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Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash
Autoren: Denise Danks
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>aufgehängt<.« In einer hilfreichen Pantomime legte er sich einen Strick um den Hals und zerrte dann seine rote Krawatte nach oben. »Als man ihn fand, hing er hochgehievt in einer Art Geschirr an der Decke, in Handschellen und splitterfasernackt bis auf ein Paar zu enge Strapse und eine niedliche Gummimaske!«
    Inzwischen schnaufte Barnaby vor Heiterkeit immer heftiger, aber ich war ein bißchen ratlos. Mit gespieltem Verdruß und echtem Genuß beugte er sich wieder vor und flüsterte mir zu: »Er ist unter der Gummimaske erstickt... weißt du... während er einen Or-gas-mus hatte.« Barnaby formte die Silben lautlos mit den Lippen. »Es war ein Unfall, daß es dabei zu weit ging…«
    »Oh, das ist furchtbar«, sagte ich ohne große Gefühlstiefe. Schließlich war es wirklich eine lächerliche Art zu sterben.
    »Ja, nicht wahr? Aber nicht halb so furchtbar wie der Verlust meiner Kommission, das kann ich dir sagen. Fünfzigtausend Pfund! Allmächtiger! Ich meine, wieso konnte er nicht warten, bis er die Stelle angetreten hatte?«
    Das war keine halbherzige Gefühllosigkeit. Barnaby meinte es ernst.
    »Vielleicht wollte er feiern - verstehst du, der neue Job und alles«, erwog ich. Barnaby lächelte bitter. Ich dachte mir, daß ich vielleicht noch ein bißchen mehr aus dieser Story herausholen könnte, und fragte ihn, wieso sie sich einen Programmierer ohne Talent, aber mit einem gespenstischen Sexualleben ausgesucht hätten?
    »Das weiß der Himmel. Wir hatten bessere Leute in den Karteien, aber nach sämtlichen Gesprächen haben sie sich für ihn entschieden.«
    »Was für eine Firma ist denn das, Barnaby?«
    »Ein kleines Software-Haus, auf starkes Wachstum in Lifestyle-Programmen ausgerichtet. Sehr kalifornisch - Programme, die dir helfen abzunehmen, schwer zu arbeiten, deinen Nächsten zu lieben, inneren Frieden zu finden. All dieser Scheiß.«
    »Und wer war er?«
    Barnaby drohte mir mit einem fein manikürten Zeigefinger. »Das ist nicht zur Veröffentlichung bestimmt, Georgina. Den Tip zu der Firma kannst du haben, wenn dir das was nützt, aber die Leiche bleibt begraben. Okay?«
    »Du meinst, keine Story à la >Computer-Crack stirbt beim Sado-Sex    »Barnaby, wieso haben die...?«
    Er schnitt mir mit einem wölfischen Lächeln das Wort ab und rieb Daumen, Zeige- und Mittelfinger aneinander.
    »Eine Menge Scheinchen, mein Schatz. Wir wollen ja nicht, daß gleich die ganze Welt Bescheid weiß, nicht wahr? Das ist nicht gut fürs Geschäft. Die Klienten brauchen nicht zu wissen, daß wir mit unseren dreifach geschichteten Interviews und psychologischen Sondierungstechniken nicht in der Lage sind, moralisch Ungesundes auszusondern.«
    Ich schwieg und fragte mich, wieso er mir nicht auch eine Menge Scheinchen angeboten hatte. Ja, wieso er überhaupt keinen Bestechungsversuch unternahm. Oder war es tatsächlich nur ein Designer-Lunch für zwei und ein Tip für einen Lückenfüller für den unteren Seitenrand? Auf unsere Freundschaft zählte er sicher nicht; das war nicht seine Art.
    »Okay, dann eben nur aus Neugier: Wer war es denn?«
    »Ein gewisser Julian Kirren.«
    Das winzige Kaffeetäßchen fiel mir aus der Hand und klirrte auf den Tisch. Die muschelförmige Untertasse zersprang, und kleine Porzellanscherben flogen in alle Richtungen.
    Der Kellner erschien auf der Stelle, warf eine Serviette wie ein Leichentuch über die Katastrophe und suchte zu zerstreuen, was er für meine bestürzte Sorge um das Porzellan seines Etablissements hielt.
    »Barnaby«, sagte ich matt, »ich glaube, ich brauche ein bißchen frische Luft.«
     

  Ich beschloß , unter diesen Umständen nicht in die Redaktion zurückzukehren, sondern nach Hause zu fahren. Seinem Zustand zum Trotz gelang es Barnaby, ein Taxi heranzuwinken, dessen ungewöhnlich schweigsamer Fahrer mich davon in Kenntnis setzte, daß er das Recht habe, ein Fahrtziel, das »mehr als sechs Meilen weit außerhalb« lag, abzulehnen. Meine bescheidene Genossenschaftswohnung lag »nicht in Central London, Kollege«, und wenn Barnaby nicht wie ein Zauberkünstler plötzlich eine Zwanzigpfundnote vor der Nase des Fahrers hätte erscheinen lassen, wären wir in einer Wolke von Dieseldämpfen schwankend auf dem Gehweg stehengeblieben. Ich protestierte gegen so viel Extravaganz und gegen den herzlosen Kapitalismus
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