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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition)
Autoren: Michael Weski
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gefasst, so wie eine Stimme klingt, die Endgültiges
mitteilt, Michael ist an den Apparat im Schlafzimmer gegangen und
spricht noch immer mit ihr, Klara selbst mag sich nicht mehr
hinlegen, sie tritt an die Fensterfront, öffnet die Glastür,
geht hinaus auf die Terrasse und blickt auf die sich sanft wiegende
Ostsee, die Bucht entlang, hinüber zu den weißen Felsen,
ein Blick wie aus dem Katalog, von einem Anwesen, das heute selbst
für sie unerschwinglich wäre, aber in den Neunzigern, kurz
nach der Wende, als man im Osten noch richtig Geld machen konnte,
hatte es Michael erworben, das Haus war recht heruntergekommen
gewesen, kein Vergleich zu jetzt, aber was hilft ihr das, gleich wird
Michael zu ihr herauskommen, er wird ihr sagen, was immer es zu sagen
gibt, das Ende vom Lied wird sein, dass er wieder wird los müssen,
zurück in die Zentrale, er wird sich ins Auto setzen und zum
Flughafen fahren, sie wird ihm einen Flug buchen sollen, sie wird den
Kindern, die noch schlafen, sagen müssen, dass er bald wieder
zurück sein werde, vielleicht heute Abend schon, vielleicht
morgen, aber wann auch immer es sein wird, sie hasst die Firma dafür,
dass sie ihr schon wieder den Urlaub zerstört, ihr geht das an
die Substanz und sie weiß, dass sie das auf Dauer nicht wird
mitmachen können, genauso wenig wie Michael, der bei soviel
Arbeit eigentlich immer ganz woanders ist und nie die Ruhe findet,
sich ihr einmal wirklich zu widmen, schon geht die Tür auf, er
ist sogar schon angezogen, er trägt nicht die weiße Hose
und das Polohemd von gestern, nein, Anzug und Krawatte hat er an,
beides muss er selbst eingepackt haben, denn sie hat es mit Bedacht
unterlassen, er kratzt sich verlegen an der Schläfe, lächelt,
ich muss los, er küsst sie flüchtig auf die Wange, ich
weiß, sagt sie, ich buch dir einen Flug.

12
Ferdinand
von Lachmann-Zeil …

    … steht
auf dem Balkon seines Büros im obersten Stock von Magellan’s
Ads und schiebt die leere Pfeife von einem Mundwinkel in den anderen,
seit fast zehn Jahren schon hat die Agentur ihren Sitz in dem
modernen Glasbau, zu eng geworden war ihr die Jugendstilvilla in der
Vorstadt, in der zuvor viele Jahre lang Kampagnen entworfen, Anzeigen
gestaltet, Broschüren geschrieben worden sind, inzwischen ist
von Lachmann-Zeil der alleinige Geschäftsführer, von den
zwei Partnern, mit denen er die Agentur gegründet hat, ist einer
gestorben, der andere ausgestiegen, Differenzen, klein haben sie
angefangen, gut haben sie sich entwickelt, aber zu den richtig großen
haben sie nie gehört, immerhin, ihre Arbeit war stets
beachtenswert gewesen, eine kleine feine Agentur, kreativ,
aufmerksamkeitsstark, gute Namen haben sie in ihrem Portfolio, aus
fast allen Branchen, satte Gesamtetats sind es früher gewesen,
heute eher Projektetats, keiner bindet sich mehr lange und
ausschließlich an eine Agentur, ihm macht das Sorgen, er schaut
von außen in sein Büro, das Achterdeck nennen es
seine Angestellten, wie sie fast alles in der Agentur nach
Schiffsteilen benannt haben, die Cafeteria ist die Kombüse ,
das offene Treppenhaus die Gangway , der große
Konferenzsaal der Kartenraum , in der Strategien und Kurse
festgelegt und Ideen geschmiedet werden, nett, findet er diese
Benennungen, weil sie den Gedanken von dem einen Boot aufwerfen, in
dem sie alle sitzen, er selbst hat diese Assoziationen ins Spiel
gebracht und seine Kreativen, seine Crew , haben sie
fortgesponnen, selbst den Balkon, auf dem er gerade steht, haben sie
zur Galerie erklärt, er stützt sich auf die Reling und blickt über den Park auf den träge in der Morgensonne
dahin fließenden Strom, hinüber zu dem kleinen Hafen mit
seinen wenigen, unterbeschäftigten Ladekränen, auf die
Dächer der Stadt und die sich dahinter im blauen Dunst
erhebenden Höhenzüge, er liebt diesen Ausblick und denkt an
den Pitch am Nachmittag, an den Abend, die Feier, die Entscheidung,
die er verkünden wird und daran, dass er Johannes Neuhäuser
wirklich sehr mag, er hat ihn von Anfang an gemocht, ein
unproblematischer Mensch, dieser Jo, ein Sonnyboy, dessen Wirkung
insbesondere auf die weiblichen Kunden gar nicht zu überschätzen
ist, und ein echter Kreativer, der tolle Ideen hat und faszinierende
Layouts entwirft, dem man, wenn überhaupt, allenfalls seine
Oberflächlichkeit vorwerfen könnte, wenn man sich nur nicht
immer schon von diesem gewinnenden Lächeln umgarnen ließe,
nein, Jo ist ein Glücksfall für die Agentur und heute
Abend, wenn
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