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Polterabend

Polterabend

Titel: Polterabend
Autoren: Alfred Komarek
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schon früher aufgeführt hätte!«
    »Und du, Martin?«
    »Lassen Sie den Buben in Ruhe, Herr Polt. Der hat schon mehr als genug hinnehmen müssen. Seit heute weiß er, was mit seiner Schwester war, und seit heute weiß er, was sich im Preßhaus abgespielt hat.«
    »Weiß er genau das, was ich von Ihnen weiß?«
    »So ziemlich.«
    »Also auch, daß Sie...«
    Fürnkranz sprang auf. »Schluß jetzt! Sie halten Ihr ungewaschenes Maul und wir gehen. Komm, Martin!«
    Martin war noch blasser geworden und schaute zu seinem Vater hinauf. »Du hast ihm was anderes erzählt?«
    Fürnkranz setzte sich. »Wir reden später drüber, Martin. Und zu Ihnen, Herr Gendarm: Ich werde als Vater doch wohl das Recht haben, meinem Buben die Wahrheit so beizubringen, daß er damit fertig wird.«
    »Haben Sie die Wahrheit gesagt, Herr Fürnkranz? Und was Ihren Buben angeht: Der hat nicht nur den gscheiten Kopf vom Vater, sondern auch die Phantasie. War nicht schlecht, die Geschichte von der Spielleidenschaft und den finsteren Geldverleihern, aber ein bißchen fadenscheinig auch, Martin. Für einen ruinösen Kleinkredit gibt es bei uns genug windige Adressen. Und selbst wenn das Geld von drüben gewesen wäre, die machen sich bestimmt nicht die Mühe, nach Österreich zu fahren, um dich zu verprügeln.«
    Martin schaute unwillig drein. »Schlecht gelogen, na und? Das ist doch nicht mehr wichtig, Schnee von gestern! Und jetzt wissen Sie ja die Wahrheit. Trotzdem, danke noch einmal, war verdammt anständig von Ihnen.«
    »Und warum haben Sie mitgespielt und die Geschichte bekräftigt, Herr Fürnkranz?«
    »Weil mir der Martin gebeichtet hat, was wirklich los war, und warum er Ihnen das nicht auf die Nase binden wollte. War ein ganz schöner Schock für ihn, als er erkennen hat müssen, was dieser Dvorak für ein Mensch war und daß er aller Wahrscheinlichkeit nach den armen Bartl auf dem Gewissen hat. War in meinen Augen ein kühl geplanter Mord, Inspektor.«
    »Vergessen Sie den Inspektor, ein für alle Mal! Der Dvorak hat den Bartl wohl ins Auto gelockt und betrunken gemacht. Den Rest hat er dann elegant vom Frost erledigen lassen. Aber sag einmal, Martin. Früher, als du noch nicht gewußt hast, daß der Dvorak ein eiskalter Gauner ist, muß seine Welt drüben für dich doch unheimlich aufregend gewesen sein.«
    Martin schaute vorsichtig zu seinem Vater hinüber. »Unheimlich aufregend, das trifft. Thrill, Kick, alles miteinander und zur Potenz. Ich brauche ja keinem zu erzählen, wie das ist bei uns: öd, uröd. No fun, no future. Und dann sitzt auf einmal einer neben dir im Auto und sagt: Hej, Partner! Was machen wir heute? Wünsch dir was, alles kannst du haben. Und wie ist das mit den Mädels im Wiesbachtal? Blöde Tussis. Erst wollen sie nicht, und hast du sie endlich einmal flachgelegt, wär ein Brett temperamentvoller. Aber dann, drüben... Ich habe vorher ja noch nie richtig mit einer Frau, wissen Sie? Erst hab ich mich geniert, und dann war es sensationell, so als wär ich in einem Hollywoodfilm aufgewacht, als James Bond, oder so. Naja, im Wiesbachtal bin ich immer noch mit der Christi gegangen. Die ist mir dann aber dahintergekommen und hat Schluß gemacht. Und jetzt ist alles vorbei. Aus der Traum.« Martin schaute ins Leere.
    »Haben Sie davon gewußt, Herr Fürnkranz?«
    »Von den Weibergeschichten? Klar. Keine Einzelheiten natürlich. Ich hab dem Martin gesagt, daß er Präservative verwenden soll. Das war’s auch schon. Er ist ein Mann, und ich bin kein Moralapostel.«

 

Morgengabe
     
    »Nicht schlecht, so ein Vater, was?«
    Martin schien etwas sagen zu wollen, schwieg aber.
    »Die Frau Stirbl hat übrigens wieder einen Hund. Alois heißt er.«
    Martin war aufgeschreckt. Sein Vater beugte sich vor.
    »Das war doch der Name von ihrem Mann?«
    »Ja, sie bleibt dabei, einfachheitshalber. Hat schon immer einen Sinn fürs Praktische gehabt, die Kathi. Und ein Herz für die Männer. Aber Kinder hat sie nie gewollt, war ihr zu kompliziert.«
    Schweigen machte sich breit. Simon Polt trank Kaffee, kraulte seinen Kater, schloß kurz die Augen und gähnte. »Wenn das so weitergeht, sitzen wir morgen früh noch da. Und das alles nur, weil der Karl Fürnkranz seinen Buben so gern hat und sich selbst so wenig wert ist. Damals, als ich dich zurückgebracht habe, Martin, hat dein Vater über dich gesagt: Ich hab nur den einen. Du hast auch nur einen, einen Vater mein ich.«
    »Kommen Sie dem Martin nicht so!« Fürnkranz war
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