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Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash
Autoren: Denise Danks
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von romantischem Schaum benebelt - oder, ehrlicher gesagt, im Zustande hoher sexueller Anspannung. Meine Eltern waren entsetzt, obwohl sie Eddie bezaubernd fanden. Ich auch, bis ich herausfand, daß er es mit meiner guten Freundin Celia Stevenson getrieben hatte.
    »Und die Obduktion? Wie ist die verlaufen?« fragte ich und kehrte in die Gegenwart zurück.
    »Sie haben >Tod durch Experimente< notiert... Oh, George, es war schrecklich... und so peinlich - du kannst es dir nicht vorstellen. Es gab einen Zeugen, einen Mann aus dem Ort.«
    »Soll das heißen, es war jemand dabei, als er...?« Ich machte große Augen.
    »Nein, nein, noch schlimmer. Julian könnte ja heute noch leben, wenn jemand dabeigewesen wäre. Nein, dieser Mann war bei einer früheren Gelegenheit bei ihm gewesen.«
    Ich war hin und hergerissen zwischen dem Wunsch, einen neuerlichen Skandal zurückzuweisen, und dem perversen Verlangen, voller Staunen von der unvermuteten Verkommenheit eines Menschen zu hören, der mir immer so langweilig vertraut gewesen war.
    »Weiter«, flüsterte ich.
    »Ein alter Mann. Er kam vor einem Monat an Julians Cottage vorbei. Die Tür stand offen, und der Hund des Mannes lief hinein. Der Mann rief, aber der Hund war die Treppe hinaufgelaufen, und da ging er hinein, um ihn zu holen, und fand Julian... verkleidet und aufgehängt und alles das. Er sagte, Julian hätte um Luft gerungen. Der Schlüssel für die Handschellen war auf den Boden gefallen. Der alte Mann mußte Julian den Schlüssel anreichen, damit er sich die Handschellen aufschließen, seine Hände befreien und sich die Maske herunterziehen konnte. Der Alte hat sich in der ganzen Sache eigentlich ganz nett benommen...«
    »Und hatte er den Schlüssel jetzt wieder fallenlassen?« fragte ich, bevor sie abschweifen konnte.
    »Naja, nein...« Sie brach ab, als sei ihr plötzlich etwas eingefallen. »Nein. Er hat ihn vergessen. Es hieß, er muß ihn vergessen haben. Die Polizei fand den Schlüssel später in seiner Schreibtischschublade. «
    »Er hat ihn vergessen?«
    Es war eine rhetorische Frage, denn wenn Julian sich nicht bis zur Unkenntlichkeit verändert hatte, war es unvorstellbar, daß er irgend etwas vergessen sollte, erst recht, wenn es sich um etwas für den reibungslosen Verlauf eines so bedeutenden Ereignisses offensichtlich entscheidend Wichtiges handelte. »Es ist schwer zu glauben, nicht wahr?« meinte Anne vorsichtig nach längerem, versonnenem Schweigen.
    »Anne, das ist beschissen - Entschuldigung -, unmöglich zu glauben«, sagte ich.
    Sie antwortete nicht, und ich wollte mich nicht länger unterhalten, also entschuldigte ich mich noch einmal wegen der Beerdigung und versprach, im Laufe der Woche vorbeizukommen - vielleicht am Wochenende. Ich erbot mich, ihr bei der trübseligen Aufgabe zu helfen, Julians Sachen aus dem Cottage zu räumen. »Ich rufe an und sage dir, wann ich komme.«
    »Gut, George«, sagte sie mit ihrer sanften, lieben, ernsten Stimme. »Es wird sehr gut tun, dich wiederzusehen.«
    Ich legte auf und schaltete den Anrufbeantworter zurück. Es war inzwischen dunkel geworden, und in der Wohnung war es kalt, obwohl die Gemeinschaftszentralheizung des Blocks unter metallischem Ächzen in Aktion trat. Ich drehte den Gasherd an und fühlte, wie mir der Magen knurrte. Ich hatte einen Mordshunger. Im Kühlschrank war auch nicht viel - Grapefruitsaft und Sodawasser, eine Flasche billiger trockener Weißwein, eine Ecke Edamer, ein Töpfchen alternder Joghurt, ein Paket Butter, eine einsame Tomate und ein paar auskeimende Knoblauchzehen. Im großen Schrank herrschte ähnliche Einsamkeit - ein paar Dosen Bohnen und Sardinenbüchsen, drei Bündel Spaghetti, eine Packung Müsli nach Schweizer Art, eine Flasche HP-Sauce, Kaffee, Tee und ein butterverschmiertes Glas Marmelade. Auf dem Sideboard lag noch soviel Brot, daß ich mir ein paar Scheiben abschneiden und noch etwas fürs Frühstück übriglassen konnte. Mein Abendessen bestand also aus überbackenem Käsetoast mit HP-Sauce, und ich aß es, während die Kaffeemaschine warmlief. Ich lehnte an der Spüle und starrte durch die schmutzigen Regentropfen hinaus auf die Lichter der City, und ich dachte an Julian als Kind: wohlorganisiert, ordentlich, methodisch, mit einer beinahe militärischen Einstellung zu unseren kindlichen Feldzügen an sonnigen Stränden und auf gras- und baumbewachsenen Hügeln. Er war derjenige gewesen, der die Zeitpläne und Listen aufstellte, mit denen sichergestellt
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