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Plötzlich durch Gewalt

Plötzlich durch Gewalt

Titel: Plötzlich durch Gewalt
Autoren: Carter Brown
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meine Schuld, weil ich ihr das, was man eine liberale
Erziehung nennt, gegeben und sie auf dieses Mädchencollege geschickt habe.
Nein, dieses Mal war ich deshalb so besorgt, weil sie mit Joey Benard fortlief,
der nichts anderes als ein gutaussehender Dummkopf war und — wie ich schon
sagte — nicht einmal gut Auto fahren konnte. Ich wollte Suzy davor bewahren,
eine Dummheit zu begehen und ihn etwa zu heiraten. Ich nahm an, daß Joey darauf
abzielte. Meine Absicht war, daß Sie die beiden fanden, ehe es soweit kam .«
    Er holte tief Luft, und seine
Stimme erhob sich zu einem donnernden Brüllen. »Sie haben sie nicht schnell
genug gefunden. Und jetzt habe ich viel größere Sorgen. Benard ist tot, und
Suzy ist wieder fortgelaufen; und diesmal hat sie wirklich Angst und könnte
etwas Unüberlegtes tun. Und das ist alles Ihre verfluchte Schuld, Sie
eingebildeter Laffe .«
    »Wir wollen nicht anfangen, uns
zu beschimpfen«, sagte ich. »Für einen Mann wie Sie, der nur eine halbe Portion
ist, kann das gefährlich werden .«
    »Hinaus !« schrie er. »Machen Sie, daß Sie hier fortkommen, solange Sie noch laufen können !«
    Ich leerte mein Glas, dann ging
ich. Halb und halb rechnete ich damit, daß mich der Gorilla Charlie in der
Halle in Empfang nehmen würde, aber er war nicht da. Als ich aus dem Haus trat,
sah ich, daß der dunkelblaue Lincoln fort war. Vielleicht hatte Thurston Charlie mitgenommen, damit er ihm half, Benards
Leiche aus dem Apartment in Greenwich Village wegzuschaffen.
    Es war eine lange Fahrt zurück
nach Manhattan, zu meiner eigenen friedlichen Bleibe an der Westseite des
Central Park. Ich setzte den Wagen in Fahrt und überlegte, daß der Weg nach
South Hampton hinaus reine Zeitverschwendung gewesen war. Wenn ich zu Hause
geblieben wäre und Patience gespielt hätte, wäre es vergnüglicher gewesen.
    Doch wenn Conrad Lakeman dachte, fünfhundert Dollar wären genug für die
Beule an meinem Hinterkopf und das Benzin, das ich verfahren hatte, dann würde
er sich noch wundern. Mehr als einmal wundern!
     
     
     

3
     
    Es war gerade elf Uhr durch,
als ich am nächsten Morgen mit vor Müdigkeit noch verschleierten Augen in mein
Büro kam. Die Aufschrift »Boyd=Enterprises« auf meiner Tür sah immer noch neu
aus. Das taten auch die weißen Ledersessel und der Schreibtisch aus Weißholz . Bis vor sechs Wochen hatte ich für die
Detektiv=Agentur Kruger gearbeitet. Aber dann mußte ich mich aus zwei guten
Gründen selbständig machen. Kruger bezahlte mir nicht genug Geld; und seine
Agentur war moralisch. Ich brauchte mehr Geld, und für Moral hatte ich keinen
Bedarf.
    Ich warf einen Seitenblick in
den Wandspiegel, und mein Konterfei blickte liebevoll zurück.
    »Wir wollen es nicht zur Gewohnheit
werden lassen, daß es nachts so spät wird, Danny«, warnte mich mein
Spiegelbild. »Wir wollen doch nicht, daß deine Stirn anfängt, Sorgenfalten zu
bekommen, oder ?«
    » Heute
morgen gibt es anderes, um das wir uns sorgen müssen«, belehrte ich mein
anderes Ich. »Wir müssen versuchen, herauszubekommen, was hinter dieser
Geschichte mit Suzy Lakeman steckt. Und dann wollen
wir versuchen, noch etwas Geld aus dieser Sache herauszuschlagen. Oder sollte
man die Reihenfolge ändern ?«
    Ich setzte mich hinter den Schreibtisch
und zündete eine Zigarette an. Dann zog ich die Brieftasche des verstorbenen
Joey Benard aus meiner Tasche und leerte den Inhalt auf die Schreibtischplatte.
    Es war das zweite Mal, daß ich
mir die Sachen betrachtete. Zum ersten Mal hatte ich das heute morgen um vier Uhr getan, als ich von Lakeman zurückgekommen war. Da hatte ich den Inhalt schnell
überprüft, ohne daß er mir etwas gesagt hätte. Jetzt sah es so aus, als sollte
sich das gleiche Spiel wiederholen.
    Da waren hundert Dollar in
Fünfern und Zehnern sowie drei einzelne Dollarscheine; daneben ein Führerschein
und ein Stück Papier, das mir ein Zeitungsausschnitt mit Todesnachrichten zu
sein schien.
    Ich las noch einmal: »Harold H.
Masters, 54, Industrieller, Inhaber der Masters Drogen Companie, spät in der
Nacht in seinem Apartment an der Park Avenue; plötzlich durch Gewalt .«
    Auf den ersten Blick konnte man
das Papier als Fälschung entlarven. Das Ganze war zwar auf Zeitungspapier
gedruckt, aber Drucktypen dieser Art verwendete keine der New Yorker Zeitungen;
und »plötzlich durch Gewalt« hätte nie ein Zeitungsmensch geschrieben. Die
ganze Geschichte roch nach der Arbeit eines Fälschers. Immerhin aber hatte
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