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Polizei-Geschichten

Polizei-Geschichten

Titel: Polizei-Geschichten
Autoren: Ernst Dronke
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sein
    Benehmen zu beruhigen, aber der Vater bestand auf einem
    förmlichen Versprechen, und bewegt von der zitternden
    Besorgniß desselben gab Heinrich zuletzt das verlangte
    Ehrenwort.
    Aber der Vater war dessenungeachtet noch nicht völlig
    beruhigt, und machte hinter dem Rücken des Sohnes von
    dem Vorfall Anzeige. In Folge dessen erhielt Heinrich von
    seinem Vorgesetzten die Verwarnung, sich von dem kon-
    trahirten Duell zurückzuziehen oder seiner Entfernung
    vom Gericht entgegenzusehen. Arthur aber erhielt 8 Tage
    Gefängniß.
    Heinrich war zwar mit diesem Verfahren seines Vaters,
    das er einen Mißbrauch des Vertrauens nannte, nicht ein-
    verstanden, aber er mußte doch die Veranlassung lieben-
    der Bekümmerniß entschuldigen und war eigentlich auch
    im Grunde froh, den unheimlichen Gegner los zu sein. Er
    besuchte mit ungetheilter Freude wieder seine Braut, und
    als ihn dieselbe mit zärtlicher Besorgniß um den Ausgang
    jenes Zusammentreffens im Theater befragte, sagte er, ihr
    die Hand drückend und doch halb verlegen:
    „Es ist abgemacht!“ —
    Das junge Mädchen lächelte und küßte ihn in freudigerem
    Stolz. Sie hatte die Worte ihres Geliebten in anderer Weise
    aufgefaßt, und — in den Augen junger Mädchen erhält ja
    ein Mann durch das Ansehen der Tapferkeit höheren Reiz.
    Aber sie wurde bald in ihren Träumen enttäuscht.
    Nach einiger Zeit bemerkte sie, daß ihr Bräutigam von
    seinen Bekannten augenscheinlich gemieden wurde. Man
    wich ihm an allen öffentlichen Orten aus, grüßte ihn förm-
    lich kalt oder auch gar nicht, es wurde gezischelt, wenn
    sie kamen, und sie selbst, früher die gesuchteste Tänzerin,
    blieb jetzt auf den Bällen sitzen. Sie suchte vergebens den
    Grund dieses Benehmens zu erforschen, endlich aber be-
    lehrte sie eine ihrer Freundinnen darüber.
    „Dein Verlobter hat sich geweigert, sich zu schlagen,
    und den Forderer — angezeigt!“ sagte ihr dieselbe. „Seine
    Freunde halten das für infam und haben beschlossen, nicht
    mehr mit ihm umzugehen.“ —
    Darunter mußte sie nun auch leiden! Sie fühlte sich
    doppelt verletzt, um ihrer selbst willen und um ihres Ver-
    lobten willen, um den sie sich ja so gern und lange beneidet
    gesehen hatte. Sie sagte ihm nichts davon, aber ihr Beneh-
    men wurde allmählig kühler, und sie schlug es mehrmals
    aus, mit ihm öffentliche Orte zu besuchen.
    Auch Heinrich litt unter diesen Verhältnissen entsetz-
    lich. Er suchte sich vergebens bei seinen Bekannten zu
    rechtfertigen. Einige nahmen ihn kalt, andere gar nicht auf,
    die mildesten sagten:
    „So etwas theilt man seinem Vater nicht mit, — wenig-
    stens nicht ohne eine Absicht.“ —
    Als er sah, daß er auf diese Weise nichts ausrichtete,
    suchte er sein Ansehen gewaltsam wieder zu gewinnen. Er
    setzte sich an einem öffentlichen Ort zu mehreren, ihm
    früher befreundeten Offizieren, und als sich dieselben so-
    gleich erhoben und an einem andern Tische Platz nahmen,
    forderte er sie sämmtlich. Diese aber verweigerten ihm
    die Satisfaktion: „weil sie sich keiner Denunciation aus-
    setzen wollten.“ — Heinrich sah sich, ausgestoßen von
    aller Gesellschaft, in der peinlichsten Lage und machte
    nunmehr seinem Vater die bitterlichsten Vorwürfe. Der
    alte W., selbst bedrückt und besorgt durch den düsteren
    Unmuth seines Sohnes, suchte ihn mit schwachen Wor-
    ten zu trösten, und kam, ohne ihm davon Mittheilung zu
    machen, um Heinrichs Versetzung zu einem andern Ge-
    richt ein. Dort, so dachte er, wisse man nichts davon, und
    mittlerweile werde in *** wohl Gras über die Geschichte
    wachsen, daß er später doch zurückkehren könne.
    Aber es war bereits zu spät damit.
    Heinrichs Braut hatte diesen Zustand auf die Länge
    nicht ertragen können. Sie liebte ihren Verlobten wohl, sie
    hatte selbst bei jenem Auftritt im Theater für ihn gezittert,
    und ihn am Abend besorgt gefragt: ob er sich doch nicht
    etwa schlagen wolle. Aber im Geheimen hatte sie doch
    gewünscht, daß er ihr eine siegreiche Probe seiner Tap-
    ferkeit geben möge. Sie hatte in der Universitätsstadt täg-
    lich von Duellen gehört, und Interesse an den benarbten,
    immer fröhlichen Studenten genommen: mußte ihr nicht
    die Handlungsweise ihres Verlobten wie ein Akt seltener,
    vereinzelter Feigheit erscheinen? Und wenn sie sich auch
    selbst darüber hinwegsetzte, welche Rolle spielte sie an der
    Seite dieses Mannes, der seine eigne Ehre nicht einmal zu
    wahren wußte? War sie nicht zugleich mit ihm
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