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Plötzlich durch Gewalt

Plötzlich durch Gewalt

Titel: Plötzlich durch Gewalt
Autoren: Carter Brown
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sich
jemand die Mühe gemacht, es drucken zu lassen, und ich fragte mich, ob das wohl
Joey Benard gewesen sein konnte.
    Dann hörte ich schnell auf mit
meiner Intelligenzakrobatik und schob die Brieftasche und ihren Inhalt in die
oberste Schreibtischschublade. Denn jemand hatte kurz an die Außentür geklopft,
sie dann geöffnet und mein Büro betreten.
    Ich warf einen Blick auf den
unerwarteten Besuch und schloß dann für einen Augenblick die Augen; ich hörte
das monotone Dröhnen der Brandung, den gedämpften Rhythmus von Gitarren und das
weiche Plumpsen der Kokosnüsse, die von den Palmen auf die Köpfe von Touristen
fielen, die unter ihnen flanierten.
    Der tropische Sonnenaufgang war
wieder da.
    Sie trug ein anthrazitfarbenes
Seidenkleid mit einem weißen Leinenkragen, der den tiefen, spitzen Ausschnitt
betonte. Das nach oben gekämmte blonde Haar und das höfliche Lächeln auf ihren
Lippen war genauso wie am Abend vorher, als sie Suzy Lakemans Apartment betreten hatte. Ich blickte scharf hin, aber dieses Mal
materialisierte sich kein schwarzer Bart durch die Tür hinter ihr.
    »Guten Morgen, Mr. Boyd«, sagte
sie, und ihre Stimme klang wieder so klar wie Kristall.
    »Sie müssen den Verstand
verloren haben, wenn Sie hierherkommen, um nach Suzy Lakeman zu suchen«, erklärte ich. »Sie haben sie doch schon geholt. Erinnern Sie sich
nicht ?«
    »Sie haben ganz recht, Mr.
Boyd«, antwortete sie. »Ich bin aber gekommen, um über etwas anderes mit Ihnen
zu sprechen. Haben Sie etwas dagegen, daß ich Sie Danny nenne? Mr. Boyd klingt
so förmlich; vor allem, nachdem Sie mich ohnehin mit ihren Blicken schon
ausgezogen haben. Ich habe das Gefühl, als wenn wir alte Freunde wären .«
    Sie setzte sich gelassen in
einen der weißen Ledersessel mir gegenüber und schlug mit dem schwachen,
erregenden Kratzen, das entsteht, wenn sich Nylon an Nylon reibt, ihre Beine
übereinander.
    »Ich habe nichts dagegen, daß
Sie mich Danny nennen«, antwortete ich. »Aber ich habe etwas gegen Ihren
haarigen Freund; und daß er mich mit seiner Magnum auf den Hinterköpf geklopft hat, werde ich ihm so schnell nicht vergessen .«
    »Es tut mir wirklich leid«,
sagte sie liebenswürdig, »und Douglas übrigens auch. Ganz bestimmt. Aber er
mußte es einfach tun. Ich weiß auch, daß Sie das einsehen, Danny. Sonst wären
Sie uns nachgekommen oder hätten sonst irgend etwas Lästiges getan, oder etwa nicht ?«
    Ich zündete mir eine Zigarette
an und neigte meinen Kopf etwas zur Seite; damit bekam ich eine bessere
Aussicht auf ihre Knie und sie einen besseren Eindruck von meinem markanten
Profil. Von der rechten Seite selbstverständlich, nicht von links. Beide Seiten
sind gut, aber mein rechtes Profil ist noch um einen Bruchteil besser.
    »Armer Danny«, sagte die Blonde
mitfühlend. »Nach der langen Fahrt nach South Hampton hinaus und zurück müssen
Sie in der Tat heute noch sehr müde sein .«
    »Ich wollte mir eigentlich heute morgen die Zeit zum Besuch eines Schönheitssalons
nehmen«, sagte ich. »Aber meine Lieblingskosmetikerin war gerade zum
Kaffeetrinken, und was sollte ich da tun? Oder erwarten Sie jetzt von mir, daß
ich frage, woher Sie wissen, daß ich gestern nacht noch zu Lakeman gefahren bin ?«
    »Ich vermutete nur«, sagte sie
leichthin. »Es wäre nur logisch gewesen. Wie reagierte Conrad auf Ihren
Bericht?«
    »Einfach prächtig. Er hörte mir
zu, gab mir einen Drink und jagte mich dann zum Teufel .«
    »Wie bedauerlich«, sagte sie
sanft. »Das bedeutet wohl, daß er nicht mehr Ihr Klient ist ?«
    »Es gibt zwei Sorten Klienten,
für die ich nichts übrig habe: diejenigen, die mir keinen Vorschuß bezahlen, und diejenigen, die mich zum Teufel jagen .«
    Sie setzte behutsam beide Füße
auf den Boden. »Deshalb kam ich zu Ihnen, Danny. Ich möchte Ihre Klientin
werden, Ihnen einen Auftrag geben. Das ist doch die richtige Bezeichnnung ? Ich finde alles so schrecklich aufregend. Ich
meine, daß ich hier bei Ihnen sitze, einem richtigen Privatdetektiv, und alles
andere. Ich wette, Sie haben irgendwo eine atemberaubende Sekretärin und einen
dummen, aber treuen Helfer .«
    »Das ist sehr amüsant«, sagte
ich. »Ich wette, daß Sie Ihren bärtigen Freund bereits schön in Trab halten.
Wenn nicht, dann werde ich dafür sorgen, wenn ich ihn das nächste Mal
sehe .«
    Sie ließ ihre Augenlider
flattern und probierte die gefühlvolle Tour.
    »Danny«, sagte sie schwer
atmend, »Sie haben so eine Ausstrahlung .«
    »Sie sollten
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