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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem
Autoren: Jonathan Kellerman
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war älter, als wir dorthin gezogen sind, und würde wissen, ob in der Nachbarschaft irgendwas vorgefallen ist. Übrigens befreie ich Sie von Ihrer ärztlichen Schweigepflicht, damit Sie Detective Sturgis alles erzählen können, was Sie wollen. Hier, ich habe eine entsprechende Erklärung aufgesetzt.«
    Ein weiteres rasiermesserscharf gefaltetes Stück Papier wurde aus der Handtasche gezogen. Eine handschriftliche Verzichtserklärung, aufgesetzt in dem gestelzten Tonfall einer Amateurjuristin. Dann ein Scheck über das verbilligte Honorar, das ich ihrer Mutter vor zehn Jahren eingeräumt hatte. Zwanzig Prozent von dem, was ich heutzutage bekam.
    »Ist das so okay?«
    »Absolut.«
    Sie ging auf die Tür zu. »Vielen Dank, Dr. Delaware.«
    »Hat Ihre Mutter Ihnen jemals etwas von Prozessen wegen Kunstfehlern im Krankenhaus erzählt?«
    »Nein. Warum?«
    »Die Unfallambulanz ist eine Station mit hohem Risiko. Was wäre, wenn ein Patient, mit dem sie zu tun hatte, gestorben ist, und sie fühlte sich verantwortlich?«
    »Sie hätte auf keinen Fall einen derart fatalen Fehler begangen. Dr. Delaware. Sie wusste mehr als manche der Ärzte.«
    »Prozesse haben nicht immer etwas mit der Wahrheit zu tun«, sagte ich. »Bei Krankenhausfällen verklagen Anwältemanchmal jeden, der dem Patienten auch nur zugeblinzelt hat.«
    Sie lehnte sich gegen die Tür. »Eine Kunstfehlersache. Oh, mein Gott, warum habe ich nicht daran gedacht? Es könnte ein Prozess mit einer hohen Schadensersatzsumme anhängig sein, und sie machte sich Sorgen, dass jemand mein Treuhandvermögen pfändet. Oder das Haus. Sie wollte mir mehr erzählen, aber dann ging ihr die Luft aus - das ist brillant, Dr. Delaware!«
    »Es ist nur eine Idee -«
    »Aber eine tolle. Wissenschaftliche Sparsamkeit, stimmt's? Suche immer nach der einfachsten Erklärung. Ich kann einfach nicht glauben, dass ich nicht daran gedacht habe.«
    »Sie hatten eine Menge Dinge im Kopf. Ich rufe Dr. Silverman jetzt sofort an.«
    Als ich die Unfallambulanz erreichte, war Rick im OP. »Er wird mich zurückrufen. Falls es etwas gibt, was ich Ihnen berichten kann, verspreche ich, mich gleich bei Ihnen zu melden.«
    »Herzlichen Dank, Dr. Delaware - nichts für ungut, aber können wir uns darauf verlassen, dass Dr. Silverman ganz offen mit uns spricht? Vielleicht haben seine Anwälte ihm geraten, über diese Dinge nicht mit anderen - okay, tut mir leid, das ist dumm, ich leide unter Verfolgungswahn.«
    »Möchten Sie trotzdem, dass ich mit Detective Sturgis rede?«
    »Nur wenn Dr. Silverman sagt, dass es keine Kunstfehlerprobleme im Zusammenhang mit Mommy gegeben hat, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie mit Ihrer Vermutung recht haben. Sie hat immer gesagt, Sie wären brillant.«
    Zehn Jahre zuvor war ihre Behandlung durch mich alles andere als brillant gewesen. Ich lächelte und brachte sie nach draußen.
    Als wir an ihrem Van ankamen, fragte ich: »Würden Sienoch ein paar Sitzungen mit mir machen, sobald wir dieses Problem gelöst haben?«
    »Was wollen Sie damit erreichen?«
    »Ich würde gern mehr über Ihre Lebensverhältnisse erfahren, und wer zu Ihrer Unterstützung da ist.«
    »Meine Lebensverhältnisse haben sich nicht geändert. Das Zweifamilienhaus ist abbezahlt, und die Mieter im Erdgeschoss sind eine wirklich nette junge Familie, die Friedmans. Ihre Miete deckt die laufenden Kosten plus Nebenkosten. Sie sind derzeit in Israel, wo Dr. Friedman seinen Forschungsurlaub verbringt, aber sie haben eine Jahresmiete im Voraus bezahlt und planen, wieder zurückzukommen. Mommys Versicherungen und ihre Kapitalanlagen sorgen für mich, bis ich mein Studium an der Uni beendet habe. Falls ich dann zum Medizinstudium an eine Privatuniversität gehe, werde ich vielleicht einen Kredit aufnehmen müssen. Aber Arzte verdienen gut, ich werde ihn zurückzahlen. Meine Freunde an der Uni unterstützen mich, wir sind eine ganze Gruppe, alle in der Vorbereitung aufs Medizinstudium, sie sind schwer in Ordnung und verständnisvoll.«
    »Klingt gut«, sagte ich, »aber mir wäre trotzdem wohler, wenn Sie ein paar Therapiesitzungen nicht ausschließen würden.«
    »Das tue ich nicht, Dr. Delaware, versprochen. Sobald meine Prüfungen vorbei sind.« Sie lächelte.
    »Keine Sorge, ich habe keins meiner alten Probleme. Ich weiß Ihre Fürsorge zu schätzen. Mommy hat immer gesagt, für Sie wäre es mehr als nur ein Job. Sie hat mir geraten, ich solle Sie beobachten, von Ihnen könnte ich lernen, was
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