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Ploetzlich Liebe

Ploetzlich Liebe

Titel: Ploetzlich Liebe
Autoren: Abby McDonald
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gefallen, ich will also nicht versuchen dich aufzuhalten. Aber bitte überleg dir die Sache mit dem Sommerjob .« Dabei fixiert Tash mich wieder mal mit einem ihrer Blicke. » Wie es auch kommen mag, ich hab das hier für dich gemacht, damit du dich an deine Zeit hier erinnerst und an alles, was du zu sein erreicht hast. Gute Heimreise. «
    Sie legt den Briefhin. »Das war alles. Los, leg das Ding ein!«
    Umständlich klettere ich zu ihr rüber und schiebe die DVD in den Computer, meine Eingeweide haben sich schon ineinander verheddert.
    »Ach, guck, das bist du!«
    Schweigend sehe ich zu, als ein Foto von mir den Bildschirm ausfüllt unter dem Titel: »Emilys Großes Abenteuer.« Das ist eine der Aufnahmen, die er vor dem Diner gemacht hat: mein Haar glänzt in der Sonne und mein ganzes Gesicht strahlt, als ich der Kamera eine Kusshand zuwerfe.
    »Ist das süß!«, gurrt Tash und umarmt mich, aber ich spüre nur einen Stich. Es fühlt sich schon so an, als ob dieser Ort bereits Welten entfernt wäre. Nach der ersten Standaufnahme tanzen in rascher Folge neue Fotos und eine Filmsequenz über den kleinen Monitor. Ich bei der Arbeit am Skript, ich mit einem Buch auf dem Rasen liegend, ich, wie ich beim Filmen unsere Gruppe herumkommandiere – und das alles mit dem vertrauten Soundtrack von Bruce Springsteen,
Patsy Cline und all den anderen Songs unterlegt, die Ryan an diesem Tag für mich gespielt hat.
    Wie in Trance schaue ich mir zu. Das Mädchen auf dem Bildschirm ist zurückhaltender als die Leute um sie herum, das sehe ich. Sie nimmt sich zurück, offensichtlich checkt sie jeden Augenblick erst mal ab, aber dann gibt es auch Momente, in denen Ryan mich völlig unbemerkt erwischt hat: wie ich mich am Strand vor Lachen kugele, wie ich mit Feuereifer eine Zeile im Dialog erläutere.
    »Das muss Carla sein!«, wirft Tash fröhlich ein, als die Diashow weitergeht. Und dann läuft noch ein Filmclip. Ich auf Rollerblades auf dem Broadwalk in Santa Monica, wie ich Ryan bitte, die Kamera auszustellen.
    » Du machst das gar nicht schlecht .« Unser Wortwechsel besteht aus lautem Kichern und Sarkasmus. » Du hast den ganzen Nachmittag noch nicht auf die Uhr geguckt .«
    » Wow !« Ich bin außer Atem und hochrot im Gesicht und im Hintergrund der glitzernde Ozean und die versinkende Neonsonne.
    » Verändere dich bloß nicht zu sehr, die erkennen dich zu Hause sonst nicht wieder !«
    Die Aufnahme fängt mein Gesicht in dem Moment ein, in dem ich falle, und bleibt vor uns auf dem Bildschirm stehen.
    »Du siehst so traurig aus«, murmelt Tash. Ich nicke. Sie hat recht, es ist, als ob mir ein Schatten übers Gesicht läuft. Ryan hat mich genau in dem Augenblick erwischt, als ich an meine Heimkehr dachte. Ganz klar, was er da gesehen hatte: ein Anflug von Panik in den Augen und heftige Anspannung im Kiefer.

    Schließlich verschwindet das Bild, und das war das Ende der DVD. Erst beim Ausatmen merke ich, dass ich die Luft angehalten hatte.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, Tash mustert mich. Ich zucke die Achseln.
    »Ja. Nein.« Ich lasse mich in die Kissen fallen, meine Stimme ist ganz mickrig. »Ich weiß nicht.«
    »Oh, Em.« Sie legt sich neben mich, unsere Hände ruhen aufeinander, Arme und Beine sind gespreizt wie bei einer Kette aus Papierpuppen. »Rede mit mir.«
    Aber ich weiß nicht, wie ich die Worte finden soll, deshalb liegen wir schweigend da, während mich der Schmerz in Wellen durchläuft, bis ich schließlich einschlafe.
     
    Ich schlüpfe früh aus dem Bett, noch ehe Tash wach wird, und gehe rüber an den Strand. Im kühlen, feinen Sand sitzend beobachte ich, wie das Licht der aufgehenden Sonne hinter mir das Wasser strahlend blau färbt, dabei versuche ich, einen Weg durch meine Wirren zu finden.
    Ich bin auf der Kippe, das merke ich, aber schon der Gedanke, in irgendeine Richtung zu gehen, reicht aus, um mich zu lähmen. Also kuschele ich mich tiefer in meinen neuen UCSB-Pullover und versuche all meine Gedanken in einer sauber geordneten Liste zusammenzufassen wie üblich, aber nichts will an seinem Platz bleiben. Bilder aus Ryans Film blitzen immer wieder in meinem Kopf auf, Erinnerungen an das vergangene Semester, mein Drehbuch, die Stunden, die ich mit Recherchen und den Bewerbungen für das Kanzeleipraktikum verbracht habe.

    Ich seufze. Ich hatte gedacht, ich würde eine Entscheidung treffen, und das war’s dann – so hab ich das immer gemacht und so hat das früher immer funktioniert. Ich mag ja Listen
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