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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition)
Autoren: Michael Weski
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fragt sie sich, was das
eigentlich für ein Tag ist, sie hat noch nicht einmal geduscht,
sie geht in die Küche und setzt Teewasser auf, dann zieht sie
sich eine Hose an und schlüpft in Slipper, sie setzt sich Marie
gegenüber in den Sessel, schaut nach links, während die
andere nach rechts schaut, Iris sagt gar nichts, Maries Blick fällt
auf den stillen Schrei von Munch, der als Druck gerahmt an der Wand
hängt, sie sagt, ich bin ihm nicht nachgegangen, als er heute
morgen aufgestanden ist, wusste ich, dass er zu dir gehen wird, als
er weg war, habe ich mich angezogen und bin hierher gefahren, ich
habe seinen Wagen gesehen, er war direkt vor der Haustür
geparkt, ich selbst habe meinen zwei Straßen weiter abgestellt,
ich hab gewartet, in einem Hauseingang, so dass er mich nicht sehen
konnte, als er herauskam, und ich fragte mich, was macht er hier,
warum macht er das bloß, in zwei Wochen kommt unser Baby zur
Welt, wir sind gerade ein Jahr verheiratet, und er betrügt mich,
mit dir, meiner besten Freundin, Iris starrt auf die Erde, sie wissen
beide, dass sie nicht ihre beste Freundin ist, Marie mag das so
gesehen haben, Iris nie, aber das erhöht jetzt die Melodramatik
und Marie hat alles Recht der Welt, die Sache so drastisch wie
möglich darzustellen, er ist, spricht Marie weiter, so gut
gelaunt gewesen, als er da unten vor die Tür trat, er hat so
nett gelacht, wenn ich ihn nicht gekannt hätte, hätte ich
gesagt, der sieht gut aus, der Typ, der ist süß, ich hätte
mir gewünscht, mit ihm etwas trinken zu gehen, Jo, hab ich
gedacht, dich seh ich noch am liebsten an, und dann wird mir klar,
das ist mein Mann, er kommt gerade aus dem Bett einer anderen Frau
und er ist glücklich, weil er bei ihr war, während meine
Gedanken bei ihm sind, denkt er überhaupt nicht an mich, an sein
Kind, an unsere Zukunft, es ist ihm scheißegal, weil er nur
irgendjemanden zum Ficken braucht, das letzte hat Marie
herausgebrüllt, mit Absicht ordinär, aber auch verzweifelt,
weil sie genau weiß, dass er sie nicht mit irgendjemandem
betrogen hat, sondern mit Iris, mit einer Bekannten, einer Freundin,
einem Menschen, der dem gleichen Freundeskreis angehört, das war
nicht einfach nur Lustbefriedigung, Iris ist eine Frau, die eine
mögliche Alternative zu ihr selbst darstellt, was, geht es Marie
durch den Kopf, wenn Jo sie verlassen will, wenn er längst eine
Zukunft mit Iris plant, was geht da zwischen euch, fragt sie Iris,
die sagt nichts, sie merkt, wie ihr die Röte ins Gesicht steigt,
ihre Rolle ist die der Bösen, das weiß sie, sie ist die
Betrügerin, die andere drängt ihr diese Rolle auf, der
einzige Trost, den die Betrogene hat, ist moralische Erhabenheit, bei
der Grillparty im Mai, auf der Lichtung, sagt Marie, habe ich das
erste Mal Verdacht geschöpft, du und Jo seid noch mal
zurückgefahren, um Fleisch zu besorgen , und ihr
seid so ewig lange weggeblieben, dass Alex und Stefan Jo nachher
beiseite genommen haben und ihn fragten, ob da etwas mit dir liefe,
ich hab’s gehört, es war direkt beim Auto und ich kramte
gerade im Kofferraum, aber sie haben nicht darauf geachtet, sie
wussten nicht, dass ich fast direkt hinter ihnen stand, Jo hat es
nicht einmal abgestritten, er hat nur gelacht, er hat genauso gelacht
wie man über etwas lacht, was völlig absurd ist, und das
hat mich zunächst beruhigt, und was mich auch beruhigt hat, war,
dass er nie einen Hehl daraus gemacht hat, das er dich mag, dass er
dich toll findet, er hat nicht einmal zu verbergen versucht, dass er
oft und lang mit dir zusammen arbeiten muss, nur als diese
Überstunden sich gehäuft haben, als er immer wieder schon
morgens um sechs los musste, da … Gott, wie oft war er zwanzig
Stunden am Tag weg und ich, ich saß allein zu Hause, mit meinem
dicken Bauch, närrisch war ich, taub und blind … sie
bricht ab, stockt, schluchzt, versucht, sich zusammenzureißen,
sie sagt, dann, vor zwei Wochen, habe ich, nachdem ich ihn nicht
erreichte, Judith angerufen und gefragt, ob sie ihm noch etwas
ausrichten könne, es war kurz vor sechs, und sie sagt, er sei
schon weg, mit dir, und dann kommt er um elf nach Hause und sagt, er
habe noch arbeiten müssen, es sei so viel gerade und Ferdi nehme
ihn so hart ran, nichts liefe ohne ihn, und ich sage nichts, sage ihm
nicht, dass ich ihn angerufen habe, obwohl er das am nächsten
Tag auf seinem Display gesehen hat, was wolltest du denn, hat er mich
gefragt, und ich, ich hab so getan, als ob ich das vergessen
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