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Polterabend

Polterabend

Titel: Polterabend
Autoren: Alfred Komarek
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gut. Bewußtlos war ich. Mit dem Eder Fritz und dem Kurzbacher Wolfgang im Blue Moon versackt. Erinnern Sie mich nicht daran.«
    »Kurzbacher?«
    »Ja, der Neffe vom alten Kurzbacher. Den kennen Sie ja gut, glaub ich.«
    Hinter Fürnkranz hatte sich eine Tür geöffnet. Ein Mann um die Dreißig ging auf Polt zu und streckte ihm die Hand entgegen. »Heinz Dvorak mein Name. Aber ich will nicht stören.« Er wandte sich zum Gehen. »Wenn’s was Neues gibt, hörst von mir, Martin. Schönen Tag noch!«
    Gut frisiert, gut angezogen, gute Manieren, Traum-Schwiegersohn, dachte Polt. Dann wandte er sich wieder dem jungen Fürnkranz zu. »Sie haben schon recht, ziemlich einschichtig, da draußen. Aber ein paar Leistungstrinker wie der Bruno Bartl sind immer irgendwo unterwegs. Werd mich eben umfragen müssen.«
    »Leere Kilometer, Inspektor. Wenn so einer um diese Zeit noch auf dem Trip ist, sieht er höchstens Gespenster, und die unscharf. Und dann kommen Sie mir mit diesem Bruno Bartl! Lebt der überhaupt noch? Er war doch schon vor Jahren so gut wie hinüber. Hab ihn schon ewig nicht mehr gesehen. Also noch einmal, zum Mitschreiben: Halten Sie sich an meinen Alten, der kennt jeden Hasen und jeden Fasan da draußen beim Namen.«
    »Wird schon stimmen.«
    Polt verließ das Haus und fuhr mit dem Fahrrad zur Burgheimer Kellergasse. Als der Boden eisig wurde, stieg er ab und schob das Rad neben sich her. Nach ein paar Preßhäusern zweigte ein schmaler Güterweg nach Osten ab, der den Talrand entlang zum Preßhaus von Karl Fürnkranz führte. Nach ein paar hundert Metern war das Ziel erreicht. Tatsächlich stand die Tür offen, auch die in den Keller. Polt ging nach unten. Samstag früh hatte er gar nicht bemerkt, daß in einem etwas abgelegenen Seitengang ein massiver Holztisch und Sitzgelegenheiten standen. Ringsum gab es hohe, gemauerte Regale, die mit Weinflaschen gefüllt waren. Karl Fürnkranz saß hinter einer flackernden Kellerkerze und schaute Polt ruhig entgegen. »Willkommen, Inspektor. Wollen Sie was trinken? Für mich ist es zu früh.«
    »Für mich auch, aber entschuldigen Sie, wenn ich blöd frage: Was tun Sie dann im Keller?«
    »Ich gebe meinen Gedanken Audienz.«
    »Auch wenn’s keine schönen Gedanken sind?«
    »Auch dann. Man muß mit ihnen leben, gegen die kommt man sowieso nicht an.«
    »Trotzdem. Der tote Lutzer..., muß schon ein arger Schlag für Sie gewesen sein.«
    »Jede andere Leiche wäre um nichts weniger schlimm gewesen.«
    »Ich hab kurz mit Ihrem Sohn geredet. Er kennt den Lutzer.«
    »Wer kennt den nicht?«
    »Tut weh, daß der Martin vom Weinbau nichts hören will, nicht wahr?«
    »Sein gutes Recht.«
    »Ja ja. Ist auch nicht unser Problem, derzeit. Wie um alle Welt ist der Lutzer nachts in Ihr Preßhaus gekommen?«
    »Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen, Herr Inspektor. Es sei denn, ich hab ihn hineingelassen.«
    »Und warum hätten Sie das tun sollen?«
    »Frag ich mich natürlich auch.«
    »War übrigens der Bartl eigentlich schon einmal bei Ihnen im Preßhaus? Der kommt ja ziemlich weit herum.«
    »Ja schon, aber bei mir war der nie, hält sich eher an die Kellergasse, wo viele Preßhäuser nebeneinanderstehen. Da kriegt er leichter was zu trinken. Aber vielleicht ist er auf dem Heimweg nach Brunndorf manchmal hier vorbeigekommen. Warum fragen Sie?«
    »Weil ich nach Leuten suche, die vielleicht etwas gesehen haben könnten.«
    »Ja dann, viel Glück.«
    »Der Lutzer hätte was reparieren sollen in Ihrem Preßhaus, hab ich gehört?«
    »Im Preßhaus nicht, im Keller. Die Beleuchtung ist schon ziemlich kaputt. Und ausgekannt hat er sich ja mit allem. Ich hab ihm einen Preßhausschlüssel gegeben, damit er’s angehen kann, wann er will. Getan hat er nichts, und ich hab den Schlüssel wieder an mich genommen. Vor drei Wochen war das ungefähr.«
    Die beiden Männer schwiegen. Der Fürnkranz saß bewegungslos da, ein großer kräftiger Mann mit einem Gesicht, in dem Polt nicht recht lesen konnte. Aber er wagte es dann doch, eine private Frage zu stellen. »Wie lange ist das jetzt her mit Ihrer Frau?«
    »21 Jahre.« Er hatte keine Sekunde nachgedacht. »Als es mit ihr zu Ende ging, hat sie gesagt: Du, Karl, ich geh jetzt. Aber bitte, laß dir Zeit mit dem Nachkommen. Und dieser letzte Wille gilt. Ob ich mag oder nicht.«

 

Berührungen
     
    Das Kühlhaus von Brunndorf war ein kleines Gebäude am Dorfrand. Kratkys Leute hatten gründlich ihre Arbeit getan, aber nichts gefunden. Nur der
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