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Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash
Autoren: Denise Danks
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er machte uns Tee, und irgendwann merkte ich, daß ich nichts anhatte außer einem großen »Dallas-Cowboy«-T-Shirt. Nicht, daß ich zu schamhaft wäre, um mich in anspruchslosem Nachtgewand vor Fremden zu zeigen, die sich zufällig in meiner Küche aufhielten, aber ich konnte mich einfach nicht daran erinnern, daß ich mich am Abend zuvor ausgezogen hatte. Ich konnte mich an überhaupt nichts erinnern - außer, daß ich kein »Dallas-Cowboy«-T-Shirt besaß. Warren gab keine Erklärungen ab, und ich traute mich nicht zu fragen.
    Ich leerte die Mailbox und hinterließ am Bulletin Board eine liebevolle, spießige »Hallo-Angsthase«-Nachricht für ihn. Dann fiel mir plötzlich ein, daß ich überhaupt keine Einzelheiten über das kalifornische Software-Haus wußte, das Julian für seine »Lifestyle«-Programme hatte engagieren wollen. Jede neue Software-Firma ist interessant und lohnt eine Recherche, aber auf diese hier war ich besonders neugierig, weil sie gegen ein fettes Honorar meinen Cousin hatte ausfindig machen lassen. Ich mußte herausfinden, was ein Unternehmen der amerikanischen West Coast an unsere Gestade gelockt hatte, und so hinterließ ich eine Nachricht für Barnaby, die ihn vermutlich entweder im Büro oder zu Hause erreichen würde, vorausgesetzt, er hatte es geschafft, hier oder da anzukommen und wieder nüchtern zu werden. Ich deponierte meine Nachricht diskret in Barnabys privater Mailbox; seine Firma brauchte davon nichts zu erfahren. Warren natürlich schon, aber der zählte nicht.
    Als ich damit fertig war, ließ ich mich auf dem Sofa nieder, um die Achtzehn-Uhr-Nachrichten anzusehen. Es gab einen Flugzeugabsturz in Korea, neue Gefechte im Libanon, ein Staatsunternehmen, das zur Privatisierung freigegeben wurde; in Äthiopien starben die Menschen, eine hundert Jahre alte Frau hatte einen Flug mit der Concorde spendiert bekommen, und die Lokalberichterstattung aus der City konzentrierte sich auf ein neues Post-Big-Bang-Wunderkind, Mrs. Kay Fisher, eine junge Brokerin/Dealerin mit dem Midas-Touch. Ich hätte guten Grund gehabt, der zierlichen Frau mit dem kastanienbraunen Haar im adretten blauen Kostüm mit cremefarbener Schleifchenbluse etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken, aber das wußte ich da noch nicht. Statt dessen sanken mir, während sie cool im Fernsehen nickte und lächelte, langsam die Lider herab, und ich schlief bis Mitternacht.
    Die schweren Schritte und lauten Stimmen meiner Billigwohnungsnachbarn, die aus dem Aufzug getaumelt kamen, weckten mich. Ich schaltete den Fernseher ab und stolperte hinüber zum PC, um nachzusehen, ob Nachrichten gekommen waren. Ich hatte Kopfschmerzen und einen trockenen Mund. Von Barnaby war nichts da, aber von Warren: eine selbstgefällige, aber durchaus hilfreiche Nachricht mit voller Adresse und Telefonnummer einer Firma namens Lifestyle Software Inc., die meinen - wie auch Warrens Schlußfolgerungen nach -Barnabys Auftraggeber gewesen sein mußte. Warren hatte als Fußnote hinzugefügt: »Existiert nicht. Hab’s versucht.«
    Mein Freund hatte an diesem Abend offenbar große Langeweile gehabt und sich deshalb überlegt, daß ein Streifzug durch die geheimen Databases von Barnabys Firma, der Hitec Executive Search Ltd., vielleicht unterhaltsam werden könnte. Die Story sollte einfach weiterlaufen, entschied ich, und ging zu Bett. Morgen war Drucktag, und ich mußte um neun in der Redaktion sein.
    Der Drucktag fing schlecht an. Mein Personal Organiser, den ich irgendwo im Schlafzimmer verwühlt hatte, weckte mich mit seinem hartnäckigen, gleichförmigen Piepton eine volle Stunde, nachdem mein Digitalradio es hätte tun müssen. Ich fand das Ding und schaltete es ab, aber es fing gleich von neuem zu piepsen an, und eine heitere Mitteilung mit drei Wörtern flimmerte munter in einer Endlosschleife über das dünnverglaste LCD-Display. Sie lautete: »Happy Birthday Eddie.« Wir lebten seit zwei Jahren getrennt, aber dieser herrische, unsensible Taschenrechner ließ sich über einen noch längeren Zeitraum programmieren. Ich klappte meinen ziemlich vollen Wäschekorb auf, warf das Ding hinein und zog die Sachen von gestern noch mal an.
    Es regnete noch, und ich war sehr spät dran, als ich mich in den dampfigen U-Bahn-Wagen der Central Line zwängte und in die City fuhr, eingequetscht zwischen den ausladenden Brüsten einer großen, aber modisch gekleideten Person, die aussah wie eine intellektuell arbeitende Bäuerin, und der in Sweatshirtstoff
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