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Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Titel: Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Autoren: Julie Kagawa
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waren uns für immer verschlossen, aber das war mir egal. Ich hatte nicht vor, jemals zurückzugehen.
    »Du bist nervös.« Ashs Hand glitt über mein Haar und strich mir die Strähnen aus dem Nacken, was mich erneut erschauern ließ. »Ich kann es spüren. Dich umgibt so eine unruhig flackernde Aura, und das macht mich ein bisschen verrückt, so nah bei dir. Was ist los?«
    Ich hätte es wissen müssen. Es war einfach unmöglich, meine Gefühle vor Ash, oder genau genommen vor irgendeinem Feenwesen, zu verbergen. Ihre Magie, der sogenannte Schein, zog seine Energie aus den menschlichen Träumen und Emotionen. Deshalb konnte Ash spüren, was ich empfand, ohne sich sonderlich anstrengen zu müssen.
    »Tut mir leid«, sagte ich zu ihm. »Schätze, ich bin etwas nervös.«
    »Warum?«
    »Warum? Ich war fast ein Jahr weg. Mom wird an die Decke gehen, wenn sie mich sieht.« Mein Magen verkrampfte sich, wenn ich an dieses Wiedersehen dachte: die Tränen, die wütende Erleichterung, die unausweichlichen Fragen. »Sie haben nichts von mir gehört, während ich im Feenreich war.« Seufzend starrte ich die Straße hinunter, wo der Asphalt sich in der Dunkelheit verlor. »Was soll ich ihnen sagen? Wo soll ich mit meinen Erklärungen anfangen?«
    Das Kelpiefohlen schnaubte und legte die Ohren an, als ein Laster unangenehm dicht an uns vorbeiraste. Ich war nicht ganz sicher, aber er sah aus wie Lukes schäbiger alter Ford, der nun die Straße hinunterrumpelte und hinter einer Kurve verschwand. Falls das wirklich mein Stiefvater gewesen war, hatte er uns definitiv nicht gesehen. Für ihn war es ja schon schwierig gewesen, sich an meinen Namen zu erinnern, als wir noch im selben Haus wohnten.
    »Sag ihnen die Wahrheit«, schlug Ash vor und riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mir antworten würde. »Erzähl alles, vom Anfang bis zum Ende. Entweder akzeptieren sie es oder nicht, aber du kannst nicht verbergen, was du bist, vor allem nicht vor deiner Familie. Am besten bringst du es schnell hinter dich – was auch immer dann passiert, wir werden schon damit klarkommen.«
    Seine Offenheit überraschte mich. An diesen neuen Ash musste ich mich erst noch gewöhnen, dieses Feenwesen, das mit mir sprach und mich anlächelte, statt sich hinter einer eisigen Mauer der Gleichgültigkeit zu verbergen. Seit wir aus dem Nimmernie verbannt worden waren, war er offener, weniger grüblerisch und nicht mehr so angespannt, so als wäre ihm eine tonnenschwere Last von den Schultern genommen worden. Sicher, gemessen am normalen Standard war er immer noch still und ernst, aber ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, den Ash zu Gesicht zu bekommen, von dem ich schon immer gewusst hatte, dass es ihn gab.
    »Aber was, wenn sie nicht damit klarkommen?«, murmelte ich und sprach damit das aus, was mir schon den ganzen Morgen über Sorgen bereitete. »Was, wenn sie sehen, was ich bin, und durchdrehen? Was, wenn sie mich … nicht mehr wollen?«
    Meine Stimme wurde am Ende immer leiser, denn ich wusste, dass ich wie eine schmollende Fünfjährige klang. Aber Ash hielt mich einfach fest und zog mich noch enger an sich.
    »Dann bist du eine Waise, so wie ich«, sagte er. »Und wir werden einen Weg finden, wie wir zurechtkommen.« Seine Lippen strichen über mein Ohr, was meinen Magen in hellen Aufruhr versetzte. »Gemeinsam.«
    Mein Atem stockte. Ich drehte den Kopf, um ihn zu küssen, und streckte einen Arm nach hinten, um mit der Hand durch seine seidigen schwarzen Haare zu streichen.
    Das Kelpiefohlen schnaubte und buckelte leicht, nicht stark genug, um mich abzuwerfen, aber doch so heftig, dass ich ein paar Zentimeter in die Luft geschleudert wurde. Ich packte panisch seine Mähne, während Ash wieder meinen Bauch umschlang und so verhinderte, dass ich runterfiel. Mit klopfendem Herzen starrte ich finster auf die Ohren des Kelpiefohlens und unterdrückte den Drang, ihm in die Rippen zu treten, was es nur als Entschuldigung genommen hätte, um mich endgültig abzuwerfen. Es hob den Kopf und warf uns mit seinen rot glühenden Augen einen bösen Blick zu – auf dem Pferdegesicht war deutliche Abscheu zu erkennen.
    Ich rümpfte die Nase darüber. »Oh, Verzeihung, bereiten wir dir Unbehagen?«, fragte ich sarkastisch, woraufhin das kleine Pferd schnaubte. »Also schön, wir werden uns zusammenreißen.«
    Ash kicherte, versuchte aber nicht mehr, mich nach hinten zu ziehen. Seufzend sah ich über den wippenden Kopf des
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