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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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tanzen sie und tun ihren Weibern viel Liebkosungen an. Und um zu zeigen, daß sie den Weibern geneigt sind, nehmen sie einen von ihren Wurfspießen und stecken ihn durch ihre männliche Rute in Gegenwart ihrer Weiber. Dieses habe ich oftmals von den Räubern erzählen hören, jedoch nicht glauben wollen, aber ich habe es nachderhand selber gesehen. Sie tun es auch, wenn sie um eine Weibsperson freien, ihr zu zeigen, daß sie ihr geneigt sind. Wenn sie trunken sind, fechten sie auch wohl miteinander und stechen einer den andern tot, doch geschieht das selten.
    Beim Heiraten halten sie sonderliche Zeremonien ein, denn es darf keiner unter ihnen eine Tochter nehmen ohne Konsens ihrer Eltern oder Angehörigen; und wenn einer eine Tochter heiraten will, wird er vom Vater gefragt: ob er wohl jagen und fischen kann, ob er wohl Zagayen machen kann, ob er eine Harpune machen kann, und ob er sein Seil wohl drehen kann. Wenn er auf all dieses wohl geantwortet hat, nimmt der Vater von dem Mädchen eine Kalebasse voll Trank, daraus er zuerst trinkt, es sodann dem Jüngling reicht und dieser seine Braut. Es ist gebräuchlich unter ihnen, daß wenn man einem eine Kalebasse voll Trank präsentiert, er sie austrinken muß, aber hier trinken sie zu dreien aus, um zu bezeugen, daß sie Blutsfreunde sind. Dieselben Zeremonien geschehen auch, wenn ein Räuber ein indianisch Weib zu seinem Gebrauche nimmt, doch statt daß er von dem Vater ausgefragt wird, muß er ihm ein Messer und ein Beil verehren, und wenn der Räuber wieder weggeht, bringt er die Frau wieder zu ihrem Vater, und sie haben beiderseits daran kein Ärgernis. Auch unterläßt es deshalb kein Indianer, sie zur Ehe zu nehmen, jedoch, nachdem sie getraut sind, wollen sie nicht leiden, daß ein anderer zu ihrem Weibe kommt. Die Weiber halten keine Zeit im Kindbett, noch auch die Männer statt ihrer, wie die Karaiben tun, sondern sobald sie geboren haben, gehen sie hin und waschen ihr Kind im Fluß oder anderem Wasser, danach wickeln sie es in einen ihrer Gürtel, die sie Cabale nennen, und tun ihre Arbeit als zuvor. Wie sie das tun können, lasse ich die Weiber beurteilen, die bessere Erfahrung davon haben.
    Diese Indianer haben auch sonderliche Zeremonien für ihre Toten. Wenn ein Mann stirbt, muß sein Weib ihn selber begraben mit allen seinen Gürteln, Zagayen, Fischzeug und allem seinen Geschmeide, das er an den Ohren und um den Hals trägt; und alle Tage muß sie auf das Grab, worin ihr Mann liegt, Speis und Trank bringen. Alle Morgen bringt das Weib etliche Bananen samt einer Kalebasse voll Trank, und wenn dann die Vögel daran zu picken kommen, das halten sie für gut, so daß sie alle Tage dahin geht, um dasjenige, was sie tags zuvor gebracht hat, zu erneuern. Das währt ein ganzes Jahr lang: dieses rechnen sie nach den Monden, deren fünfzehn sie für ein Jahr zählen. Einige Schreiber haben behaupten wollen, daß das Essen, das die Indianer ihren Toten bringen (wie auch die Karaiben tun), vom Teufel abgeholt wird, doch halte ich dieses nicht für die Wahrheit, dieweil ich selbst es öfter weggenommen, da die Früchte, so sie dahin bringen, die reifsten und leckersten sind, so sie finden können. Wenn nun ein Jahr (nach ihrer Rechnung) vorbei ist, geht das Weib hin und gräbt ihren Mann aus, nimmt alle Gebeine, die sie unter der Erden findet, wäscht sie und läßt sie an der Sonne trocknen. Nachdem sie wohl getrocknet sind, wickelt sie sie alle zusammen in eine Cabale und trägt sie solange auf ihrem Rücken, als sie unter der Erde gelegen sind, nämlich ein ganzes Jahr von fünfzehn Monaten: sie schläft damit, sie arbeitet damit, so daß sie die Gebeine allezeit trägt. Wenn dann die Zeit um ist, hängt sie dieselben an den Giebel des Hüttchens, das sie hat; so sie aber keines hat, werden die Gebeine an der nächsten Freunde Hausgiebel gehängt. Vermöge ihrer Gesetze darf das Weib auch nicht heiraten, bevor die zwei Jahre um sind. Die Gebeine derjenigen, die unfrei sterben, werden nicht umgetragen, doch bringt man ihnen Essen auf das Grab wie den andern. Ein Mann trägt auch nicht die Gebeine seines abgeschiedenen Weibes. Wenn einer von den Räubern, der mit einem indianischen Weib verehelicht ist, stirbt, werden seine Gebeine in gleicher Weise von ihr getragen, als ob er ein Indianer gewesen wäre. Auch Neger, die bei ihnen sind, leben in allen Dingen auf ihre Manier. Wenn diese Indianer Krieg führen und etliche Feinde gefangen nehmen, machen sie sie zu
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