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Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash
Autoren: Denise Danks
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junges Unternehmen per Headhunter nach Programmiertalenten suchte. Ich mußte annehmen, daß Julian, Barnabys säuerlichen Bemerkungen zum Trotz, dieses Talent, irgendeine besonders gesuchte Fähigkeit, besessen hatte. Eines stand fest: Barnaby würde hart arbeiten, um diese Kommission noch zu retten.
    Ich streckte die Hand nach dem Telefon aus, um seine Nummer zu wählen, aber es klingelte, bevor ich anfangen konnte. Es war Max.
    »Könnte ich Sie für einen Moment sprechen, Georgina?«
    Ach du Scheiße, dachte ich.
    »Aber sicher«, sagte ich so cool wie möglich, und langsam stand ich auf und suchte mir einen Weg über die elektrischen Leitungen und durch den Papiermüll des Tages. Schließlich stand ich an seinem Tisch und schaute auf ihn herab. Er redigierte etwas auf seinem Bildschirm und blickte nicht auf; also wartete ich mit verschränkten Armen. Max war kein unattraktiver Mann, aber er hatte Manieren, die ein toleranter Beobachter als mäßig bezeichnet hätte. Er kommunizierte mit seinen Kollegen per Telefon oder Computer oder aber in brüsken Monologen in den wöchentlichen Redaktionsbesprechungen. Wenn er wütend war, brüllte er, und wenn er sich freute, sagte er gar nichts. Niemand im Team wußte über die Arbeit hinaus viel von ihm. Der Legende zufolge waren seine Beine zerfetzt und der Rücken gebrochen worden, als es ihn beim 24-Stunden-Motorrad-Rennen in Le Mans aus der Kurve getragen hatte, und er habe, als man ihn einmal fragte, ob es ihm um irgend etwas leidtue, geantwortet: »Um die Ducatti.«
    Aber zweierlei Gutes hatte er für sich: Erstens war er unumstritten numero uno der internationalen Computerzeitschriftenszene, und zweitens war er, was unsere großen Konkurrenten wurmte, nicht zu kaufen, weil ihm der Stall der Technology Week zu fünfzig Prozent gehörte. Sein Partner, Ray Williams, arbeitete in einem kleinen Büro im selben Stock und kümmerte sich um alles, außer um den redaktionellen Bereich. Max verlangte hohe Qualität, und die bekam er, obwohl er geizig wie ein Schotte mit den Gehältern und knauserig mit namentlich gezeichneten Artikeln war. Eine Story mußte entweder exklusiv oder sehr, sehr gut sein, wenn der Name des Autors darunterstehen sollte. »Geld motiviert nicht«, behauptete er oft genug. »Aber Reputation.« Solche Bemerkungen machen sich leicht, wenn man fünfzig Prozent einer Firma besitzt.
    Während ich wartete bemerkte ich, daß sein dichtes rötliches Haar vorn schütter wurde und daß sein sehr kurzgeschnittener Bart auf der blassen, bläulich geäderten Haut golden glänzte. Mit ein paar letzten Tastenanschlägen sicherte er den Text, an dem er gearbeitet hatte, und dann blickte er auf.
    »Setzen Sie sich doch, Georgina.« Er deutete mit einer schwieligen Hand auf den Stuhl neben seinem Schreibtisch und schob einen Aschenbecher auf die andere Seite. Ich war fasziniert von seinem ungewöhnlich rücksichtsvollen Benehmen. Max hatte selten etwas mitzuteilen, das solche Höflichkeit erforderte, und was folgte, entsprach überhaupt nicht seiner Art.
    »Ich möchte Ihnen danken, daß Sie heute gekommen sind«, erklärte er, schaute wieder auf seinen Bildschirm und konzentrierte sich angestrengt auf die leere Fläche. Dann überraschte er mich, indem er mich unvermittelt ansah mit seinen enervierenden Augen, das eine braun, das andere jadegrün gesprenkelt. Ich starrte ihn einen Moment lang an, bis ich begriff, daß er fertig war und irgendeine Antwort erwartete. Mein Gesicht wurde warm, als meine Wangen auf höchst ärgerliche Weise rot anliefen.
    »Ich hatte ja keine besondere Wahl, oder?«
    Angespanntes Schweigen. Max legte die breiten Hände zusammen und verschränkte die rauhen Finger wie zum Gebet.
    »Das liegt in der Natur des Jobs, Georgina«, sagte er schließlich in trockenem, resigniertem Ton. Es war ein Klischee, und das wußte er, aber ich hatte Mühe, die heißen, unerklärlichen Tränen zurückzudrängen, die frustrierend in meinen Augenwinkeln balancierten. Wieder folgte ein langes, angespanntes Schweigen, während Max beherrscht und emotionslos dasaß und ich mühsam die bitteren Worte niederkämpfte, die ich ihm gern ins Gesicht gebrüllt hätte.
    »Lassen Sie uns das Ganze vergessen, ja?« sagte ich schließlich knapp und stand auf. Ich hatte mir für den nächsten Tag freinehmen wollen, um Anne in Julians Cottage zu helfen, aber jetzt ließ mein Stolz es unter keinen Umständen mehr zu, daß ich ihn noch um seine Genehmigung bat.
    »Moment noch,
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