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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold
Autoren: Lindsey Davis
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und gebackenem Fisch. Und wenn die Lichter sich in den Metallgefäßen und Edelsteinen der Auslagen spiegeln, werden die einfachen Läden zu funkelnden Höhlen voller Schätze. Der Ramsch, den man bei Tage keines Blickes gewürdigt hätte, wird auf einmal zu begehrenswerten Kleinodien.
    Das ägyptische Mobiliar aus Vaters Büro hatte einer exotischen Vorschau auf die nächste Auktion Platz gemacht; dazu gehörten ein Elefantenhuf, afrikanisches Kriegsgerät mit seltsamem Duft, ein steinerner Thron, der sich zur Privattoilette umfunktionieren ließ, zwei Kupferkessel, drei hohe Schemel, ein kleiner Obelisk (als Gartenschmuck geeignet) und ein Satz recht hübscher Gläser.
    »Wie ich sehe, bist du wieder auf dem alten Kurs und verdienst dir mit wertlosem Plunder eine goldene Nase! Diese violetten Glaskelche könnten ganz hübsch was bringen.«
    »Find ich auch. Du solltest mein Teilhaber werden, hättest wirklich das Talent zum Kaufmann.« Mein Vater war anscheinend nüchtern – was für eine Überraschung.
    »Nein, danke.« Wir sahen uns an, und jeder dachte an den mißlungenen Betrug mit der Statue. Zwischen uns prickelte es gefährlich. »Ich hab getan, was ich konnte, Papa. Heute abend war ich bei Carus und Servia und hab ihnen suggeriert, daß sie eine Fälschung gekauft haben. Schön, sie haben unseren Phidias, aber dran freuen werden sie sich bestimmt nicht.«
    »Das ist wirklich gut!« krächzte mein Vater spöttisch. »Manche Leute drehen ihrer Kundschaft Fälschungen als Originale an, wir aber müssen’s extra schwermachen und so tun, als wäre das Echte ein Schwindel.« Und schwups! war er bei der gewohnten Familienschmeichelei. »Das ist alles deine Schuld!«
    »Geb ich ja zu. Thema beendet.«
    »Ich hatte dir die Verantwortung übertragen!« brüllte er wütend.
    »Aber Orontes war dein Mann! Reg dich wieder ab, den find ich schon«, drohte ich und freute mich schon darauf, dem Bildhauer den Schädel einzuschlagen.
    »Keine Chance. Der ist mitsamt seiner Hurenschlampe Rubinia längst über alle Berge.« Mein Vater war genauso wütend wie ich. »Ich hab nämlich auch nicht bloß Däumchen gedreht. War bei Varga und Manlius. Orontes hat Rom verlassen.«
    »Ich hol ihn zurück!« beharrte ich. »Wir haben immer noch vier Blöcke erstklassigen parischen Marmor …«
    »Das funktioniert nicht!« widersprach Papa hitzig. »Du kannst einen Künstler nicht zwingen, auf Kommando kreativ zu sein. Wir würden dabei nur riskieren, daß er den Stein zerstört oder einen derben Amor mit Grübchen im Popo draus macht, den du nicht mal auf ein Vogelbad setzen würdest. Oder gar eine Nymphe fürs Boudoir!« (Sein ärgste Horrorvision.) »Überlaß die Sache mir, ich finde schon jemanden.«
    »Na, großartig! Einen von deinen Stümpern, was? Wir sind also wieder auf dem Niveau, wo man beschädigten Büsten falsche Nasen verpaßt, brandneue Möbel auf antik trimmt, etruskischen Urnen griechische Henkel anleimt …«
    »Ich hab gesagt, ich finde jemand anderen! Und damit meine ich einen, der eine anständige Fälschung zuwege bringt.«
    »Von einem hübschen Lysipp?« höhnte ich.
    »Einen hübschen Lysipp«, wiederholte mein Vater seelenruhig. »Oder besser gleich vier davon. Ringer sind grade groß in Mode.«
    »Ich hab kein Interesse mehr. Ich eigne mich einfach nicht für so was. Und ich hab keine Ahnung von Bildhauerei. Nie kann ich mir merken, ob der Kanon der Proportionen nun am vollendetsten an den Lanzenträgern von Polyklit und den Diskuswerfern von Lysipp zu sehen ist …«
    »Genau andersrum«, sagte mein Vater. Zufällig wußte ich, daß ich recht hatte. Er versuchte bloß, mich durcheinander zu bringen. »Und das Paradebeispiel ist nicht der Diskobol, sondern der Faustkämpfer mit den Hanteln.«
    »Gut, dann eben vier Ringer.« Von seiner unermüdlichen Niedertracht zermürbt, gab ich nach. Ein neuer Bildhauer würde bezahlt werden müssen, aber vier gute Kopien begehrter Originale würden uns immer noch ein bis anderthalb schöne Geburtstagsgeschenke einbringen.
    »Du solltest dich langsam in Selbstbeherrschung üben«, riet Papa. »Du schadest dir doch nur, wenn du bei jedem Stein, den die Parzen dir in den Weg werfen, gleich in die Luft gehst.« Geminus, der unverfrorenste Heuchler der Welt.
    Mir fiel auf, daß wir beide, die wir vor Wut kochten, wie zur Vorsicht die Arme verschränkt hatten. Mit dem gleichen wirren Kraushaar und der gereckten Brust sahen wir gewiß aus wie ein Paar antiker Krieger, die
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