere ein leichtes Lächeln, von dem er genau wusste, dass niemand außer ihm es dank seiner Maske wahrzunehmen vermochte. Es war ihm in all den Jahrhunderten in Fleisch und Blut übergegangen, mit verborgener Mimik zu leben; nur war er bislang nie mit einer Kultur in Kontakt geraten, in der jeder Einzelne eine Gesichtsmaske trug.
    »Gardeleutnant Pridon lebt«, erklärte der Zwergandroide. »Den neuesten medizinischen Berichten zufolge wird er darüber hinaus vollständig wiederhergestellt werden.«
    »Das sind gute Neuigkeiten. Deine Kreativität im
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