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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition)
Autoren: Michael Weski
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das müsste dir passen, Alex nickt, er hat
Turnschuhe an, Jeans und ein halbwegs passables, weißes Hemd,
dessen oberster Knopf offen ist und den Blick auf eine wenig behaarte
Brust freigibt, während er nach oben in das Büro seines
Chefs geht und Mareike dabei erklärt, dass es bei jeder Kampagne
auf die kreative Idee ankomme, die den Mehrwert schlagartig deutlich
mache, begleitet Ferdi Jo hinunter an seinen Platz und erinnert ihn
daran, die Mappe mit den vertraulichen Briefingunterlagen
einzupacken, wir müssen es heute zurückgeben, sagt er, den
Zeigefinger der rechten Hand nachlässig auf den Kopf der kleinen
Gipsfigur gedrückt, wie spät haben wir’s denn, fragt
er Jo, der jedoch stellt fest, dass er seine Uhr vergessen hat,
ausgerechnet heute hätte er sie brauchen können, Jo blickt
auf das Display des Telefons und nennt Ferdi die Zeit, also dann,
sagt Ferdi, wir treffen uns in zehn Minuten in der Tiefgarage, er
selbst geht noch einmal hinauf in sein Büro, um sich umzuziehen
und um ein letztes Telefonat mit Altenberg zu führen, Alex kommt
ihm entgegen, mit Mareike im Schlepptau, sie fragt, woran man sie
denn erkenne, eine gute Idee, daran, antwortet Alex, dass sie
einzigartig sei, relevant und normbrechend, nicht kompliziert, sie
muss sich in einem Satz zusammenfassen lassen, sonst kann man sie
gleich vergessen, Ferdi schmunzelt, als er das hört, Alex ist
gut, er ist vielleicht ein bisschen zu draufgängerisch, zu laut
manchmal, aber auch heiß, der hat Feuer, und Ferdi weiß,
dass auch Jo das spürt, und so etwas ist nie schlecht fürs
Geschäft, wenn der eine dem anderen einheizt, dann bringt das
für gewöhnlich beide voran, und so gern Ferdi Jo mag,
manchmal denkt er, dass der noch etwas hungriger sein könnte,
manchmal glaubt er, ihm gewisse Dinge zu einfach gemacht zu haben,
aber zweifellos ist er sein bestes Pferd im Stall, die Layouts, die
er für den Pitch gestaltet hat, sind grandios, die Bilder
spitze, der Look astrein, wenn also alles klappt, und klappen muss
es, dann kann er heute alles festzurren, dann wird Jo heute Abend in
Anwesenheit Altenbergs als sein Nachfolger präsentiert, der
Verkauf der Agentur bekannt gegeben und er selbst bereitet sich die
nächsten drei, vier Jahre auf seinen endgültigen Abgang
vor, Bärbel kommt ihm entgegen, schick sieht sie aus, aber auch
gestresst, sie blickt ihn an und er sie, was für ein Blick,
denkt er, sie ist eine gute Kontakterin, aber ihre Rolle heute ist
mehr als unglücklich, da Jo präsentieren wird, wird sie nur
die zweite Geige spielen, sie wird sich, wenn sie diesen Kunden
tatsächlich gewinnen, ihre Position erst erkämpfen müssen,
denn sie wird auch deshalb als zweite Garnitur angesehen werden, weil
zum ersten Briefing Werner gegangen ist, Werner, der Idiot, der
vertrauliche Daten wichtiger Kunden ausgeplaudert hat, der sich
woanders damit Türen hatte öffnen wollen, in einer Agentur,
mit deren Chef Ferdi gut befreundet ist, dumm gelaufen, es war ihm
gar nichts anderes übrig geblieben, als ihn vor die Tür zu
setzen, das würde noch ein juristisches Nachspiel haben, Ferdi
sitzt wieder am Platz und nimmt den Hörer ab, wählt und
spricht, von Lachmann-Zeil am Apparat, ich grüße Sie, Herr
Altenberg, noch einmal wegen heute Abend, ich schätze, dass wir
so gegen sieben zurück sein werden, wenn sie um halb neun kämen,
wäre das genau der richtige Zeitpunkt.

17
Der
Grund, …

    … warum
Iris heute nicht mehr in die Agentur kommt, ist hochschwanger und
sitzt ihr gegenüber, es ist Marie, Jos Frau, und sie hat bei ihr
geklingelt, als Alex kaum aus dem Haus war, Iris, nur mit Slip und
Bluse bekleidet, weiter ist sie nicht gekommen, hat durch den Spion
geschaut und die Tür geöffnet, sie sind sich gegenüber
gestanden und haben erst mal gar nichts gesagt, warum, fragt Marie
endlich, warum muss es Jo sein, fragt sie und Iris schlägt die
Augen nieder, kalt wird ihr, es zieht im Treppenhaus, sie steht
barfüßig da, nackt sind ihre Beine, nackt fühlt sie
sich, und wieso, fragt Marie weiter, kommt dann auch noch Alex bei
dir vorbei, morgens, um diese Zeit, sie klingt schon schrill, es
hallt im Treppenhaus, Iris ist es peinlich, treibst du es jetzt mit
jedem, fragt Marie noch lauter, komm erst mal rein, murmelt Iris und
zieht die andere in die Wohnung, Marie beginnen nun die Tränen
über die Wangen zu laufen, sie schluchzt, auch Iris ist zum
Heulen zumute, während sie Jos Frau zur Couch bugsiert und sie
fast schon in die Kissen drückt,
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