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Pistenteufel

Pistenteufel

Titel: Pistenteufel
Autoren: Ben Nevis
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würde der Attentäter nach den Skiern suchen. Aber die Getränkepaletten konnte er so verschieben, dass hinter ihnen ein kleiner Raum frei blieb. Toni machte sich an die Arbeit. Was die Skileute so alles tranken. Holländisches Bier, Coca-Cola, Wasser, Isogetränke. Es kostete sehr viel Kraft. Nach einer guten Viertelstunde hatte sich Toni sein Versteck geschaffen: eine etwa ein Meter fünfzig hohe und zwei Meter lange Mauer aus gefüllten Blechdosen …
    Müde setzte er sich auf eine Kiste. Die Arbeit hatte ihn durstig gemacht. Er hatte nicht daran gedacht, Proviant mitzunehmen. Aber: zu trinken gab es hier ja genug. Er hatte freie Auswahl. Toni entschied sich für ein Isogetränk. Morgen beim Rennen würde er es bezahlen. Vielleicht gab es hier auch etwas zu essen. Er öffnete die Schränke. Kaffeemaschinen, Küchengeräte, Plastikbecher … und Dauerwürste! Alles da für ein kleines Picknick. Zufrieden öffnete Toni die Folie und verschlang heißhungrig drei der Würste.
    Draußen war es inzwischen dunkler geworden. Obwohl die Dämmerung noch nicht in die Nacht übergegangen war, konnte Toni durch das Fenster den Vollmond erkennen, der schon jetzt eine erstaunliche Lichtintensität hatte. Toni wurde langsam nervös. Bis jetzt hatte er sich zu beschäftigen gewusst. Nun begann jedoch die Ungewissheit, ob jemand kam und wenn, wann er kam, kräftig in ihm zu arbeiten. Draußen ging ein ganz leichter Wind, er war kaum hörbar.
    Toni räumte die Dose und die Wurstfolie in den Schrank und verschloss ihn. Dann kroch er hinter seine aufgerichtete Mauer und setzte sich in die Ecke. Er wartete. Die Schneejacke behielt er an, denn langsam wurde es kälter. Draußen war es bis auf ein paar Vogelrufe sehr still geworden. Ab und zu knackte in der Umgebung ein Ast. Tiere? Der Wind? Mit der Zeit gelang es Toni, darüber hinwegzuhören. Heute Nachmittag noch hatte er sich sein Vorhaben so abenteuerlich und spannend vorgestellt. Aber nun war es doch etwas anderes, hier an diesem einsamen Ort zu warten. Seine Eltern saßen jetzt in der Ferienwohnung und dachten, er sei mit Bob unterwegs. Hoffentlich war es Pit nicht gelungen, Peter und Justus abzuhängen. Aber die beiden wussten ja, wohin sie Pit folgen mussten. Außerdem hatte er Bob erzählt, dass er sich hier verstecken würde. Draußen knackte wieder das Holz. Ein Flugzeug flog am Himmel. Weit da oben war also noch ein Mensch. Ein angenehmes Brummen, auf das er sich konzentrierte, bis es verklungen war. Das Mondlicht schien durch das Fenster, und die Getränkedosen reflektierten die Strahlen an die Decke. Toni betrachtete versunken die Muster des Lichts. Langsam verschwammen sie vor seinen Augen.
    Ein sehr nahes Geräusch ließ Toni plötzlich zusammenzucken. Es war direkt hinter ihm an der Außenwand. Ein Rascheln. Toni setzte sich wieder richtig hin, der Rücken tat ihm weh, sein rechtes Bein kribbelte. Er musste kurz eingenickt sein. Oder auch länger: Das Mondlicht fiel inzwischen anders, das Muster an der Decke war verschwunden. Toni schob den Ärmel seiner Skijacke ein Stück hoch. Die Uhr kam zum Vorschein, es war kurz vor neun. Dann hatte er also eine Weile geschlafen. Wieder raschelte es hinter ihm, diesmal ein kleines Stückchen weiter weg. War da nicht ein glucksender Laut zu hören? Eine Flasche? Toni begann zu schwitzen. Ruhig bleiben – vielleicht war es ja nur ein Tier, eine Katze, ein Wildschwein, eine Maus. Jetzt raschelte es wieder, noch ein Stückchen weiter. Das konnte doch kein Zufall sein! Dieser glucksende Laut. Der Attentäter? Was machte er da bloß? Oder waren es Justus und Peter, die ihm einen Streich spielen wollten? Aber wo war dann Pit? Toni brach in Schweiß aus. Eine saudumme Idee, sich hier zu verstecken. Er konnte das Rascheln und Knistern weiterverfolgen, die Wand entlang. Doch eine Maus? Aber was war bloß dieses Glucksen?
    Für einen Moment fühlte Toni den Impuls, hinauszurennen und nachzusehen. Doch er blieb sitzen. Jetzt herrschte Ruhe. Da hörte er plötzlich deutlich das Stapfen von Schuhen im Schnee. Eine Person schien sich zu entfernen. Dann ging alles sehr schnell. Ein dumpfer, ein sich verschluckender Laut, der rund um die Hütte jagte. Fast gleichzeitig lautes, aufloderndes Knistern. Toni sprang auf. Feuerschein drang durch das Fenster. Panik. Die Holzhütte stand rundherum in Flammen. Er saß in der Falle.
    Als Erstes schoss Toni ein absurder Gedanke durch den Kopf. Er hatte literweise Flüssigkeit zum Feuerlöschen in der
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