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Plötzlich durch Gewalt

Plötzlich durch Gewalt

Titel: Plötzlich durch Gewalt
Autoren: Carter Brown
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Hal, schieße sofort .«
    Und plötzlich war es kein Film
mehr. Es war Wirklichkeit, wenn er sie auch nur verschwommen wahrnahm.
    Er hatte einen Mann getötet.
    Und dann folgte das
schreckliche Erwachen, als er einen völlig Fremden aus dem Schlafzimmer kommen
sah und ihn sagen hörte, er sei ja nun Zeuge eines kaltblütigen Mordes
geworden.
    Danach kam das langsame,
widerwillige Erkennen der Wahrheit. Jede neue Tatsache erschien ihm schlimmer
und tödlicher als die vorhergehende.
    Der Mann, den er getötet hatte,
hielt gar keine Waffe in der Hand, trug nicht einmal eine bei sich. Und Thurston , dieser fremde, elegant gekleidete Herr mit der
höflichen Stimme, war in Wirklichkeit der Mann, den Deirdre liebte. Zusammen
hatten sie das Komplott gegen ihn geschmiedet, zusammen hatten sie ihn in diese
Falle gelockt.
    Diese Todesanzeige, sagte der
Mann verächtlich, und diese Forderung nach
hunderttausend Dollar sei die Arbeit von Amateuren. Damit würde er nicht länger
belästigt werden. Jetzt habe er Deirdre und Thurston zu gehorchen.
    Sie wollten kein Geld — sie
wollten Medikamente. Sie wollten Antibiotika... Der fremde, elegante Herr
arbeitete — so viel verstand Masters — für jemanden, der sich jetzt in den
Ruhestand zurückgezogen hatte, aber früher einmal der Boß eines Rauschgiftrings
gewesen war. Weder er noch das Mädchen seien dafür gewesen, daß der Boß sich
von seinem Geschäft zurückziehe. Aber da der Boß auf seinem Standpunkt beharrt
habe, würden sie das Geschäft übernehmen; und Masters müsse sie umsonst
beliefern.
    »Ich habe Sie angelogen, Boyd«,
stammelte Masters wie ein zahnloser alter Mann. »Ich wollte, daß Sie ihnen auf
der Spur blieben. Ich hoffte ,. Sie würden die beiden
finden und töten. Aber wenn es Ihnen nicht gelang, wollte ich Ihnen schließlich
sagen, wer sie sind, ich wollte eine Geschichte erfinden, wie ich durch Zufall
auf ihre Namen gestoßen wäre, irgend etwas , nur damit
Sie sie finden .«
    »Sie hätten sich etwas Besseres
ausdenken können als diese gefälschten Einkommensteuererklärungen«, sagte ich.
    Masters sackte merklich in die Knie
und stöhnte. »Ich halte es nicht länger aus. Ich kann mich nicht mehr auf den
Beinen halten. Ich habe im rechten Bein schon einen Krampf .«
    »Ich glaube eher, daß Sie einen
Krampf in der Zunge haben«, knurrte Thurston hinter
ihm.
    Thurston tat mir fast leid. Nichts ist
so langweilig, als eine lange, lange Geschichte anzuhören, die man schon kennt.
Aber er war in seiner derzeitigen Lage machtlos. Er hatte zehn Minuten mit
juckenden Fingern dagestanden und sich gefragt, wie es wohl weitergehen sollte;
schließlich wollte nicht er die erste Bewegung machen. Nachdem Masters jetzt
alles offenbart hatte, schien es mir an der Zeit, zu handeln.
    »Was meinen Sie, Thurston , was sollen wir tun ?« fragte ich. »Vielleicht einfach durch ihn hindurchschießen? Wir können aber
auch warten, bis er auf dem Boden liegt, und uns dann gegenseitig umbringen,
ohne daß er dabei was abkriegt .«
    »Lassen Sie die Witze, Boyd«,
zischte Thurston bösartig.
    »Bitte«, wimmerte Masters. »Ich
halte es nicht länger aus .«
    »Vorsicht, Masters«, warnte ich
ihn mit scharfer Stimme. »Passen Sie auf .«
    »Was ist denn ?« fragte er hilflos.
    » Thurston wird Sie nach vorn stoßen«, erklärte ich, »direkt auf mich zu; Sie sollen gegen
meine Waffe stolpern; er rechnet damit, daß ich Sie mit einer Reflexbewegung
niederknalle, während er noch reichlich Zeit hat, um...«
    Soweit war ich gekommen, als
ich schnell zur Seite trat und mich fest gegen die Wand preßte.
    Masters schrie plötzlich auf,
taumelte vor und sank auf die Knie. Drei Schüsse krachten schnell
hintereinander. Die beiden ersten gingen über Masters Kopf hinweg, schlugen in
den Fahrstuhlschacht und surrten als Querschläger wie in einer Flasche
eingesperrte zornige Wespen durch die Gegend.
    Der dritte Schuß lag höchstens
zwei Zoll tiefer, und vielleicht hatte Masters gerade den Kopf etwas
hochgehoben, als er abgegeben wurde. Jedenfalls schlug die dritte Kugel nicht
in den Fahrstuhlschacht, sondern traf Masters in den
Kopf.
    Ich schob die Hand um die Türkante , richtete die Achtunddreißiger in einem etwas nach unten geneigten Winkel in das Apartment und drückte ab. Ich
hob den Winkel um zehn Grad und drückte noch einmal ab. Ich schoß viermal und
hoffte, wenigstens mit einem Schuß Thurston erwischt
zu haben; sonst konnte ich alle Hoffnung fahren lassen.
    Fünf Sekunden
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