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Pittys Blues

Pittys Blues

Titel: Pittys Blues
Autoren: Julia Gaebel
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dass das Gewicht des Wagens die Reifen tief in den Matsch gedrückt hatte. Trotz des Schnees konnten sie sehen, dass keinerlei Spuren mehr zu erkennen waren, die darauf schließen ließen, wie jemand ihn dorthin gefahren hatte. Und es hätte doch Spuren geben müssen. Sowohl die vordere als auch die hintere Stoßstange langten bis auf wenige Zentimeter an ziemlich imposante Baumstämme heran. Wer hier eingeparkt hatte, hatte viel am Lenkrad kurbeln müssen, das stand fest. Und das hätte sichtbare Spuren hinterlassen.
    «Ich verstehe das nicht, keine Reifenspuren, und die Achse ist auch hin. Und wie es aussieht, nicht erst seit gestern.»Der dürre Clomel Harps krabbelte um den Pick-up herum auf der Suche nach irgendetwas, das den Männern sagen konnte, was passiert, und vor allem, wie es passiert war. Aber dieses Auto gefiel sich in der Rolle des Rätsels. Es stand da und schien höhnisch zu grinsen.
    Scott McClure blickte in die Runde und sah nicht einen, der ihm das Wasser hätte reichen können. Er musste diesen einfältigen Seelen auf die Sprünge helfen:«Also wenn ihr mich fragt, dann geht das nicht mit rechten Dingen zu: Der Pick-up taucht auf, mit einem Mädchen drin, schlafend, keiner von uns hat sie schon einmal gesehen. Der Pick-up ist im Grunde nicht fahrtüchtig, steht aber eingekeilt zwischen den Baumstämmen.
Keiner hat ihn und sie kommen sehen. Also, wenn ihr mich fragt, dann muss die es wissen, wie das hier passiert ist. Also, warum fragen wir sie nicht einfach?»
    Erst da merkten sie, dass Pitty gar nicht mehr da war.
    Sie erschien im Nachhinein wie eine Sinnestäuschung.
    Um das Objekt seiner Idee beraubt, suchte sich Scott schnell eine neue Lösung. Er fand Mike Snyder, genannt Pepper. Pepper hieß Pepper, weil er wie ein Pepper aussah, und das schon seit seiner Geburt. Er sah zwar aus wie ausgewachsen, aber in seinem Kopf war er neun Jahre alt. Als seine Mama ihn das erste Mal sah, meinte sie, er sehe aus wie ein dunkles, geschrumpeltes Pfefferkorn. Sein Papa sagte zwar, es würde sich verwachsen, aber das hat es nicht. Also blieb Pepper eben Pepper. Den Namen Mike hatte er nur bekommen, weil seine Grandma ein schwaches Herz und den kleinen Hosenscheißer so lieb hatte, dass Peppers Eltern es in ihrer Gegenwart nicht fertigbrachten, ihren Nachwuchs Pepper zu nennen. Also musste ein Name her, der der Granny nicht das Herz brach. Und der Name Mike war schön schlicht. So schön schlicht wie sein Träger selbst.
    Das alles interessierte Scott McClure gerade herzlich wenig:«Gib’s zu, das ist doch eine Gaunerei. Pepper, du bist der Einzige in der Stadt, der einen Kran hat. Nun sag, wie du das hier angestellt hast und was du mit dem Mädchen zu schaffen hast.»
    Pepper sagte nur:«Ich war’s nicht.»
    Mort Cassis ergriff das Wort:«Scott, darum geht es doch gar nicht. Wir müssen den Wagen wegschaffen,
das ist am wichtigsten. Danach können wir gucken, ob wir das hier verstehen oder nicht. Hier sind keinerlei Spuren, erst recht nicht von einem Kran, der hätte sich ganz schön in diesen Sumpf eingegraben, das ist mal sicher.»Er sah McClure herausfordernd an.«Meinst du nicht, Pepper hätte hier so einiges demoliert, wenn er es gewesen wäre?»
    Pepper wollte Mort Cassis in Scharfsinn nicht nachstehen:«Du hältst mich wohl für ’nen kompletten Idioten, als ob ich das nicht wüsste. Pah! Fragt sich nur, wie ihr die Karre hier wegbekommen wollt, so ganz ohne meine Hilfe. Na, dann seht mal zu, ich gehe jetzt nämlich nach Hause», sprach er und wackelte los. Aber er ging ganz langsam, denn Pepper wollte gern zurückgeholt werden, und dazu musste er in Rufweite bleiben, seiner Meinung nach. Mort Cassis knuffte seinen Ellenbogen McClure mit etwas zu viel Schwung in die Seite und stapfte hinter Pepper her. Während McClure aufjaulte, griff Mort sich Pepper, redete auf ihn ein und schleifte ihn zurück zu ihrer Gruppe der Ratlosen. Mit einem eindringlichen Blick zu McClure sagte er:«So, ihr seid schön brav und gebt euch verdammt noch mal die Hand, und jetzt ist Frieden!»Nachdem das erledigt war, fügte er noch hinzu:«Und jetzt ziehst du, Pepper, los und holst deinen Kran.»Mort klopfte ihm auf die Schulter.
    «Aber dann hätte ich ja gar nicht wiederkommen brauchen.»
    «Doch, woher hättest du denn sonst wissen sollen, dass wir den Kran auch wirklich wollen?»
    Das leuchtete Pepper ein.

    «Und was macht ihr inzwischen?»Er wollte nicht gehen, das konnte man ihm ansehen. Pepper hatte immer
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