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Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Titel: Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Autoren: Julie Kagawa
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dort blieb er, kniete neben mir und hielt meine Hand. Etwas tropfte auf meinen Handrücken. Es war so kalt wie Quellwasser und gefror auf meiner Haut. Die Tränen einer Fee.
    Ich sah zu ihm hoch und versuchte zu lächeln, versuchte tapfer zu sein und ihm zu zeigen, dass nichts hiervon seine Schuld war. Dass alles so war, wie es sein sollte. Seine Augen strahlten in der Dunkelheit, hell und voll Schmerz. Ich drückte seine Hand.
    »Es war … ein ziemlich irres Abenteuer, was?«, flüsterte ich und spürte, wie mir die Tränen über die Wangen liefen und auf die harte Erde tropften. »Es tut mir leid, Ash. Ich wünschte … wir hätten mehr Zeit gehabt. Ich wünschte … ich hätte mit dir kommen können … Aber es hat nicht so ganz funktioniert, nicht wahr?«
    Ash hob meine Hand an seine Lippen, ohne den Blick von mir zu lösen. »Ich liebe dich, Meghan Chase«, hauchte er an meiner Haut. »Für den Rest meines Lebens, wie lange auch immer wir noch sein werden. Ich betrachte es als Ehre, an deiner Seite zu sterben.«
    Ich holte tief Luft und drängte die Dunkelheit zurück, die am Rand meines Gesichtsfelds lauerte. Jetzt kam der schwierigste Teil, der Teil, vor dem ich mich gefürchtet hatte. Ich wollte nicht sterben, und ich wollte erst recht nicht allein sterben. Schon beim Gedanken daran verkrampfte sich mein Magen und mein Atem kam in keuchenden Stößen. Aber Ash würde nicht vergehen. Ich würde ihn nicht wegen seines Schwurs sterben lassen. Das war der eine, letzte Akt der Selbstlosigkeit, den ich für ihn erbringen konnte. Er war bei jedem Schritt des Weges an meiner Seite gewesen. Jetzt war es an mir, ihn freizugeben.
    »Ash.« Ich hob die Hand, berührte seine Wange und fuhr die Konturen seines Gesichts nach. »Ich liebe dich. Vergiss das niemals. Und ich … ich wollte den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Aber …«
    Verzweifelt rang ich nach Luft. Das Sprechen wurde immer schwieriger und Ashs Gesicht verschwamm vor meinen Augen. Ich blinzelte, um ihn wieder klar sehen zu können.
    »Aber ich … ich kann dich nicht meinetwegen sterben lassen«, fuhr ich schließlich fort. In seinen Augen blitzte Verstehen auf, dann Entsetzen. »Ich werde es nicht zulassen.«
    »Meghan, nein.«
    »Ist schon okay, wenn du mich hasst.« Ich sprach jetzt schneller, damit er mich nicht umstimmen konnte. »Das ist bestimmt sogar ganz gut. Hasse mich, dann kannst du … kannst du jemand anders finden und … und lieben. Aber ich will, dass du lebst, Ash. Es gibt so vieles, wofür es sich zu leben lohnt.«
    »Bitte.« Ash packte meine Hand. »Tu das nicht.«
    »Ich gebe dich frei«, flüsterte ich. »Ich entbinde dich von deinem Ritterschwur und allen Versprechen, die du mir gegeben hast. Dein Dienst an meiner Seite ist beendet, Ash. Du bist frei.«
    Ash ließ den Kopf hängen und seine Schultern zuckten. Ich versuchte den bitteren Kloß in meinem Hals runterzuschlucken, während sich gleichzeitig mein Magen schmerzhaft zusammenzog. Es war geschafft. Ich hasste mich dafür, aber es war das einzig Richtige gewesen. Ich hatte ihm schon so viel abverlangt. Selbst wenn er sich darauf vorbereitet hatte, zu sterben, würde ich das nicht zulassen.
    »Und jetzt«, fügte ich hinzu und ließ seine Hand los, »verschwinde von hier, Ash. Bevor es zu spät ist.«
    »Nein.«
    »Du kannst nicht bleiben, Ash. Das Amulett ist aufgebraucht. Wenn du noch länger hierbleibst, wirst du sterben.«
    Ash sagte nichts. Aber ich kannte diese Haltung seiner Schultern, die absolute Sturheit und Entschlossenheit, die er ausstrahlte, und ich begriff, dass er trotzdem bei mir bleiben würde. Also tat ich das Einzige, was mir noch einfiel. Er würde den Tag verfluchen, an dem er im Wilden Wald diesem Menschenmädchen begegnet war, und schwören, sich niemals wieder zu verlieben. Aber er würde leben.
    »Ashallyn’darkmyr Tallyn«, begann ich, woraufhin er verzweifelt die Augen schloss. »Ich befehle dir bei der Kraft deines Wahren Namens, jetzt sofort das Eiserne Reich zu verlassen.« Ich wandte den Kopf ab, damit ich ihn nicht sehen musste, und presste die letzten Worte hervor: »Und komm nicht zurück.«
    Es tut mir so leid, Ash. Aber bitte, lebe für mich. Wenn irgendjemand es verdient hat, lebend aus dieser ganzen Sache rauszukommen, dann bist du das.
    Ich hörte ein leises Geräusch, fast wie ein Schluchzen. Ash erhob sich zögernd, als würde er gegen den Zwang ankämpfen, dem er gehorchen musste. »Ich werde immer dein Ritter sein, Meghan
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