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Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Titel: Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Autoren: Julie Kagawa
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nicht. Puck beugte sich mit wilder Entschlossenheit vor. »Du wirst sie jetzt zu einem Heiler bringen, Prinz, sonst werde ich dir, bei allem, was mir heilig ist, diesen Eisklumpen rausschneiden, den du dein Herz nennst, und sie selbst hinbringen.«
    »Puck«, flüsterte ich wieder, »bitte.« Er sah mich nicht an, aber in seinen Augen glitzerten Tränen und die Hand mit dem Dolch begann zu zittern. »I-ich muss das tun«, fuhr ich fort, während Ash und Puck sich anstarrten, ohne dass einer auch nur einen Zentimeter nachgegeben hätte. »Nur … nur so kann alles … gerettet werden. Bitte.«
    Puck holte zitternd Luft. »Wie kannst du von mir verlangen, dass ich dich sterben lasse?«, würgte er hervor, ohne die Klinge von der Kehle des Prinzen zu nehmen. Unter dem Dolch entstand ein feiner Schnitt und ein schmales Rinnsal Blut floss auf Ashs Kragen zu. »Ich würde alles für dich tun, Meghan. Aber … das nicht. Das nicht.«
    Ganz sanft hob ich die Hand und schloss die Finger um den Griff des Dolchs. Vorsichtig zog ich ihn zu mir herunter, weg von Ashs Hals. Puck sperrte sich noch einen Moment, dann trat er schluchzend zurück. Der Dolch glitt aus seiner Hand und landete scheppernd auf dem Boden.
    »Bist du sicher, dass du das willst, Prinzessin?« Seine Stimme war angestrengt und sein Blick flehte darum, dass ich es mir anders überlegen sollte.
    »Nein«, hauchte ich. Meine Tränen begannen zu fließen und Ashs Arm drückte mich fester. Natürlich wollte ich das nicht. Ich wollte leben. Ich wollte meine Familie wiedersehen, die Schule fertig machen und an all die weit entfernten Orte reisen, die ich nur aus Büchern kannte. Ich wollte mit Puck lachen und Ash lieben und all das tun, was für normale Menschen ganz selbstverständlich war. Aber ich konnte nicht. Mir war diese Kraft gegeben worden, diese Verantwortung. Und ich musste nun zu Ende bringen, was ich angefangen hatte, ein für alle Mal. »Nein, Puck, ich will das nicht. Aber so muss es nun einmal sein.«
    Puck nahm meine Hand und drückte sie so fest, als könnte er mich dadurch hierbehalten. Ich sah in seine grünen Augen, die vor Emotionen strahlten, sah all seine Jahre als Fee, all seine Triumphe und Niederlagen, Lieben und Verluste. Ich sah ihn als Puck, den legendären, verschmitzten Unruhestifter, und als Robin Goodfellow, ein Wesen so alt wie die Zeit, mit all den Narben und Wunden, die ihm sein endloses Leben eingebracht hatte. Puck drückte immer weiter meine Hand und ihm liefen hemmungslos die Tränen über die Wangen, während er fassungslos den Kopf schüttelte.
    »Wow«, murmelte er mit tränenerstickter Stimme. »Da sind wir nun, unsere letzte Nacht und so, und mir fällt nichts ein, was ich sagen könnte.«
    Ich legte meine Hand an seine Wange, spürte die Nässe unter meinen Fingern und fragte lächelnd: »Wie wäre es mit ›Lebewohl‹?«
    »Neee.« Puck schüttelte den Kopf. »Ich sage grundsätzlich niemals ›Lebewohl‹, Prinzessin. Das klingt ja so, als würdest du nie wiederkommen.«
    »Puck …«
    Er beugte sich zu mir runter und küsste sanft meine Lippen. Ash versteifte sich und seine Arme drückten mich fest an ihn, aber Puck war schon außer Reichweite, bevor einer von uns reagieren konnte.
    »Pass gut auf sie auf, Eisbubi«, meinte er lächelnd, während er ein paar Schritte zurücktrat. »Ich schätze mal, dich werde ich auch nicht wiedersehen, was? Es war … ein Spaß, solange es hielt.«
    »Es tut mir leid, dass wir keine Gelegenheit hatten, uns gegenseitig umzubringen«, erwiderte Ash leise.
    Puck bückte sich glucksend und hob seinen Dolch auf. »Das Einzige, was ich wirklich bedauere. Zu schade, das wäre ein historischer Kampf gewesen.« Als er sich wieder aufrichtete, schenkte er uns sein dämliches Grinsen und hob eine Hand zum Abschied. »Wir sehen uns, ihr Turteltauben.«
    Schein ließ die Luft vibrieren und Puck löste sich in einen Schwarm Raben auf, die sich mit wild schlagenden Flügeln in alle Richtungen verteilten. Die Ritter gingen in Deckung, als die Vögel mit spöttischem Krächzen über ihre Köpfe hinwegfegten. Dann verschwanden die Vögel in der Dunkelheit und das Rauschen ihrer Flügel verhallte. Puck war fort.
    Die Ritter ließen uns ohne jeden Widerstand passieren. Sie neigten die Köpfe, als wir an ihnen vorbeigingen. Einige von ihnen hoben sogar ihre Schwerter wie zu einem Salut, aber ich bekam davon nicht wirklich viel mit. Sanft in Ashs Arme gebettet, mein Körper und mein Geist weitgehend
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