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Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash
Autoren: Denise Danks
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gehüllten Pektoralmuskulatur eines Gewichthebertypen, dessen Wangen von krustiger Akne ganz wund waren. Die U-Bahn war völlig überfüllt. Ganz in meiner Nähe mischte sich leiser Curry- und Knoblauchduft mit einem würzigen Aftershave, aber der vorherrschende Geruch war der von nassem Fell und Stroh, mit dem die vom Regen durchtränkten Büroangestellten die Luft erfüllten. Wir zwängten uns hinaus, als die Türen an der Station Tottenham Court Road aufglitten, und ich drängte mich eilig durch die Menge und hinauf zur schmutzigen Straße. Es war halb zehn; in der Unterführung sang ein Straßenmusiker »Norwegian Wood«, und ein Penner schlummerte neben seinen leeren Bierdosen auf den schleimigen Treppenstufen.
    Als ich in den Redaktionsräumen der Technology Week in der Old Compton Street ankam, war der Tabakrauch schon so dick, daß man das Gefühl hatte, daß Nikotin und Teer aus dem giftigen Dunst kondensierten. Das Team war bereits hart bei der Arbeit, und Max saß in seinem Stuhl mitten auf der Bühne seines Theaters der Neuigkeiten und Geschäfte. Wie er so vor seinem Computerterminal hockte, sah es aus, als sei er körperlich in das Network eingeklinkt. Er hatte ein Apartment über den Redaktionsräumen, aber es war, als sei er immer hier. Niemand war je so früh gekommen oder so spät gegangen, daß er diesen Platz leer gesehen hätte. Er war ein elektronischer Nachrichtenjäger, und das bedeutete, daß er durch die engen Kanäle der internationalen Informationsnetworks stöberte wie ein moderner Fürst der Finsternis. Er blickte nicht auf, als ich hereinkam, und darüber war ich froh. Es war viel zu früh für eine Konfrontation mit Max.
    Mein Schreibtisch stand am Fenster, aber der Blick auf die betriebsame Straße in Soho war völlig versperrt. Auf dem Fensterbrett stapelten sich alte Zeitungen und Computerzeitschriften neben dem Strunk eines Usambaraveilchens, das ich mühselig am Leben erhalten hatte. Drei Tage alte Nachrichten klebten heute an der Seite meines Monitors: eine von Anne, eine von meinem Anwalt und eine von Eddie. Ich knirschte mit den Zähnen und schob einen großen Berg neue Post, das Wall Street Journal und die Financial Times beiseite, die quer auf alten Bergen von Papier und Spiralblocks lagen. Ein Zweitageturm von Pressemitteilungen begab sich allmählich auf die langgestreckte Rutschbahn in den Papierkorb, der strategisch hinter meinem Schreibtisch aufgestellt war. Ich drückte auf einen Knopf an meinem Terminal und loggte mich ein.
    Nach dem laufenden Berichterstattungsplan arbeitete ich an drei Stories: ein Multi-Millionen-Pfund-Auftrag über Computer für eine Brokerfirma, ein mögliches Jointventure zur Schaffung eines elektronischen Kapitaltransfersystems für Banken sowie ein Stück darüber, wie inkompatible Computersysteme die Fusion zweier Bauunternehmen vermasselt hatten. Außerdem war ich für ein längeres Feature über Computersysteme in der City nach dem Big Bang vorgemerkt. Max wollte von mir eine Analyse der Erfolge und/oder Fehlschläge der elektronischen Systeme, die im Gefolge der neuen Methoden im Wertpapierhandel und der 1986 erlassenen neuen Verordnungen für das Finanzzentrum Großbritanniens eingeführt worden waren. Zum Glück nicht für heute, aber ich würde bald anfangen müssen, die Interviews zu verabreden.
    Um halb vier hatte ich alle meine Stories eingegeben, mit knapper Not. Der Rücken tat mir weh, meine Kleider rochen nach Rauch, aber ich war erleichtert und zufrieden, weil ich meine Arbeit getan hatte. Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück, legte einen bestiefelten Fuß in die oberste Schublade meines Schreibtisches und biß in einen Big Mac. Warme Mayonnaise und Salatfetzen glitten mir übers Kinn. Als ich nach den Pommes frites langte, sah ich, daß in der Schachtel ein Zettel lag. Er war von Charlie East, dem stellvertretenden City-Redakteur, der losgezogen war, um uns den Lunch zu holen. Er hatte geschrieben: »Amstrad gehalten, Atlantic verkauft, Systems gekauft, zu verteilen: 750 Pfund. Drinks heute abend im Crown.« Ich grinste und nahm einen großen, befriedigenden Bissen von meinem Hamburger. Das war eine tolle Nachricht. Ein paar Verkaufsvertreter und Reporter hatten einen geheimen Investment Club gegründet, und Charlie war der Fondsmanager. Zu sechst hatten wir jeweils rund zweihundert Pfund investiert, und abgesehen von ein paar Beinahekatastrophen vor einiger Zeit handelte Charlie auf hohem Niveau im Bullenmarkt. Bis jetzt
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