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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem
Autoren: Jonathan Kellerman
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Fürsorge für Patienten bedeutet.«
    »Wie alt waren Sie, als sie das zu Ihnen gesagt hat?«
    »Das war… unmittelbar vor der zweiten Behandlung bei Ihnen, wir waren gerade nach Culver City umgezogen, also… zehn.«
    »Mit zehn wussten Sie bereits, dass Sie Ärztin werden wollten?«
    »Ich wollte schon immer Ärztin werden.«
    Als wir die Treppe hinuntergingen, fragte sie: »Glauben Sie an das Jenseits?«
    »Es ist ein tröstliches Konzept.«
    »Das heißt, Sie glauben nicht daran.«
    »Kommt darauf an, an welchem Tag Sie mich erwischen.« Bilder meiner Eltern schössen mir durch den Kopf. Dad mit seiner roten Nase im Säuferhimmel. Gab es himmlische Verfahren für unberechenbares Benehmen?
    Vielleicht wäre Mom am Ende glücklich, kuschelig aufgehoben im himmlischen Duplikat eines Bridgeclubs.
    »Nun ja«, sagte sie, »das ist ehrlich. Ich nehme an, bei mir ist es dasselbe. Meistens denke ich in Begriffen wissenschaftlicher Logik, zeig mir die Daten. Aber in letzter Zeit stelle ich fest, dass ich an die Geisterwelt glaube, weil ich spüre, dass sie bei mir ist. Es ist nicht immer so, nur manchmal, wenn ich alleine bin. Dann tue ich etwas und fühle ihre Nähe. Das könnte nur an meinem emotionalen Bedürfnis liegen, aber an dem Tag, wo es aufhört, könnte ich vielleicht bei Ihnen für eine echte Therapie auftauchen.«

5
    Rick sagte: »Nein, nichts dergleichen, weder jetzt noch in der Vergangenheit. Tatsächlich haben wir winkeladvokatenmäßig eine nette ruhige Phase. Und wenn die Geier kreisen, beachten sie die Schwestern nicht. Kein finanzieller Anreiz.«
    »Hat Patty schwarz gearbeitet?«
    »Nicht solange sie für mich arbeitete. Wenn sie zusätzlich Geld verdienen wollte, hat sie Doppelschichten gemacht.«
    »Wo hat sie gearbeitet, bevor sie ans Cedars kam?«
    »Am Kaiser Sunset, aber nur ein Jahr lang. Vergiss diese Kunstfehlergeschichte, Alex.«
    »Okay, danke.«
    »Wie geht's Tanya?«
    »So gut, wie man erwarten konnte.«
    »Gut. Ich muss los. Danke, dass du dich ihrer angenommen hast.«
    Direkt zur Sache. Wie mit dem Skalpell. Genau wie bei seiner ursprünglichen Überweisung.
    »Ich weiß, dass du nicht viel Therapie machst, Alex, aber das klingt mehr nach einer Beratung.«
    » Wer soll beraten werden?«
    »Die beste OP-Schwester, mit der ich je gearbeitet habe, sie heißt Patty Bigelow. Vor ein paar Jahren hat ihre Schwester ein Kind bei ihr abgeladen und sich dann in unbekannte Gefilde davongemacht. Als die Schwester bei einem Motorradunfall starb, hat Patty das Mädchen adoptiert, das inzwischen sieben ist. Sie hat ein paar Fragen, was die Elternschaft betrifft. Kannst du mit ihr sprechen?«
    »Klar.«
    »Das ist sehr nett…«
    »Gibt es sonst noch was, was ich wissen sollte?«
    » Worüber?«
    »Über Patty oder das Mädchen.«
    »Ich hab das Mädchen nur flüchtig gesehen. Süßes kleines Ding. Patty ist super organisiert. Vielleicht ein bisschen zu sehr für ein Kind.«
    »Eine Perfektionistin.«
    »Das könnte man sagen. In meine Notaufnahme passt sie prima. Es war nicht leicht für sie zuzugeben, dass sie ein Problem hat. Ich weiß nicht, warum sie ausgerechnet mir davon erzählt hat.«
    »Sie vertraut dir.«
    »Daran könnte es liegen… Ich gebe ihr deine Nummer, muss jetzt los.«
    Eine Stunde später hatte Patty Bigelow angerufen. »Hallo, Doktor. Ich will nicht lange am Telefon quasseln, weil Sie Ihre Zeit verkaufen, und ich bin keine Schnorrerin. Wann haben Sie den nächsten Termin frei?«
    »Sie können heute um sechs zu mir kommen.«
    »Daraus wird nichts«, sagte sie. »Meine Schicht geht bis sieben, und Tanyas Tagesstätte schließt um acht, also bin ich abends zu Hause. Morgen hab ich frei.«
    »Was ist mit zehn Uhr vormittags?«
    »Toll, vielen Dank. Soll ich Tanya mitbringen?«
    »Nein, reden wir zuerst darüber.«
    »Ich habe gehofft, dass Sie das sagen. Wie hoch ist Ihr Honorar?«
    Ich nannte ihr die Summe und sagte, sie müsse nur die Hälfte bezahlen.
    »Das liegt eindeutig unter dem Durchschnitt«, sagte sie. »Dr. Silverman versichert mir, dass Sie das eigentlich nicht tun.«
    Wir diskutierten eine Weile. Ich setzte mich durch. »Normalerweise gebe ich nicht nach, Dr. Delaware«, sagte Patty. »Vielleicht sind Sie für Tanya genau der Richtige.«
    Am nächsten Morgen stand ich auf der vorderen Veranda, als ein blauer Minivan vor dem Haus an den Bordstein fuhr. Der Motor wurde ausgestellt, aber die Türen blieben geschlossen.
    Eine Frau mit kurzen braunen Haaren saß hinter
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