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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab
Autoren: Agatha Christie
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ihr boten.«
    »Das glaube ich nicht!«, rief ich verstört.
    »Si, si, mon ami, es ist ein Jammer, dass Sie kein Gefühl für Psychologie haben. Lady Yardly sagte Ihnen, sie hätte die Briefe vernichtet. O là là, nie vernichtet eine Frau Briefe, wenn sie es irgendwie vermeiden kann. Selbst dann nicht, wenn sie weiß, dass es klüger wäre!«
    »Das mag ja alles sein«, sagte ich, langsam ärgerlich werdend. »Sie haben einen kompletten Narren aus mir gemacht. Sie haben mich von Anfang an im falschen Glauben gelassen. Genauso ist es! Erst steigern Sie mich in etwas hinein, und dann wollen Sie es nicht wahrhaben. Das ist wirklich die Höhe.«
    »Aber es hat Ihnen so viel Spaß gemacht, mein Freund. Ich hatte einfach nicht den Mut, Ihnen Ihre Illusionen zu zerstören.«
    »Ich wiederhole noch einmal: Diesmal sind Sie zu weit gegangen.«
    »Mon Dieu! Warum regen Sie sich wegen nichts und wieder nichts auf!«
    »Ich habe es satt!« Ich ging hinaus und warf die Tür hinter mir zu. Poirot hatte mich zum Narren gehalten. Und wie! Ich beschloss, ihm eine scharfe Lektion zu erteilen. So schnell würde ich ihm das nicht vergessen. Er hatte ruhig mit angesehen, wie ich mich vor mir selbst nach Strich und Faden blamierte.

Die Tragödie von Marsdon Manor
     
    I ch war ein paar Tage auswärts. Als ich zu Poirot in die Stadt zurückkam, packte er gerade seinen kleinen Koffer.
    »À la bonne heure, Hastings! Ich fürchtete schon, Sie würden nicht zeitig genug zurück sein, um mich zu begleiten.«
    »Sie sind also wegen eines neuen Falls gebeten worden?«
    »Ja, aber ich glaube, die Sache ist bei näherer Betrachtung nicht sehr viel versprechend. Die Versicherungsgesellschaft Northern Union hat mich gebeten, die Begleitumstände beim Tod von Mr Maltravers zu untersuchen. Dieser Herr hat vor wenigen Wochen eine Lebensversicherung über fünfzigtausend Pfund abgeschlossen.«
    »So?«, sagte ich sehr interessiert.
    »Natürlich enthielt der Vertrag wie gewöhnlich die Selbstmordklausel. Sie wissen ja, wer innerhalb eines Jahres Selbstmord verübt, hat keinen Anspruch auf Auszahlung der Versicherungssumme. Mr Maltravers wurde natürlich vom Vertrauensarzt der Versicherungsgesellschaft untersucht, und obwohl er kein junger Mann mehr war, bezeichnete ihn der Arzt als völlig gesund. Jedoch am letzten Mittwoch – also vorgestern – wurde die Leiche von Mr Maltravers auf seinem Besitz Marsdon Manor in Essex gefunden. Als Todesursache werden innere Blutungen angegeben. Das wäre nichts Ungewöhnliches, wenn nicht über die finanzielle Lage von Mr Maltravers dunkle Gerüchte im Umlauf gewesen wären und die No r thern Union festgestellt hätte, dass der Verstorbene vor dem Ruin stand. Das ändert natürlich die ganze Angelegenheit. Maltravers hatte eine schöne, junge Frau, und man vermutet, dass er alles verfügbare Geld zusammengekratzt hat, um die Prämien für eine Lebensversicherung zu Gunsten seiner Frau bezahlen zu können – dann beging er Selbstmord. Das ist kein außergewöhnlicher Fall. Jedenfalls hat mich mein Freund Alfred Wright, einer der Direktoren der Northern Union gebeten, die Umstände, die den Tod von Mr Maltravers begleiteten, zu untersuchen. Aber ich habe ihm gleich gesagt, dass ich mir nicht viel verspreche. Stünde Herzschlag oder Herzinfarkt auf dem Totenschein, wäre ich optimistischer. Bei Herzinfarkt lässt sich immer noch vermuten, dass sich der Polizeiarzt geirrt hat, aber eine innere Blutung ist eindeutig festzustellen. Immerhin lohnt es sich vielleicht, einige Punkte näher zu untersuchen. Sie haben fünf Minuten Zeit zum Packen, Hastings, dann nehmen wir ein Taxi zum Liverpool-Street-Bahnhof.«
    Ungefähr eine Stunde später stiegen wir auf der kleinen Station Marsdon Leigh aus. Am Bahnhof stellten wir fest, dass Marsdon M a nor nur ungefähr eine Meile weit weg lag. Poirot wollte kein Taxi nehmen, und so gingen wir die Hauptstraße hinauf.
    »Wie steht’s mit unserem Kriegsplan?«, fragte ich.
    »Zuerst will ich den Doktor aufsuchen. Es gibt nur einen Arzt in Marsdon Leigh: Dr. Ralph Bernard. Ach, sehen Sie, hier sind wir schon.«
    Das Landhaus stand in einem Garten etwas abseits der Straße. Auf einem Messingschild stand der Name des Arztes. Wir gingen durch den Garten und läuteten.
    Wir hatten Glück, Dr. Bernard hatte gerade Sprechstunde, aber es waren keine Patienten da. Der Arzt, ein älterer Mann, war etwas herablassend, aber sympathisch.
    Poirot stellte uns vor und erklärte den Zweck unseres
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