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Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Titel: Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Autoren: Julie Kagawa
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musterten.
    Ich konnte sie spüren, sie alle. Ich spürte jeden Herzschlag, spürte den Eisernen Schein, der durch ihre Körper strömte und im Rhythmus des Landes pulsierte – und auch in mir. Ich kannte jeden Winkel meines Reiches, das an das Nimmernie stieß, ohne sich weiter auszudehnen oder es zu verderben, sondern zufrieden in seinen neuen Grenzen ruhte. Ich spürte jeden Baum, jeden Strauch und jeden Grashalm. Alles erstreckte sich vor mir wie ein nahtloser Flickenteppich. Und wenn ich die Augen schloss und mich stark konzentrierte, konnte ich meinen Herzschlag hören und das Pulsieren des Landes, das ihn reflektierte.
    Was wirst du jetzt tun, Meghan Chase?
    Ich verstand. Das hier war mein Schicksal, meine Bestimmung. Ich wusste, was zu tun war. Also richtete ich mich auf und trat einen Schritt von dem Stamm weg, so dass ich aus eigener Kraft stand.
    Wie ein einziges Wesen neigte jede einzelne Eiserne Fee, Reihe um Reihe, den Kopf und sank auf die Knie. Sogar Glitch ließ sich unbeholfen auf ein Knie sinken, wobei er sich an Schienenstift abstützte. Selbst Razor und die Gremlins drückten ihre Gesichter ins Gras. Die Eisernen Ritter schepperten, als sie gemeinsam ihre Schwerter zogen und kniend ihre Spitzen in die Erde rammten.
    Dann breitete sich Stille aus.
    Ich ließ den Blick über die Menge der knienden Feen wandern und erhob die Stimme. Ich hatte keine Ahnung, warum ich das sagte, aber tief in meinem Inneren wusste ich einfach, dass es richtig war. Meine Worte hallten über die Köpfe der Menge und besiegelten mein Schicksal. Es würde ein harter Weg werden und ich hatte jede Menge Arbeit vor mir, aber letzten Endes war es die einzige Möglichkeit.
    »Mein Name ist Meghan Chase, und ich bin die Eiserne Königin.«

Epilog
    Mitternacht
    Cedar Drive 14202, Louisiana
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr das tun wollt?«, fragte Glitch mich, und seine Stacheln leuchteten elektrisch-blau in der Dunkelheit. Wir standen am Waldrand und schauten auf den überwucherten Vorgarten mit der Kiesauffahrt, in der ein verbeulter Ford stand.
    Ich nickte müde.
    Die Nachtluft war warm und feucht, und nicht die kleinste Brise bewegte die Äste der Tupelobäume, unter denen wir standen. Ich trug Jeans und ein weißes Top, aber es fühlte sich irgendwie seltsam an, wieder in normalen Klamotten zu stecken.
    »Sie verdienen es, die Wahrheit zu erfahren. Das bin ich ihnen einfach schuldig. Sie müssen verstehen, warum ich nicht nach Hause kommen kann.«
    »Ihr könnt sie doch besuchen«, meinte Glitch ermutigend. »Niemand wird Euch daran hindern. Es gibt keinen Grund, warum Ihr nicht hin und wieder hierher zurückkommen könntet.«
    »Stimmt«, erwiderte ich leise, aber ich war nicht überzeugt. Im Feenreich, genau wie im Eisernen Königreich, das ich jetzt auf einmal regierte, verging die Zeit anders als hier. Die ersten paar Tage waren ziemlich hektisch gewesen, da ich alle Hände voll zu tun hatte, mit allen Mitteln zu verhindern, dass Mab und Oberon den Eisernen Feen sofort wieder den Krieg erklärten, nachdem Ferrum weg war. Es waren einige Treffen abgehalten und neue Vereinbarungen aufgesetzt und unterzeichnet worden, in denen strenge Regeln aufgestellt wurden, was die Grenzen unserer Königreiche anging. Erst danach waren die Herrscher von Sommer und Winter besänftigt. Ich hegte den leisen Verdacht, dass Oberon ein wenig nachgiebiger war, weil wir verwandt waren, und ich hatte kein Problem damit.
    Puck hatte ebenfalls an diesen Treffen teilgenommen, gesellig und unverändert wie eh und je. Er stellte klar, dass er mich kein bisschen anders behandeln würde, nur weil ich jetzt eine Königin war, und bewies es, indem er mich direkt vor einer Gruppe wütender Eiserner Ritter auf die Wange küsste. Anschließend musste ich die Ritter anbrüllen, sich zurückzuhalten, weil sie sonst wohl versucht hätten, ihn aufzuschlitzen. Puck hatte sich nur lachend verdrückt. Er war in meiner Gegenwart fröhlich und respektlos wie immer, aber irgendwie wirkte es etwas übertrieben, als sei er sich nicht mehr ganz sicher, wer ich eigentlich war. Er strahlte jetzt eine gewisse Wachsamkeit aus, eine Unsicherheit, die über unsere entspannte Freundschaft hinausging und dafür sorgte, dass wir im Umgang miteinander irgendwie unbeholfen wurden. Vielleicht war das aber auch nur ein Teil seines wahren Wesens als der unverbesserliche Robin Goodfellow, der sich Königen und Königinnen widersetzte und sämtliche Autoritäten verspottete. Ich wusste es
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