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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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hartknochig. Das Männchen erkennt das Weiblein fleischlich, und sie umfangen einander Bauch an Bauch; das Männchen hat ein Glied wie ein Stier, und das Weiblein ihre Natur wie eine Kuh, ungefähr eine Spanne breit unter dem Nabel. Das Weibchen trägt nicht mehr als ein Junges auf einmal; wie lang sie tragen, kann ich nicht angeben, da ich keine Gelegenheit hatte, dies zu beobachten. Diese Tiere sind mächtig scharf von Gehör, denn wenn man den geringsten Lärm macht ist es unmöglich, sie zu fangen. Darum sind diejenigen, die das wollen, genötigt, statt der Ruder gewisse kurze Werkzeuge zu gebrauchen, die sie Pagayos nennen, und die Spanier Caneletas, mit denen wissen sie so sachte heranzurudern, daß sie nicht gehört werden. Sie dürfen auch nicht sprechen, sondern müssen nur schauen, wo der Harpunier, so vorne steht, sie hinweist. Diese Manatis werden auf dieselbe Manier gefangen wie die Schildkröten; während aber die Harpunen, mit denen man die Schildröten fängt, viereckig sind ohne Haken, so haben diese Haken und sind ein wenig länger als die andern. Die Manatis haben sehr kleine Augen und können wenig sehen, der gerade Gegenpart von der Schildkröte, denn die Schildkröte kann wunderlich scharf sehen, aber ist taub. Das Fleisch der Manatis ist dem Kalbfleisch sehr ähnlich, an Geschmack aber dem Schweinefleisch, hat auch Speck wie ein Schwein. Es wird gesalzen und geräuchert gleich dem Schweine- und Ochsenfleisch, wie wir im ersten Teil berichtet haben, daß die Bukaniere es zubereiten. Ein großer Manati gibt wohl zwei Tonnen Fleisch ohne die Beine und den Speck; sein Schwanz ist lauter Speck, die Räuber lassen ihn in spanische Töpfe aus und essen ihn zu Mais, den sie wie Gries zu kochen pflegen, er hat keinen tranigen Geschmack, schmeckt sogar viel besser als Öl oder Schweinefett. Dies ist alles, was ich von den Manatis schreiben kann, da ich nichts weiteres davon erkundet habe.
    In diesem Meerbusen fingen wir also so viele von diesen Manatis, als wir konnten, salzten jedoch das Fleisch ein und behalfen uns zu unserer täglichen Kost mit dem Abfall, wie Leber, Lunge, Därmen, Nieren und dem Fleisch, das an den Knochen blieb. Eines Tages, da wir nichts gefangen hatten und gleichwohl unser Eingepökeltes nicht angreifen wollten, beschlossen wir, längs einem Eiland, das da war, zu fischen und Vögel zu schießen. Da gewahrten wir ein indianisches Kanoe, in welchem vier Indianer waren, die, sowie sie uns sahen, so schnell als sie konnten, nach dem Ufer ruderten. Wir aber waren hurtiger im Rudern als sie und setzten ihnen nach, um zu sehen, ob da keine Möglichkeit wäre, etwas von ihnen zu erhandeln, nämlich Mundkost. Da aber dieser Indianer mit keinem Christen zu tun haben wollen, landeten sie und liefen mit ihrem Kanoe buschwärts. Wir folgten ihnen aber hart auf den Fersen, so daß sie gezwungen waren, das Kanoe im Stich zu lassen; sie hatten es immerhin zweihundert Schritt in den Busch geschleppt und das zu viert. Dieses Kanoe war an die zweitausend Pfund schwer, so daß wir uns über die Stärke dieser Menschen verwundern mußten; wir elf hatten Mühe genug, das Kanoe wieder ins Wasser zu bringen. Als sie sahen, daß wir ihr Kanoe nahmen, begannen sie sehr laut zu schreien, wir schossen zwar dahin, woher die Stimmen kamen; aber was für Wirkung das getan, konnten wir nicht erfahren, weil wir uns in den Busch zu laufen nicht getrauten, denn die Indianer sind auf diesem Eiland sehr zahlreich. Unser Bootsmann, der uns dahin gebracht hatte und zu verschiedenen Malen da gewesen, erzählte uns, daß er einst mit einer ganzen Räuberflotte da gewesen sei, wo denn einige Kanoes zum Fischen oder auf Vogeljagd dem Ufer zu ruderten. Dort waren aber einige Indianer auf die Bäume geklettert: wie nun die Kanoes in den Fluß einfuhren, sprangen diese von oben in das Wasser hinab, ergriffen mit großer Geschwindigkeit etliche der Räuber und liefen mit ihnen buschwärts, ehe die andern ihren Gefährten zu Hilfe eilen konnten. Am nächsten Tage ging der General der Flotte mit fünfhundert Mann an Land, um die Räuber, die die Indianer weggenommen hatten, wieder zu holen; doch war er kaum mit seinem Volk an Land, als er aufs eiligste wieder retirieren mußte. Wir urteilten, da eine solche Macht gar nichts habe ausrichten können, würden wir noch viel weniger mit den Indianern fertig werden können, darum machten wir uns schleunigst wieder davon. In ihrem Kanoe fanden wir nichts als ein Netz, ungefähr vier
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