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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Herr Kommissar. Der Teufel ist ein
Logiker, sagt Dante in der Göttlichen Komödie! Ich bin
zwar nicht der Teufel, aber von Logik verstehe ich eine ganze
Menge! Wenn ich gezwungen werde, etwas zu tun, was soll ich denn da
bereuen?«
    »Signora Diete
nicht mehr kommen heute?«
    Swensen sieht Bruno an
und zuckt mit den Schultern. Das Glas Wein ist fast leer. Er hat
völlig das Zeitgefühl verloren. Ein Blick auf die Uhr
sagt deutlich, dass etwas nicht zu stimmen scheint. Er zieht sein
Handy aus der Jackentasche und tippt Annas Nummer ein.
    »Diete«,
meldet sich ihre Stimme nach dem ersten Klingeln.
    »Hallo Anna, ich
sitz hier im Dante und warte auf dich.«
    »Du sitzt im
Dante? Jan Swensen, ich fass es nicht!«
    »Es ist unser
Freitag, Anna. Da sind wir doch immer hier.«
    »Jan Swensen,
ich höre seit Tagen nichts von dir. Ich weiß nur, du
steckst in einem Mordfall und wolltest morgen bei mir einziehen. Da
glaubst du im Ernst, ich würde annehmen, dass du heute Abend
gemütlich im Dante sitzt, um auf mich zu
warten?«
    »Aber wir
treffen uns immer am Freitag!«
    »Heute bestimmt
nicht mehr, Jan Swensen! Und wenn ich gerade die Gelegenheit habe,
mit dir zu reden, würde ich gern wissen, ob ich morgen mit dir
rechnen kann?«
    »Kannst du. Es
kann höchstens etwas später werden. Wir reden dann morgen
über alles, Anna, versprochen!«
    »Okay, wir
sprechen dann! Bis morgen!«
    Der Hauptkommissar
winkt Bruno heran, bestellt einen Steinpilzsalat und verlässt
das Restaurant eine halbe Stunde später. Die Fahrt in die
Hinrich-Fehrs-Straße zögert er unbewusst hinaus,
fährt nicht schneller als 40 Stundenkilometer. Er weiß,
in der Wohnung warten die ungepackten Umzugskartons und die nicht
auseinandergeschraubten Möbel. Swensen schleicht sich in das
Dunkel der Räume, denn fast alle Lampen sind bereits abgebaut.
Das Sofa im Wohnzimmer ist der letzte Fleck, auf dem er bequem
Platz nehmen kann. Der Wein hat ihn träge
gemacht.    
    Du hättest gar
nicht mehr fahren dürfen, denkt er und macht sich innerlich
Vorwürfe. Dann fällt ihm ein, dass Stephan schon zum
zweiten Mal sein Leben gerettet hat.
    Was ist bloß
los? Wirst du langsam unvorsichtig?
    Er findet keine
Antwort, unmerklich fallen ihm die Augen zu. Ein lang anhaltendes
Klingeln reißt ihn aus dem Schlaf. Die Morgensonne scheint
durchs Fenster. Die Knochen schmerzen, als er aufstehen
will.
    Du musst völlig
verkantet geschlafen haben, denkt er. Das darf nicht wahr sein! Du
bist nicht fertig, und der Umzugswagen steht vor der
Tür!
    Er geht zur
Haustür und öffnet. »Überraschung!!!«,
schallt es ihm entgegen. An der Gartenpforte haben sich Silvia
Haman, Stephan Mielke, Rudolf Jacobsen und Jean-Claude Colditz
aufgestellt und grinsen.
    »Silvia hat uns
eingeweiht, was bei dir heute alles ansteht«, ergreift
Colditz das Wort. »Du hast für unseren Fall geschuftet,
da dachten wir, wir schuften jetzt mal für dich, Jan. Also
los, was gibt’s wo zu tun?«
    *
    »Ob wir die
richtige Tatwaffe haben, können wir zu diesem Zeitpunkt noch
nicht sagen«, berichtet Staatsanwalt Rebinger. »Das
ballistische Gutachten steht noch aus. Aber der Täter hat
eingeräumt, mit dieser Waffe geschossen zu haben.
Außerdem wurde in der Sohle seines rechten Schuhs ein kleiner
Glassplitter sichergestellt. Das Labor beim LKA in Kiel hat eine
klare Übereinstimmung mit dem zerbrochenen Brillenglas des
Mordopfers Hanna Lechner festgestellt. Der Fall kann als
gelöst betrachtet werden. Ich danke allen Beamten der Soko
Schlosspark für ihre schnelle und überzeugende Arbeit.
Haben die Damen und Herren von der Presse noch
Fragen?«
    Swensen hat
während der gesamten Pressekonferenz neben der
Eingangstür gestanden. Im selben Moment, als die Arme der
Journalisten in die Höhe schnellen, beginnt sein Handy zu
klingeln. Er öffnet die Tür, tritt auf den Flur hinaus
und will gerade die Tür hinter sich schließen, da wird
sie wieder aufgedrückt. Es ist Maria Teske, die gleichzeitig
mit ihm den Saal verlassen hat. Während Swensen noch sein
Handy aus der Jackentasche zieht, bleibt die Journalistin neben ihm
stehen und streckt den Daumen zum Siegeszeichen nach
oben.    
    »Ziemlich
genial«, schwärmt sie völlig überdreht,
»Wiktor Šemik das Monster vom Schlosspark, davon
hätte ich heute Morgen noch nicht zu träumen gewagt.
Jetzt wird kein Kollege mehr über meinen Artikel lästern.
Ich kann mir sogar vorstellen, dass mein Chef das Interview mit
einem Mörder noch einmal
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