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Polt muss weinen

Polt muss weinen

Titel: Polt muss weinen
Autoren: Alfred Komarek
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irgendeine Unterstützung brauchen: sehr gerne.«
    »Danke«, sagte Polt, die beiden Männer gaben sich die Hand, und der Gendarm ging zurück in seine Dienststelle.
    »Was ist denn mit dir los?« fragte sein Vorgesetzter.
    »Eine moralische Tracht Prügel, ausgiebig und sehr schmerzhaft.«
    »Dafür bin eigentlich ich zuständig.«
    »Nicht nur du. Der Bürgermeister hat mit jedem Wort recht. Darf ich eine Stunde Ruhe haben?«
    »Solange du dich nicht im Klo verkriechst und heulst.«
    »Nein, ich muß nur nachdenken.«
    »Dann geh in mein Büro. Da bist du halbwegs ungestört.«
    Simon Polt ging, schloß die Tür hinter sich ab und schaute erst einmal lange aus dem Fenster. Dann suchte er aus dem Telefonbuch die Nummer von Karin Walter, der Lehrerin, heraus. Er wählte und hatte Glück. Sie war zu Hause. »Simon Polt spricht hier.«
    »Himmel. Diesen Anruf habe ich nicht erwartet.«
    »Um es kurz zu machen: Ich habe eine ganz große Bitte.«
    »Schon erfüllt.«
    »Ich brauche einen zweiten Kopf.«
    »Wollen Sie im nächsten Fasching als Janus auftreten, oder was?«
    »Ach was, Fasching. Wir müssen miteinander nachdenken. Ernsthaft.«
    »Dann kommen Sie am besten schleunigst zu mir. Meine Adresse wissen Sie?«
    »In der Brunndorfer Hintausgasse, nicht wahr?«
    »Ja, das kleine Haus mit dem Mistelgesteck an der Tür. Es weihnachtet nämlich schon sehr.«
    »Wie? Ist mir noch gar nicht aufgefallen. Bis bald.« Hastig beendete Polt seine selbstgewählte Isolation. »Ich bin bei Karin Walter, dienstlich«, sagte er, als er im Weggehen Harald Mank begegnete.
    Der Dienststellenleiter stutzte. »Dienstlich? Ja dann!«
     

Polt brauchte erst gar nicht zu klopfen. Kaum stand er vor der Tür, wurde sie auch schon geöffnet. »Ich habe Sie durchs Küchenfenster kommen gesehen. Nur herein mit Ihnen. Möchten Sie was trinken?«
    »Im Augenblick liegt mir ein ziemlich großer Stein im Magen«, sagte Polt bedrückt. Er nahm achtlos auf einer Polsterbank Platz, und Karin Walter setzte sich neben ihn.
    »Es geht noch immer um diesen Albert Hahn, nicht wahr?«
    »Ja. Ich stecke in einer Sackgasse, und heute hat mir unser Bürgermeister liebevoll und drastisch klargemacht, daß ich da nicht stehenbleiben darf.«
    »Man merkt, daß der Mann früher einmal Lehrer war. Erzählen Sie! Ach was, sag du zu mir, Karin heiß ich.«
    »Gut«, murmelte Polt zerstreut. »Simon. - Die Sache ist die: Ich bin davon überzeugt, daß der Tod von Albert Hahn kein Unfall war.«
    »Keine fixe Idee?«
    »Nein, begründete Überzeugung.«
    »Und wie ist es vermutlich geschehen?«
    »Jemand hat absichtlich Gärgas in den Keller von Albert Hahn geleitet. Dabei muß ich natürlich in erster Linie an die unmittelbaren Kellernachbarn denken.«
    »Und warum redest du nicht einfach mit ihnen darüber?«
    »Weil sie nicht mit mir reden. Wenigstens nicht über dieses Thema.«
    »Aber es ist deine feste Überzeugung, daß sie aufrechte Männer sind?«
    »Ja. Ohne Wenn und Aber.«
    Karin Walter nahm ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. Polt ließ sie ungestört nachdenken. »Weißt du was?« sagte sie endlich, »auch eine geprüfte Pädagogin greift manchmal zu üblen Tricks. Warum nicht auch ein Gendarm?«
    »Laß wenigstens einmal hören.«
    »Wenn du aufrechte Männer zu etwas zwingen willst, brauchst du nur dafür sorgen, daß sie vor ihrer eigenen Anständigkeit kapitulieren müssen.«
    »Versteh ich nicht.«
    »Klar, du bist ja ein Mann. Also: Wir setzen ein Gerücht in die Welt, daß die Indizien ausreichen, diesen Florian Swoboda erfolgreich wegen Mordes anzuklagen. Jeder anständige Mensch, der bisher den wahren Schuldigen gedeckt hat, gerät damit in einen Gewissenskonflikt, den er nur mit der Wahrheit lösen kann.«
    »Hinterhältig und grausam, so was.«
    »Stammt ja auch von mir. Weißt du jemand, der ein Gerücht verläßlich und mit Nachdruck unter die Leute bringt?«
    »Und ob. Aloisia Habesam, die mit dem Dorfkaufhaus. Will alles wissen und erzählt viel.«
    »Natürlich! Das hätte auch mir einfallen können.«
    Polt war die Angelegenheit mehr als peinlich. »Soll ich mit ihr reden?«
    »Nein. Das erledige ich. Natürlich habe ich mein Wissen von dir, abgeschmeichelt mit weiblicher List und Tücke. Damit wird dein Ruf auch nicht viel schlechter, und die Frau Habesam wird es überzeugen. Ja, und dann bist wieder du am Ball, mein lieber Simon. Leicht wird es nicht werden.« Mit diesen Worten stand sie auf, ging ins Vorzimmer und schlüpfte in
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