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Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Titel: Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Autoren: Julie Kagawa
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»Ich liebe dich, Mom.« Ich zog meinen Schein um mich und hüllte mich darin ein wie in einen Mantel. »Sag Ethan, dass ich ihn nicht vergessen werde.«
    »Meghan!«
    »Lebt wohl«, flüsterte ich und wurde unsichtbar.
    Mom und Luke zuckten erschreckt zusammen und sahen sich hektisch um, aber schließlich vergrub Mom das Gesicht an Lukes Schulter und begann zu weinen.
    Ethan wachte auf, sah blinzelnd zu seinen Eltern und richtete den Blick dann direkt auf mich. Ich stand immer noch unsichtbar an der Haustür. Er zog fragend die Augenbrauen hoch, aber ich legte nur einen Finger an die Lippen und hoffte, dass er jetzt keine Szene machen würde.
    Ethan lächelte. Er hob eine kleine Hand und winkte kurz, dann sprang er vom Sofa und ging zu Mom rüber, die immer noch von Luke getröstet wurde. Ich sah mir meine Familie an, spürte ihre Liebe, ihre Trauer und ihre Unterstützung, und lächelte stolz.
    Ihr werdet zurechtkommen, erklärte ich ihnen wortlos, während sich ein dicker Kloß in meinem Hals bildete. Ihr werdet auch ohne mich zurechtkommen.
    Ich blinzelte gegen die Tränen an, schenkte meiner Familie einen letzten langen Blick und glitt dann durch die Haustür hinaus in die Morgendämmerung.
    Ich hatte den Vorgarten schon halb hinter mich gebracht und zwang mich, weiter einen Fuß vor den anderen zu setzen und nicht zurückzuschauen, als ich plötzlich ein Bellen hörte und aufsah.
    Irgendetwas tobte über die Wiese auf mich zu, ein Schatten in der Dämmerung. Etwas Großes, Pelziges, das mir vage bekannt vorkam. Ein Wolf? Nein, ein Hund! Ein großer, zotteliger … nein, das konnte nicht sein …
    »Beau?«, hauchte ich, als der Schäferhund mit der Wucht eines Güterzugs gegen mich prallte und mich fast von den Füßen riss.
    Es war tatsächlich Beau. Ich lachte fassungslos, als seine dicken Tatzen Matschflecken auf meinem Shirt hinterließen und seine feuchte Zunge über meine Wange fuhr.
    »Was machst du denn hier?«, fragte ich und kraulte seinen Nacken, während er hechelte und vor Freude mit dem gesamten Körper wackelte. Ich hatte unseren ehemaligen Hofhund nicht mehr gesehen, seit Luke ihn unfairerweise ins Tierheim gebracht hatte, da er dachte, Beau hätte Ethan gebissen. »Hat Mom beschlossen, dich nach Hause zu holen? Wie …«
    Ich unterbrach mich, als meine Finger in seinem dichten Fell auf etwas Dünnes, Metallisches stießen, das um seinen Hals geschlungen war. Verwirrt fragte ich mich, ob das ein Halsband mit Hundemarke war. Also beruhigte ich Beau so weit, dass ich es ihm über die Ohren ziehen und mir ansehen konnte.
    Es war eine Silberkette, die ich gut kannte, an der die Reste eines gesprungenen Amuletts hingen, die im frühen Morgenlicht funkelten.
    Mein Herz setzte kurz aus. Während Beau weiter um mich herumtanzte, suchte ich den Vorgarten und den Waldrand ab. Er konnte nicht hier sein. Ich hatte ihn weggeschickt, hatte ihn von seinem Eid entbunden. Er sollte mich jetzt hassen.
    Und doch … da war diese Kette.
    Mit klopfendem Herzen wartete ich ein paar Sekunden. Wartete darauf, dass eine dunkle Gestalt aus den Schatten treten würde. Wartete darauf, dass diese strahlenden Silberaugen mich fixieren würden. Ich glaubte, ihn in der Nähe spüren zu können, wie er mich beobachtete. Fast konnte ich mir vorstellen, seinen Herzschlag zu spüren, seine Gefühle … aber vielleicht war das auch nur meine eigene Sehnsucht. Mein eigenes Verlustgefühl, meine Trauer und mein Bedauern – und die Liebe, die niemals wahr werden konnte, wie ich jetzt wusste.
    Ein schwerer Stein schien auf meine Brust zu drücken und ich lächelte traurig. Tief in mir drin wusste ich, dass er nicht kommen würde. Wir lebten jetzt in verschiedenen Welten. Ash konnte im Eisernen Reich nicht überleben und ich konnte – und würde – das Land nicht im Stich lassen. Ich trug Verantwortung: für das Eiserne Reich, für meine Untertanen und für mich selbst. Ash konnte nicht Teil davon sein. Besser ein klarer Schnitt, als es ewig hinauszuzögern und sich das Unmögliche zu wünschen. Er wusste das. Das hier war nur sein letztes Geschenk, sein letzter Abschiedsgruß.
    Trotzdem zögerte ich mit einem Ziehen im Bauch und hoffte, er würde mich finden, es sich anders überlegen und zurückkommen. Doch mehrere Minuten verrannen und Ash tauchte nicht auf. Nachdem der letzte Stern am Himmel verblasst war, steckte ich schließlich die Kette in die Tasche und kniete mich hin, um Beau hinter den Ohren zu kraulen.
    »Das ist schon
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