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Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis

Titel: Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis
Autoren: Daniel G. Keohane
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ab. »Bald«, fügte sie hinzu.
    »Zu Ende ...«
    Beim Klang der Stimme und dem darauffolgenden Gelächter zuckte jeder der Anwesenden zusammen. Gem kreischte, sprang auf die Couch und zog ihre Füße empor, sodass sie halb darauf kauerte. Diesmal hatten es alle gehört. Warum wurde es so finster hier drinnen?
    Mrs. Watts wurde es nicht müde, sie weiterhin böse anzustarren. »Was nun, Gem? Wartet einer deiner Freunde in einem Monsterkostüm im Wandschrank?«
    »Sey, bitte ...«
    »Nein, Sie sind verrückt. Hier spukt es!«, rief Gem.
    »Solche Sachen wie Geister gibt es nicht, Gem. Lass mich noch unten nachsehen, bevor wir hier fertig werden. Irgendjemand muss sich dort verstecken«, warf Bill mit einem Anflug der Unsicherheit ein.
    »Nein!« Die Verzweiflung in Joyces Stimme ließ ihn innehalten. Sie ging ins Wohnzimmer und platzierte sich vor dem Couchtisch. »Wir müssen die Zeremonie zu Ende bringen.« Ihre Hände zitterten.
    »Joyce«, sagte Bill, »erzählen Sie mir nicht, dass Sie auch glauben, hier spukt es.«
    Ihren Versuch eines Lächelns konnte sie nicht lang aufrechterhalten. »Nein ... nein, natürlich nicht. Aber etwas stimmt hier nicht. Das war nicht die Stimme eines Kindes, und im Zimmer wird es merklich dunkler – zumindest kommt es mir so vor. Ich verstehe nicht, was hier vorgeht, aber das Einzige was einen Sinn ergibt, ist, dass wir es vollenden.«
    »Es passiert nichts«, rief Mrs. Watts; sie tat nicht mehr länger so, als ob sie wütend wäre, sondern sah genauso verängstigt aus, wie sich Gem fühlte.
    »Es gibt andere Sorgen in der Welt als Geister.« Joyce öffnete ihr Buch ohne eine Antwort abzuwarten. »Die Erträge der Rechtschaffenheit werden Frieden und ...«, rezitierte sie.
    Das Licht in dem Raum schwand, es wurde dunkler und dunkler, so als würde jemand langsam einen Dimmer herunterdrehen. Gem fühlte sich gefangen, sie musste raus hier. Auf der anderen Seite eines hohen Fensters hatten sich Eliot und Carl auf dem Rasen ausgestreckt und schienen noch nicht bereit, ins Haus zu gehen. Die Sonne über den Jungen schien hell an einem wolkenlosen Himmel. Allerdings schafften es ihre Strahlen nicht bis durch die Scheibe – vielleicht weil sie getönt war.
    Eine trübe, rauchige Finsternis kroch entlang der Fensterrahmen, als wäre es schwarzer Frost. Gem konzentrierte sich auf ihren Bruder. Sie wollte rufen, doch die Kehle war ihr zugeschnürt, sodass ihre Stimme versagte. Stattdessen sandte sie einen gedanklichen Hilfeschrei und bat Eliot inständig, er möge sie sehen, das Fenster zerbrechen und seiner großen Schwester zu Hilfe eilen.
    »... und aufrichtige Gelassenheit und Vertrauen sein, für immer«, rief Joyce.
    Eliot beugte sich zurück, um Schwung für einen Wurf zu holen. Sieh her zu mir!, flehte sie stumm.
    »Mein Volk wird unter sicherem Obdach und ...«
    Aus weiter Ferne hörte Gem Gelächter. Je dunkler der Raum wurde, desto lauter erklang die Stimme. Das Lachen war wie ein Bach, der unter weiterem Gelächter entlangfloss.
    O Gott, hilf mir bitte! Falls das alles meine Schuld ist, tut es mir leid!
    »... friedlichen Ruheplätzen verweilen.«
    Aber Gott wohnte hier nicht mehr, oder?!
    »Bill, was passiert hier«, flüsterte Mrs. Watts. Die Finsternis hatte eine fast körperliche Dichte gewonnen, die das Haus wie ein Grab mit Erde zu füllen schien und Gems Kopf umschlang. Das einzig Deutliche, das sie erkennen konnte, war die Mitte des Fensters ihr gegenüber und dahinter Eliot, der den Football in einer gewölbten Flugbahn in Richtung seines Kumpels losließ.
    »Nur wenn der Herr das Haus errichtet, ist ihre Arbeit nicht vergebens. Lasst uns beten!«
    Dann wurden erst das Fenster und anschließend das gesamte Haus von der Finsternis verschluckt.

ERSTER TAG DER FINSTERNIS
    Bill Watts konnte vor sich nichts erkennen. Die obere Hälfte seines Gesichts war in eine Art dicke, schwarze Gaze eingehüllt, die weder Gewicht noch Substanz zu haben schien und sich weich gegen seine Wangen drückte. Er fummelte mit den Fingern, um sich die Maske herunterzuziehen, fühlte aber lediglich die eigene Haut. Da war nichts – aber andererseits schien da doch etwas zu sein, und Bill konnte fühlen , dass dieses Etwas seine Augen und Nase wie eine Binde bedeckte.
    »Bill! Bill, ich kann nichts sehen.« Das war Seyhas Stimme neben ihm. Er streckte die Hand aus und umklammerte mit seiner Linken ihren Arm. Dabei schrie Seyha auf und versuchte sich zu befreien.
    »Ich bin’s! Sey, ich
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