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Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Titel: Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Autoren: Julie Kagawa
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betäubt, konzentrierte ich mich hauptsächlich darauf, nicht einzuschlafen. Ich wusste, dass ich sonst vielleicht nie wieder die Augen aufschlagen würde. Bald würde ich mich ausruhen und der Erschöpfung nachgeben können, die von meinem Körper Besitz ergriffen hatte, mich einfach zurücklehnen und alles vergessen können. Aber vorher musste ich noch eine letzte Sache erledigen. Erst dann konnte ich endlich loslassen.
    Weiche Flocken landeten auf meiner Wange und ich sah auf.
    Wir waren nicht mehr in der Festung, sondern standen oben an einer Treppe und blickten auf das Schlachtfeld hinunter. Der Lärm der Kämpfe war verstummt und Schweigen breitete sich über dem Feld aus, als alle Feen – egal ob Sommer, Winter oder Eisen – sich in meine Richtung drehten. Sie waren alle wie erstarrt und sahen mich erschrocken an, unsicher, was jetzt zu tun war.
    Ash blieb nicht stehen, sondern ging entschlossen weiter. Seine Miene war unergründlich, während sich die Reihen von Sommer, Winter und Eisen stumm vor ihm teilten. Schweigende Gesichter zogen im Ascheregen an mir vorbei. Diode, der die kreisenden Augen alarmiert aufgerissen hatte. Schienenstift und seine Herde, die respektvoll die Köpfe senkten, als wir sie erreichten. Gremlins folgten uns durch die Menge, stumm und düster.
    Mab und Oberon tauchten auf und musterten uns ausdruckslos, doch gleichzeitig voll Mitgefühl. Ash blieb nicht stehen, nicht einmal vor Mab. Er marschierte an den beiden Feenherrschern vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen, und stapfte immer weiter durch die grauen Aschehaufen, bis wir den Rand des Schlachtfeldes erreichten, wo uns der riesige Eisdrache erwartete. Der Drache nahm den Kopf zurück, so dass er dem Winterprinzen mit seinen eisblauen Augen ins Gesicht sehen konnte.
    »Bring uns in das Eiserne Reich.« Ashs Stimme war leise, aber einige Grad unter null anzusiedeln, und ließ keinerlei Spielraum für Diskussionen. »Sofort.«
    Der Drache blinzelte. Dann drehte er sich mit einem leisen Zischen um, kauerte sich hin und streckte seinen langen Hals nach vorn, damit Ash aufsteigen konnte. Ohne die leiseste Erschütterung trat Ash auf eine der schuppigen Vordertatzen und sprang von dort auf den Rücken des Drachen, bevor er sich zwischen seinen Schulterblättern niederließ und mich in seinen Schoß legte. Als der Drache sich erhob und die Flügel ausbreitete, um abzuheben, stieß Razor einen summenden Schrei aus und alle Gremlins stimmten ein schrilles Klagegeheul an, hüpften auf und ab und zerrten an ihren Ohren. Obwohl alle überrascht waren, versuchte niemand, sie davon abzuhalten, und so begleiteten uns ihre jammernden Stimmen in den Himmel, bis der Wind sie schließlich verschluckte.
    Ich erinnerte mich nicht an den Flug. Ich erinnerte mich nicht an die Landung. Nur an einen sanften Ruck, als Ash vom Rücken des Drachen rutschte und auf der Erde landete. Ich hob das Gesicht von seiner Brust und sah mich um. Die Landschaft schien verschwommen und verzerrt, wie bei einer alten, falsch eingestellten Kamera, doch dann ging mir auf, dass das an mir lag und nicht an der Umgebung. Alles war grau und düster, aber ich konnte trotzdem noch den Baum erkennen, die riesige eiserne Eiche, die aus den Turmruinen aufragte und sich in den Himmel streckte.
    Hinter uns stieß der Drache ein Knurren aus, das wie eine Frage klang.
    »Ja, geh«, murmelte Ash, ohne sich umzudrehen.
    Ein Windstoß zeigte an, dass der Drache zurück Richtung Nimmernie geflohen war, wo er nicht vergiftet wurde. Trotz meiner Benommenheit fiel mir auf, dass Ash ihm nicht befohlen hatte, auf ihn zu warten.
    Weil er nicht vorhatte, hier noch einmal wegzugehen.
    Ohne zu zögern trug Ash mich durch den Turm, schob sich durch die leeren Ruinen und glitt durch die Schatten, bis wir am Fuß des Baums ankamen. Erst als wir den zentralen Platz betreten hatten und die Äste sich über uns ausbreiteten, begann er zu zittern. Doch seine Stimme war fest und er ließ mich nicht los, als er auf den Stamm zuging und direkt davor stehen blieb.
    Vorsichtig neigte er den Kopf zu mir herunter. »Wir sind da«, murmelte er.
    Ich schloss die Augen und schickte meinen verbliebenen Schein aus, bis ich das pulsierende Herz des Baums spürte und den Verlauf der Wurzeln, die sich bis tief in die Erde erstreckten.
    »Leg mich … direkt am Stamm ab«, flüsterte ich.
    Er zögerte, trat dann aber zu dem Baum, kniete nieder und ließ mich sanft zwischen zwei dicken Wurzeln zu Boden gleiten. Und
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