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Polterabend

Polterabend

Titel: Polterabend
Autoren: Alfred Komarek
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Apfelstrudel ist noch nicht fertig und ich habe heute für mich nur etwas Schnelles gekocht: Krebsschwänze mit Chili und Basilikum auf Spaghettini.«
    »Macht nichts, Frau Hahn, ich will ohnehin abnehmen. Aber wo man Krebsschwänze bekommt, hier bei uns, möchte ich wissen.«
    »Im neuen Supermarkt.«
    »Ah ja. Und die Habesam schaut durch die Finger.«
    »Die alte Dreckschleuder kann schauen, wie sie will!«
    »Also bitte, Frau Hahn!«
    »Simon Polt, der Menschenfreund? Sie haben keine Vorstellung davon, was die so über Sie redet.«
    »Ich kann’s mir denken, aber so ist sie halt.«
    »Wetten, daß die Schreckschraube schon weiß, daß Sie bei mir sind? Die wird uns ein Verhältnis der schmutzigsten Sorte andichten. Eigentlich sollten wir ihr recht geben, was?«
    »Na, Sie kommen auf Ideen!«
    »Nicht wahr? Aber der gute Simon Polt denkt ja gar nicht daran, in meine Fänge zu geraten. Der ist dienstlich hier.«
    »Ja, schon. Sie wissen, was im Preßhaus vom Karl Fürnkranz passiert ist?«
    »Natürlich. Reden ja alle drüber. Schade um den Eiswein, gar nicht schade um den Herrn Lutzer.«
    »Ihr Name steht in seinem Notizbuch, Frau Hahn.«
    »So? Eine zweifelhafte Ehre. Ich kann mir aber denken, warum: Einmal hat er mir die Waschmaschine repariert. Flinke Finger, dieser Mensch. Nicht nur bei der Waschmaschine.«
    »Wie meinen Sie das? Ach so. Hat er Sie belästigt?«
    »Schon eher belustigt. Das müssen Sie aber noch üben, hab ich ihm gesagt. Dann war er beleidigt. Ich möchte wissen, was die andern an ihm finden, oder gefunden haben, früher einmal. Ein lächerlicher Furchen-Casanova. Hat plumpe Unverschämtheit mit Draufgängertum verwechselt. - Darf’s wenigstens was zum Trinken sein, Herr Gendarm? Einen ziemlich umwerfenden Blauburger hab ich da. Sinnigerweise vom Fürnkranz.«
    »Wenig bitte, nur zum Kosten.«
    »Wollen Sie die Flasche aufmachen? Männer sind da manchmal eigen.«
    »Mir ist alles recht.«
    »Ja dann!« Grete Hahn entfernte das Stanniol und setzte den Korkenzieher an. »Wie läuft es mit der Karin Walter so?« fragte sie leichthin.
    »Grippe hat sie.«
    »Das vergeht bis zur Hochzeit.«
    Polt lächelte einfältig.
    Grete Hahn stieß ihr inzwischen gefülltes Glas an das seine. »War eine dumme Redensart. Stoßen wir drauf an, daß mir in Zukunft was Klügeres einfällt!«
    Beide tranken, und dann saßen sie eine Weile da, ohne zu reden. Es war eine einträchtige Stille. Grete Hahn hatte mit beiden Händen ihr Glas umfaßt, als wolle sie es schützen. »An so einem trüben Wintertag ist unsereins ohne Rotwein so gut wie verloren«, sagte sie leise, »und wie schön, wenn einer da ist, dem man zuprosten kann.«
    Polt empfand das zwar im Grunde genommen ähnlich, spürte aber auch leises Unbehagen. »Entschuldigung, wenn ich schon wieder damit anfange: Sie haben gesagt, um den Lutzer wär’s nicht schade. War er denn wirklich so arg?«
    »War er. Wenn sich ein Mann mit vielen Frauen was anfängt und sie dabei so halbwegs glücklich macht, für ein paar Augenblicke wenigstens, will ich nichts dagegen sagen. Aber der feine Herr hat’s mit dem Gegenteil gehalten.« Sie schlug mit dem Zeigefinger heftig an ihr Glas. »Die Robusteren haben es irgendwie überstanden, aber die meisten hatten einen Sprung nachher, und ein paar werden schon auch zerbrochen sein. Heimlich natürlich, damit sie die restliche Männerwelt nicht verwirren, mit ihrem innerlichen Scherbenhaufen. Ich kann nur hoffen, daß sich der junge Fürnkranz nicht allzuviel abgeschaut hat von ihm.«
    »Waren die viel zusammen?«
    »Eher nicht. Andererseits hat der Lutzer immer Kontakt mit den jungen Leuten gesucht, in der Disco und so, wollte einfach nicht zum alten Eisen gehören. War eigentlich schon ziemlich peinlich, mit seinen 45 Jahren.«
    »Freundinnen in letzter Zeit?«
    »Da weiß ich nicht so gut Bescheid. Aber eines weiß ich: Wenn die Frauen einem Typen wie dem Lutzer mehr und mehr ausweichen, dann kauft sich so einer im Puff, was er braucht. Und das ist drüben am billigsten zu haben. Kein Wunder, daß der Lutzer so gerne Geschäfte mit den Tschechen gemacht hat. Wenn’s überhaupt Geschäfte waren.«
    »Aha. Jetzt frag ich Sie einmal ganz was Blödes. Aber es muß einfach heraus. Die Karin hat so merkwürdig reagiert, als ich ihr vom Lutzer erzählt habe. Wissen Sie, ob..., naja...«
    »Ob da was war irgendwann? Ich weiß von nichts und kann es mir auch nicht vorstellen. Die Karin Walter ist doch viel zu gescheit, um auf
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