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Polterabend

Polterabend

Titel: Polterabend
Autoren: Alfred Komarek
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genommen hat, damals. Und vorzeigen, wie es war, wollt er es auch mit der Lilija. Da bin wütend geworden, hab ihn gepackt, und der Dvorak hat gelacht und gesagt: Recht hast, wirklich ein Scheißkerl, der Lutzer, tun wir ihm was an? Ich hab ihn festgehalten, und der Dvorak hat dem Lutzer Wein ins Maul geschüttet, bis er hinüber war. Widerlich, wie der ausschaut! Hat der Dvorak gesagt und ihn mit dem Fuß angestoßen. Wohin mit ihm? Hinauf ins Preßhaus, sag ich, in den Preßkorb, da stört er keinen, da kann er sich ausschlafen. Na, das war ein Hallo! Wir haben ja auch nicht mehr recht stehen können. Aber irgendwann war er drin. Dann sind wir zurück in den Keller, haben weitergetrunken, und keiner hat mehr an den Lutzer gedacht. Wie ich nach Hause und in mein Zimmer gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Aber später bin ich wach geworden, halb tot, bin aufs Klo und dann in die Küche, Aspirin suchen. Das hat den Vater aufgeweckt. Er hat nicht viel gefragt, aber ich wollte reden. Alles hab ich erzählt, so gut ich es zusammengebracht habe, auch von der Monika. Und dann ist mir der Lutzer eingefallen. Der Vater ist sofort noch einmal ins Preßhaus.«
    Karl Fürnkranz stand jetzt Simon Polt gegenüber. »Der Lutzer war tot, wie man nur tot sein kann, und festgefroren. Keine Möglichkeit, ihn herauszuholen. Warum auch? Ein bizarrer Tod und dann noch die rituelle Bestrafung durch den Hengst. Das war so richtig nach meinem Geschmack. Und was die Folgen angeht: Ich hab kaum etwas zu verlieren. Aber für den Martin hat es bös ausgesehen. Wer einen Bewußtlosen bei Minusgraden in einen Preßkorb steckt, muß auch als Betrunkener damit rechnen, daß er dort stirbt. So würde das ein Richter wohl sehen. Das heißt Gefängnis, ein kaputtes Leben. Also bin ich in den Keller hinunter, den Saustall wegräumen, weil ich den Buben auf jeden Fall heraushalten wollte, mich selbst nach Möglichkeit natürlich auch. Daher das ganze Theater.«
    »Und warum dieses sogenannte Geständnis, heute abend?«
    »Ein anonymer Anruf von drüben. Ich bin sicher, daß Claus Scheidt dahintersteht. Am Stadtrand von Znaim steht ein ausgebrannter VW Golf, und die verkohlte Leiche darin wird man mit einiger Mühe als Heinz Dvorak identifizieren. Die Gefahr, daß er redet und dabei alle Schuld auf den Martin schiebt, war damit nicht mehr gegeben. Und Sie, Herr Polt, haben gewußt, daß ich nachts noch einmal im Preßhaus gewesen bin. Es war also nicht die schlechteste Idee, die Schuld auf mich zu nehmen.«
    Karl Fürnkranz ging auf Martin zu und setzte sich neben ihn.
    Polt schaute die beiden lange an. Wie zwei große Lausbuben, die miteinander etwas Fürchterliches angestellt haben, saßen sie da. Dann streckte er sich und gähnte. »Zeit zum Heimgehen, ihr zwei Helden.«
    Karl Fürnkranz stand unschlüssig auf. »Und weiter?«
    Auch Polt stand auf. »Ich muß nachdenken.«
    Polt dachte so lange nach, daß er in dieser Nacht keinen Schlaf mehr fand. Kurz vor Dienstantritt betrachtete er sein stoppelbärtiges Gesicht im Spiegel, nickte zufrieden, zog die Uniform an und verließ das Haus.
    »Zum Chef, Simon!« sagte Inspektor Holzer.
    »Ich weiß«, sagte Polt.
    Als der Gendarm eintrat, blätterte Rüdiger Neumann in einer Plastikmappe. Er bemerkte Polt, klappte die Mappe zu und hielt sie ihm entgegen. »Ihr Personalakt.« Dann musterte er den Gendarmen. »Geradezu vorbildlich, Ihr Aussehen. Sie wollen sich mit Gewalt beschädigen, wie?«
    »Ganz im Gegenteil, Herr Rayonsinspektor. Ganz im Gegenteil.«
    »Eine entbehrliche Anmerkung. Und ich denke nicht daran, mich Ihrem schlechten Benehmen anzupassen. Hier ist ein faires Angebot: Sollten Sie im Fall Fürnkranz durch Ihr eigenmächtiges Vorgehen wirklich Ergebnisse erzielt haben, dann hier und jetzt auf den Tisch damit. Ich werde dann sehen, ob sich darauf professionell aufbauen läßt. Sie sind jedenfalls von jeder weiteren Ermittlungsarbeit entbunden. Am liebsten würde ich Sie für die Parkraumüberwachung einsetzen. Doch leider ist diese verdammte Gegend ein einziger freier Parkplatz.«
    »Es gibt keine Ergebnisse, keine, die ich vorlegen könnte.«
    »Und das sagen Sie so einfach?«
    »Ja. Aber einen guten Ratschlag habe ich für Sie, inoffiziell, sozusagen.«
    »Her damit! Hab ohnedies noch nicht gelacht heute.«
    »Vergessen Sie die ganze Geschichte.«
    »Ach so. Sie versuchen es also mit Frechheit.«
    Polt fuhr unbeirrt fort. »Über die konfliktträchtige Beziehung zwischen Ferdinand Lutzer und
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