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Plasma

Plasma

Titel: Plasma
Autoren: Jeff Carlson
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Rebellen, die verzweifelt versucht hatten, das Archos-Labor vor den Regierungstruppen zu erreichen. Wenn die Soldaten sie gefangen nahmen, wenn die Insekten über sie herfielen ...
    Sie schloss die Finger um den harten Sicherungsstift der Handgranate, während die Helikopterrotoren den Himmel zerfetzten und das Sonnenlicht auf Metall und Plexiglas glitzerte.
    Es gab keine Möglichkeit, ihnen den Impfstoff selbst vorzuenthalten. Auch wenn Ruth, Cam und Newcombe hundert Autos in Brand steckten und sich selbst in die Luft jagten, konnte man die mikroskopisch kleinen Anti-Nanos ihren sterblichen Überresten entnehmen. Und die Menschenrasse war zu nahe an den Rand des Untergangs gedrängt worden, als dass sie es wagen konnten, den Impf-Nano zu vernichten. Ehe sie sich zu diesem Schritt durchrangen, überließen sie den ANN besser Leadville. Doch das war ein gefährlicher Gedanke. Er schmeckte nach Versagen.
    Ruth starrte die dröhnenden Maschinen an und ließ ihrem Hass und ihrer Bitterkeit freien Lauf. In diesem Augenblick war sie zu allem fähig. Ihre Hand umkrampfte den Sicherungsstift.
    »Runter!« Cam stieß gegen ihre verletzte Schulter, und Ruth ließ sich mit einem unterdrückten Aufschrei fallen. Nur verschwommen nahm sie wahr, dass sich Newcombe aus dem Schatten eines roten Fahrzeugs löste und zu Cam aufschloss. Dann sah sie überhaupt nichts mehr, weil Cam sich quer über sie warf und ihren Kopf und Brustbereich mit seinem Körper deckte.
    Sie kämpfte gegen ihn an und versuchte an ihren Rucksack zu gelangen. Er verstand nicht und rief immer wieder: »Runter! Bleiben Sie unt...«
    Über ihnen drehte der ohrenbetäubende Lärm ab. Der Wechsel erfolgte schroff und plötzlich. Gleichzeitig schleuderte ihr eine Druckwelle zuckendes schwarzes Zeug über das ungeschützte Gesicht und die Brillengläser. Zermalmte Ameisen.
    Ruth schrie auf und versuchte auszuweichen, aber sie war zwischen dem Straßenbelag und Cams Gewicht eingeklemmt. Es handelte sich um Holzameisen, deren Fortpflanzungszyklus offenbar außer Kontrolle geraten war. Die Nester und Gänge ihres Staates erstreckten sich jenseits der Bankette an die fünfzig Meter in jeder Richtung, und Tausende von geflügelten Männchen und unreifen Königinnen waren explodiert, als der Boden unter der Einwirkung der Helikopter nachgab, wenngleich Ruth nur die Nachwirkungen der Kollision zu sehen bekam. Das Loch, aus dem die Wolke hervorgestoben war, hatte sich sofort wieder mit einem Knäuel kampfbereiter kleiner Krieger gefüllt.
    Sie schützten das Fallenfutter, das Newcombe verteilt hatte. Zum Glück bildete der verbeulte Transporter nahe der Stelle, wo der Sturm am heftigsten wütete, einen Schutzwall. Er lenkte den Großteil der fliegenden Ameisen ebenso ab wie die Soldaten und Arbeiter, die am Boden umherwuselten. Die Druckwelle von den Helikoptern hatte die oberen Schichten mitgerissen – und auf der anderen Seite waren die Insekten ebenfalls auf Konkurrenz gestoßen.
    Vor vierzehn Monaten waren die Nahrungsvorräte der Ameisen binnen weniger Wochen sprunghaft angestiegen, um dann ebenso schnell wieder abzusinken, und die winzigen Aasfresser hatten sich dem ungewohnten Wechsel angepasst. Sie hatten jede Gelegenheit zur Vermehrung genutzt und allein durch Aggression überlebt. Die Soldaten von Leadville hatten vermutlich nur einen schwachen Menschengeruch an ihren Druckanzügen, aber sie waren neu. Sie bewegten sich. Und sie befanden sich beinahe direkt über dem Ameisenbau.
    Dunkle Schlieren verdrillten sich und wirbelten gemeinsam in die Luft, senkten sich und wurden von den zyklonartigen Winden wieder nach oben gerissen. Beide Helikopter waren zwar abgedreht, einer aber flog in niedriger Höhe, während der andere mühsam aufstieg, die Triebwerke von Ameisen verstopft. Als der Lärm der Rotoren kurz verstummte, hörte Ruth das Rattern vollautomatischer Maschinenpistolen. Die Soldaten bekämpften die Insekten mit allem, was ihnen zur Verfügung stand.
    Dann zuckte sie zurück. Ihre Wange und ihr Nacken brannten von einem halben Dutzend Ameisenbisse. »Aaaahh ...«
    Bei Weitem nicht alle Ameisen in dem feuchten Schwall, der sie getroffen hatte, waren tot. Viele waren von den Rotoren zerhackt worden, und noch mehr waren betäubt, manche in der klebrigen Masse ihrer zerdrückten Gefährten gefangen. Aber einige befanden sich in Freiheit, und sie krabbelten verwirrt und angriffslustig umher.
    Ruth ließ sich zu Boden fallen und schlug nach ihrem Gesicht und
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