Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
Vom Netzwerk:
weil sie sich mit ihrem Schwanz an kleinen Ästen festhalten und solange regungslos, als wären sie schon tot, hängen bleiben, bis es mit ihnen ganz vorbei ist. Die Weibchen tragen ihre Jungen auf dem Rücken, wie die Negerinnen ihre Kinder; und wenn die Mutter totgeschossen wird, und das Junge noch am Leben bleibt, wird es gleichwohl die Mutter nicht verlassen, ob sie nun fällt oder nicht, sondern sich allzeit auf ihrem Rücken festhalten. Wenn man unter einem Baum geht, worauf sie sind, werfen sie einem ihren eigenen Unrat und Zweige an den Kopf. Wenn man unter einen Trupp Affen schießt und einen von ihnen trifft, kommen die andern stracks herbei, stehen rundum und riechen an seiner Wunde; läuft viel Blut heraus, so halten sie die Wunde zu, auf daß er nicht zu viel verliere, andere rupfen Moos von den Bäumen und stecken es hinein, wieder andere suchen gewisse Kräuter, die kauen sie und stopfen mit ihnen die Wunde. Ich habe es zum öfteren mit großer Verwunderung angesehen, wie eifrig diese Tiere in der Not einander beistehen und in Lebensgefahr einander zu helfen suchen. Diese Affen sind von sehr gutem Geschmack und sehr nahrhaft. Wir kochten und brieten alle Tage soviel Affenfleisch, dass wir es schließlich gewöhnten, und es schmeckte uns besser als Fasanen.
    Hier könnte man wohl allerlei Betrachtungen anstellen, jedoch um dem Leser nicht beschwerlich zu fallen, wollen wir nur einfältig erzählen, was uns begegnet ist. Wir hatten ungefähr acht Tage so gelebt, ein jeder eifrig bei seinem Geschäfte, nämlich, wie ich schon sagte: einige kalfaterten das Schiff, andere verrichteten die übrige Schiffsarbeit und die dritten gingen auf die Jagd. Auch bedienten wir uns etlicher Sklaven und Sklavinnen: der Männer zum Brennholz schlagen und Kalkbrennen (den Kalk benutzten wir statt des Pechs zum Dichten der Schiffe), der Weiber zum Wasserholen aus den Brunnen, die wir am Strand gegraben hatten. Das Schiff war nun bald klar, weshalb den Sklavinnen Befehl gegeben wurde, die Gefäße aufs schleunigste zu füllen. Am nächsten Morgen bei Tagesanbruch gingen die Sklavinnen mit ihren Gefäßen um Wasser, zwei von ihnen blieben ein wenig zurück, von den Bäumen Früchten zu naschen. Während sie sich dabei aufhielten, hörten sie im Busch ihre Gesellinnen schreien, dachten, sie wären von bösem Getier gebissen worden und liefen hinzu. Ehe sie aber hinkamen, sahen sie einen Trupp Indianer aus dem Busch hervorbrechen, gleich ließen sie ihre Töpfe fallen und begannen zu laufen und zu schreien: „Indios, Indios!“ Auf ihren Hilferuf griffen wir unverzüglich zum Gewehr und liefen nach dem Platz, wo sie die Indianer gesehen hatten. Da fanden wir denn die toten Körper der beiden Negerinnen: eine jede war von zwölf oder dreizehn Pfeilen, die ihr noch im Leibe staken, durchbohrt, sie waren in den Hals, in den Leib und in die Beine geschossen worden, es schien als ob die Wilden ihre Lust daran gehabt hätten, die armen Sklavinnen solchermaßen mit ihren Pfeilen zu spicken, wo doch ein einziger genügt hätte. Diese Pfeile waren von wunderlicher Fasson oder Machart, aus gemeinem Holz gefertigt, etwa einen Finger dick und acht Fuß lang; an dem einen Ende war mittels einer gesplissenen Sehne ein Haken aus Holz festgebunden, in dem ein Feuerstein steckte; an dem andern Ende war ein hohles Holzstückchen wie ein Köcher, darin einige Steinchen waren, die, wenn man den Pfeil bewegte, ein wenig rasselten. Es waren auch etliche darunter, die waren von Palmistenbäumen gemacht und rot gefärbt, was sehr schön aussah, als wäre es Lackwerk. Wir mutmaßten, daß diese Pfeile von den Häuptlingen der Indianer herrührten, und bemerkten, daß sie in der Mitte des Liebes der Negerinnen staken. Sie also beschaffen:

    A der Feuerstein, der an dem Pfeil festgemacht ist.
    B der hölzerne Haken, gleichfalls an dem Stein befestigt.
    C ist der Pfeil.
    D ist das Köcherchen an dem andern Ende des Pfeils.
    Diese Pfeile sind ohne jedes eiserne Werkzeug gefertigt; denn alles, was sie schneiden wollen, lassen die Indianer erst so weit abbrennen als nötig ist, hernach schaben sie es mit dem Feuerstein ab. Diese Indianer sind sehr flink im Laufen durch den Busch, denn, wie genau wir auch hinsahen, wir vermochten keine Fußstapfen zu entdecken noch das geringste Zeichen, daß sie hier durch gelaufen waren. Auch waren sie so vorsichtig, daß sie die Köcher mit den Steinchen darin mit Baumblättern gestopft hatten, damit sie kein Geräusch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher