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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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Hierauf holten sie soviel frisches Wasser, als sie in dem Kanoe unterbringen konnten, und fuhren nach einem versteckten Ort, wo ein stillstehendes Wasser war, um dort die Nacht zu erwarten. Als sie anbrach, nahmen sie ihren Kurs längs der Küste von Puerto Rico bis an das Cabo Roxe, von das setzten sie nach der Insel Española über, wo ihr Volk war. Wind und Wetter diente ihnen dermaßen, daß sie binnen kurzem daselbst anlangten, und zwar an einen Ort Samana genannt, woselbst sie ihr Volk antrafen. Ogeron ließ den Barbier allda längs der Küste Mannschaft sammeln, er selbst ging nach Tortuga, wo er etliche Schiffe, die auf der Reede lagen, zusammenzubringen suchte. Er gab sein Vorhaben zu erkennen, als welches war, sein Volk zu erlösen; überdies macht er Hoffnung auf gute Beute, um desto mehr Courage in ihnen zu erwecken. Der Barbier ging an alle Orte längs der Küste Española, wo Franzosen waren, redete ihnen wacker zu, ihre Mitgesellen zu befreien, und versprach ihnen auch eine gute Beute, wodurch er binnen kurzem eine große Anzahl beisammen hatte.
    Inzwischen hatte Ogeron viele Schiffe klar gemacht, sein Volk eingeschifft und segelte nun längs der Küste von Española hin, um auch das Volk, das der Barbier zusammengezogen, aufzunehmen. Er feuerte sie an, tapfer Rache zu nehmen für die unmenschlichen Grausamkeiten, die die Spanier an ihnen verübt hatten. Sie gelobten auch allesamt einmütig, ihm zu folgen, wohin immer er sie führen wollte, und bezeugten großes Mitgefühl für die Leiden, die ihre Kameraden unter der Gewalt der Spanier hatten erdulden müssen. Als nun Ogeron sah, daß sein Volk wohlgemut war und sein Vorhaben unterstützte, richtete er seinen Kurs nach Puerto Rico. In die Nähe der Küste gelangt, segelte er so nahe an das Land heran, daß es oben vom Spriet aus gesehen werden konnte, jedoch hatten sie nur die untern Segel beigesetzt, um von den Spaniern nicht entdeckt zu werden, bevor sie an den Platz gekommen, wo sie landen wollten. Diese Vorsicht war freilich fruchtlos, denn die auf dem Lande hatten davon Kundschaft und schickten längs des Strandes etliche Reiterkompagnien aus, ihre Bewegungen zu überwachen. Ogeron, der dies sah, hielt es für nützlich, ihnen wenig Zeit zur Vorbereitung zu lassen, gab alsdann seinen Schiffen Befehl, sich fertig zu halten, das Volk an Land zu werfen, ging stracks so dicht an die Küste als er konnte und fing an, lustig Feuer zu geben in der Meinung, unter dem Schießen sein Volk an Land zu bringen und den Spaniern unversehens mit Furie auf den Leib zu rücken. Allein es fiel ganz anders aus; denn, dieweil die Schiffe ihr Geschütz lösten, lagen die Spanier im Busch verborgen ganz still auf ihren Bäuchen, und da die Franzosen meinten, buschwärts vorzugehen, wurden sie unvermutet von ihnen überfallen und binnen kurzem dermaßen geschlagen, daß sie gezwungen wurden, wieder nach ihren Schiffen zu retirieren, so gut als sie vermochten, doch blieb ein großer Teil sowohl tot als verwundet auf dem Platz. Auch Monsieur Ogeron salvierte sein Leben, wiewohl er so gut als halbtot war vor Betrübnis über das Misslingen seines Anschlags und befürchten mußte, daß die andern, die unter den Händen dieser barbarischen Menschen waren, es würden entgelten müssen. Gleichwohl, es war kein Mittel vorhanden, sein Volk zu erlösen, da er zu schwach, und der Schrecken in sein Volk gefahren war. Auch war der Landungsplatz so ungünstig für sie, so von See kamen, gewesen, daß ein Mann an Land so viel wie zehn draußen galt; überdies waren die Spanier ungleich stärker, also daß die Franzosen unverrichteter Dinge wieder abziehen mußten. Die Spanier verharrten so lange am Strand, bis Ogeron außer Sicht war. Die Verwundeten, die da lagen, schlugen sie sogleich tot, schnitten ihnen Nasen und Ohren ab und brachten sie in ihr Lager, um solches den Gefangenen zu zeigen als Wahrzeichen des erfochtenen Sieges. Sie richteten auch ein großes Fest an und brannten Viktoria ab; dann banden sie einige Gefangenen an Bäume und gaben ein Turnierspiel mit ihnen: zu Pferde sitzend, liefen sie mit ihren Lanzen gegen die Gebundenen an, und wer am besten traf, bekam den ausgesetzten Preis. Auch ließen sie gebraten Fleisch vor die Gefangenen stellen, die zwei oder drei Tage nichts gegessen hatten, wie sie aber danach langten, schlugen sie ihnen mit ihren Hackmessern auf die Hände. Sie schmissen ihnen auch Knochen vor, auf das sie dieselben abnagen sollten wie Hunde; wenn die
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