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Populaermusik Aus Vittula

Titel: Populaermusik Aus Vittula
Autoren: Mikael Niemi
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ganzen Saal angesagt. Dröhnendes Elefantengetrampel mit Riesenstampfern die Sprossenwand entlang. Der Schweiß ergoss sich über Doppelkinne und in die Brustritzen, Krampfadern leuchteten blutrot. »Und dehnen und dehnen«, ermahnte die Lehrerin vom Tonband her, und vierzig kräftige Hausfrauen wiegten sich wie Birken im Sturm. »Und eins und zwei und vorbeugen«, und zwanzig gewaltige Altfrauenärsche, die hundert Kinder geboren hatten, schaukelten in der Luft. Der Hinternschweiß strömte über die Speckrücken, die Geschlechter dufteten. Und wieder hoch und hüpfen, Seitenschritt mit vorgeschobener Hüfte. Das führte natürlich zu Zusammenstößen unglaublicher Massenenergien. Die Frauen fielen wie Zweitonnenbomber um, lagen und wanden sich im Bodenschweiß auf den lackierten Bodendielen, bevor sie sich wieder aufrappelten, unbezwingbar. Der Saal war von einem Geruch nach Moor und Klimakterium erfüllt. Tod und Geburten in einer uralten Mischung, weibliche Hitze.
    Das Mädchen packte mich bei den Nackenhaaren. Vergrub ihre frierenden Mädchenfinger darin. Mir lief ein Schauer den Rücken hinunter, bis in die Hüften. Ich hatte weiche Knie, musste mich hinsetzen. Sie glitt auf meine Knie und spuckte ihr Kaugummi aus. Ihre Pupillen wuchsen, wurden zu schwarzen Wuhnen. Ich streichelte mit meinem daunenzarten Daumen ihre Wange, den Kieferknochen entlang nach hinten, hinauf zu dem zierlich geformten Ohr. Kam ihrem Gesicht immer näher. Schloss die Augen und schnupperte an ihrer Haut. Die Wangen schmolzen, wurden immer heißer. Ihr Atem wurde eifriger. Ich fühlte, wie sie unter meinen Lippen lächelte. Wir öffneten die Jacken. Körper an Körper. Ihre Brust war jung und spitz. Ich schlang meine Arme um sie und drückte sie mit Tränen in den
    Augen, spürte, wie das Glück sich in mir ausbreitete. Zusammen bleiben. Ein Mädchen haben.
    Plötzlich war ihre Hand unter meinem Hemd. Eisig kalt, aber zärtlich vor lauter Liebe. Sie strich meine empfindlichen Rückenmuskeln entlang, brachte sie zum Zucken. Wurde schneller, ungeduldiger. Kniff ein wenig. Kratzte.
    »Darf ich ... bei dir«, stotterte ich.
    Als Antwort schob sie die Hand in meine Hose. Verwandelte sie in eine Ratte, die kitzelnd über meine Pobacken lief, über die Hüftknochen, sich über die Leiste nach vorn vorarbeitete. Ich zog mich zusammen.
    »Keine Angst«, lachte sie mit leisen, weißen Zähnen.
    Ich wollte sagen, dass ich noch nicht mal richtige Haare hatte, sie vor der Enttäuschung bewahren, aber sie war schon angekommen. Tastete sich schnell über den Sack vor, wie eine Spinne eine Fliege einspinnt. Schnappte sich dann den steifen Kleinen. Jetzt saß ich fest, konnte nicht mehr entkommen. Gleichzeitig küsste sie mich, schob mir ihre lange, nach Blut schmeckende Zunge in den Mund. Ich spürte, wie mir schwindlig wurde, strich zögernd, aber fest und tollpatschig über ihre Brust. Sie drückte mich nach hinten, auf die Holzbank. Zog ihre Jeans herunter. Ich wollte sie anfassen, aber sie schlug mir auf die Finger.
    »Du bist zu schmutzig«, sagte sie fest und schubste mich hinunter.
    Ich wurde auf die Schulterblätter gelegt. Sie warf sich wie einer von der Ordnungsmacht auf mich. Im Hintergrund war das Getrampel der Frauen zu hören.
    »Du bist so ... schön .«, murmelte ich schüchtern.
    Mit geschlossenen Augen stocherte sie mich rasch in sich hinein. Tief in die dunkelste Weichheit. Es fühlte sich warm und weich wie ein Kissen an. Mit schlangenähnlichen Bewegungen begann sie sich über mir zu wiegen, ein langsamer, vorsichtiger Tanz, bei dem etwas wächst und die ganze Zeit größer wird. Ein Bild, das immer roter gemalt wird, bis die Leinwand zu einer weichen Hülle wird. Ich pumpte dagegen und fühlte mich vollkommen verwirrt. Sie steigerte den Rhythmus und stieß dabei schrille Schreie aus. Wurde immer eifriger, immer wilder, wie ein Hund, wenn er mit einem Sofa fickt. Ich legte ihr die Hand auf den Mund, aber sie schrie durch sie hindurch. Gellende Katzenschreie.
    »Leise, sonst hören sie uns!«, warnte ich sie und spürte, wie die Haut sich spannte. Sich nach außen wölbte. Ein Druck, eine Blutung. Ich versuchte mich herauszuwinden, aber sie hielt mich fest. Es wurde immer größer und stärker. Ein Kitzeln mit dem Messer, bevor es ein Loch schnitt. Ihr Haar hing dicht über mir. Dunkle Wolken. Voller Fleisch.
    Und jetzt. Ja, jetzt, jetzt, jetzt platzte die ganze Welt, und der Regen schüttete aus den schwarzen Wolken heraus.
    Als ich
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