Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Poul Anderson

Poul Anderson

Titel: Poul Anderson
Autoren: Feind aus dem All
Vom Netzwerk:
die meiste Zeit auf verschiedenen Raumkreuzern und interplanetarischen Stützpunkten zugebracht. Mit fünfundzwanzig war er stellvertretender Kommandant des Stützpunktes auf Pallas geworden, und da war der Krieg aus. Er kehrte heim.
    Der Oberste Souverän beugte sich über das Heft, wobei er über die kleine Schrift halblaut fluchte, und begann mit erhöhtem Interesse zu lesen.

1
     
     
    Wir erhielten die Nachricht durch ein Kurierschiff, nachdem schon einige Wochen vergangen waren, weil die Verbindung über Funk nicht klappte. Mit unserer Niederlage hatten wir gerechnet, denn das Ende war schon abzusehen gewesen, als die Marsier den Erdmond Luna einnahmen; aber trotzdem wirkte die endgültige Nachricht für uns niederschmetternd. Viele kampferprobte Männer weinten. Ich verrichtete meinen Dienst rein mechanisch, weil auch mich die Niederlage schwer getroffen hatte. Am schlimmsten war es während der Schlafenszeit, wenn ich im Dunkeln allein lag und ins Nichts starrte.
    Es gab viel zu tun, und ich war froh darüber. So kam ich nicht zum Nachdenken. Ich war praktisch der Kommandant der Asteroiden, weil der Alte völlig apathisch geworden war und sich kaum blicken ließ. Ich mußte mich um den Papierkrieg kümmern, und der blühte nach wie vor; ich mußte die Ingenieurteams überwachen und war besonders dafür verantwortlich, daß sie keine Sabotagen verübten. Einmal erwischte ich einen Mann, als er gerade die Sicherungsvorrichtungen unseres Hauptatomreaktors blockieren wollte. Dadurch wäre der Meiler über kurz oder lang hochgegangen. Als ich ihn mir vorknöpfte, wurde er wild. »Sollen wir wirklich alles den Marties übergeben?« fragte er störrisch. »Ist es tatsächlich so, daß wir ihnen alles in tadellosem Zustand präsentieren müssen und außerdem noch ihre dürren Pfoten küssen dürfen?«
    »Die korrekte Anrede eines Vorgesetzten lautet ›Sir‹«, antwortete ich müde. »Wir erhalten unsere Befehle vom Hauptquartier, und das führt wiederum nur die Bestimmungen des Waffenstillstandes durch, nach denen wir den Stützpunkt in funktionsfähigem Zustand zu übergeben haben. Und ich bin dafür verantwortlich, daß das auch geschieht.« Dann fügte ich etwas weniger streng hinzu: »Mars hat uns an der Gurgel. Wenn wir ihnen nicht aufs Wort folgen, geht es der Erde dreckig. Sie haben doch auch eine Familie daheim, nicht wahr?«
    »Vielleicht«, sagte er. »Vielleicht auch nicht, wenn sie beim Bombenangriff umkam.«
    »Wir lieferten ihnen einen guten Kampf«, sagte ich. »Zwanzig Jahre lang. Vielleicht gelingt es uns später, Rache zu nehmen, aber bis dahin wird noch viel Wasser den Mississippi hinunterfließen. Und in der Zwischenzeit werden wir den Marsiern nötigenfalls auch die Pfoten küssen, wenn wir auf diese Weise bis dahin durchhalten können.«
    Ich verpaßte ihm zehn Tage Bau, erließ aber einen geharnischten Tagesbefehl, in dem stand, daß der nächste Verstoß durch ein Kriegsgerichtsverfahren geahndet werden würde. Im großen und ganzen billigten die Männer meine Handlungsweise. Sie wußten, daß wir geschlagen waren, und viele hatte der Kampfgeist verlassen. Das schnitt ins Herz. Ich führte Arbeiten, Spiele und Leibesübungen ein, um sie abzulenken, aber der Erfolg war nur langsam zu verspüren.
    Ohne eine Nachricht vom Hauptquartier mußten wir vier Monate ausharren. Ich begann mir Sorgen zu machen, denn wir hatten schon lange unsere Rationen gekürzt, und jetzt waren unsere Vorräte beängstigend zusammengeschmolzen. Ich dachte allen Ernstes daran, selbst die Bestimmungen zu brechen, eine Rakete zu bemannen und auf eigene Faust unserem Stützpunkt zu helfen. Wenn man in astronomischen Größen denkt, war zu jener Zeit Hiltons Planetoid nicht weit weg, und dort befanden sich große hydroponische Tanks sowie Gärbottiche mit nahrhaften Hefekulturen als Verpflegungsreserven.
    Unser Asteroid bewegte sich mit hoher Geschwindigkeit durch die große kalte Dunkelheit, mitten durch Millionen von kaltglitzernden Sternen und den leuchtenden Gürtel der Milchstraße.
    Die Sonne war fern, eine winzige wärmelose Scheibe, deren Licht nur schwach den grausam gezackten, steinigen Himmelskörper beschien. Außerhalb des Stützpunktes herrschte ewige Stille, nur der Atem rauschte schwer innerhalb des Raumhelms, wenn wir unsere Runden gingen.
    Endlich erschien ohne jede Vorankündigung die Ablösung: vier große Truppentransporter, die uns mit feuersprühenden Düsen umkreisten. Ein schlanker schwarzer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher