Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Poul Anderson

Poul Anderson

Titel: Poul Anderson
Autoren: Feind aus dem All
Vom Netzwerk:
Marskreuzer kam als Begleitschutz mit. Wir traten so zackig wie möglich an und empfingen die Offiziere mit allen vorgeschriebenen Ehrenbezeigungen. Immerhin waren wir der Pallas-Stützpunkt und hatten drei mörderische Angriffe innerhalb eines Jahres erfolgreich abgeschlagen und das zermürbende Warten dazwischen auch durchgestanden.
    Ich glaube, der marsische Kommandeur fühlte sich durch unseren Empfang geehrt. Er bot uns zwar keinen Händedruck an, und das war taktvoll von ihm, doch verbeugte er sich in seiner ganzen Größe von zwei Metern, indem er sich nach bester Manier ihrer militärischen Führerschicht steif in der Hüfte einwinkelte.
    »Sind Sie für den Stützpunkt verantwortlich, Commander?« fragte er. Er sprach portugiesisch, und das besser als ich. Der brasilianische Dialekt mag die verbreitetste Sprache der Erde sein, aber wir waren in der Mehrzahl Briten und Nordamerikaner und hatten englisch gesprochen.
    »Im Augenblick ja, Sevni«, antwortete ich förmlich. »Captain Roberts ist unpäßlich.« In Wirklichkeit lag der Alte mit einer Schnapsflasche in der Koje und schluchzte hemmungslos, wie häufig in jenen Tagen, aber es gab keinen Grund, das den Marsiern auf die Nase zu binden.
    »Ich bedauere außerordentlich, daß wir Sie erst so spät ablösen«, sagte der Marsier. »Es gab jedoch sehr viel zu erledigen, wie Sie verstehen werden. Unsere Leute werden sofort die Schiffe verlassen. Dann können Sie an Bord gehen und zur Erde zurückkehren. Sie werden in Quito abgesetzt, wo Sie weitere Reisegenehmigungen nach den nächsten größeren Städten in der Nachbarschaft ihrer Heimatorte erhalten.«
    »Das ist sehr freundlich«, sagte ich.
    »Oh, bitte sehr.« Der Marsier winkte mit einer mageren Hand. Ich wurde immer wieder von der seltsamen Tatsache beeindruckt, daß es durchaus nicht der sechste Finger oder das zusätzliche Fingerglied ist, wodurch mir die Marsier so menschenunähnlich erscheinen, sondern daß es die seltsam viereckigen Fingernägel sind. »Es ist genug Blut vergossen worden. Es ist Zeit, daß unsere Völker Freunde werden«, fügte er hinzu.
    Freunde? dachte ich. Nach all dem, was ihr der Erde angetan habt?
    Wir schifften uns ein und bereiteten uns auf die lange Reise in die Heimat vor. Die meiste Zeit bewegten wir uns im freien Fall, und ich hielt die Leute an, regelmäßig Gymnastik zu treiben. Nach den langen Jahren auf dem Asteroiden mit seiner geringen Anziehungskraft und den vielen Wochen völliger Schwerelosigkeit bei der Heimreise mußten wir uns auf unser Erdgewicht vorbereiten. Ich glaube, es gelang mir, alle in leidlich gute körperliche Verfassung zu bringen, zwar unterernährt, aber hart und geschmeidig, dazu braungebrannt vom ungeschwächten Sonnenlicht.
    Die Besatzung des Raumschiffes bestand aus Marsiern, die jedoch für sich blieben. Wir bekamen sie kaum zu Gesicht. Die Fahrt verlief ohne Zwischenfall. Gegen Ende nahm die Teilnahmslosigkeit unter meinen Leuten ab, und mir ging es ebenso. Besiegt oder nicht, es ging jedenfalls heim! Die alten abgegriffenen Fotografien wurden hervorgeholt, und die Stimmen wurden wieder lauter. Man diskutierte, man tauschte Erinnerungen aus, und es wurde gesungen. Die Leute schmiedeten Pläne für ein alljährliches Treffen, und trotz meiner Bitterkeit merkte ich, daß wir doch eine schöne Zeit in all den verlorenen Jahren gemeinsam verlebt hatten.
    Wir gingen auf eine Kreisbahn um die Erde, und ich verbrachte lange Stunden am Bullauge, um unsere Heimat zu betrachten, die sich blau und wunderschön vor dem gestirnten Himmel langsam drehte. Auf ihrem heiteren Antlitz war nichts von den Narben des Kriegs zu sehen – Menschen und Marsier waren kleine Wichte, wenn man es recht betrachtete, und Raum und Zeit waren unendlich.
    Zubringerboote brachten uns nacheinander nach Quito hinunter. Es war schwer bombardiert worden und immer noch eine wüste Trümmerlandschaft aus Eisenschrott und verrotteten Menschenknochen, aber die Radioaktivität hatte inzwischen nachgelassen, und die Berge erschienen mir lieblicher denn je. Man hatte einen neuen Raumhafen errichtet, um den sich Baracken scharten, aus denen möglicherweise einmal die Stadt wiedererstehen könnte. Ich kniete nicht nieder, um die Erde zu küssen, wie es manche taten, aber ich stemmte meine Muskeln gegen die mächtige Anziehungskraft von Mutter Erde, und ich zog die reine klare Luft tief in meine Lungen ein, und vor meinen Augen flimmerte es eine Weile.
    Verbindungsoffiziere meldeten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher