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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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machen sollten. Nachdem wir in dem Busch gesucht, ob sie nicht irgendwo ein Fahrzeug liegen hätten, doch keines fanden, kehrten wir wieder nach unserm Schiff zurück, rüsteten es vollends zu und luden unser Gut wieder auf. Endlich gingen wir unter Segel, da wir diesem Lande nicht länger trauen durften, fürchtend, es möchten die Indianer einstmals so stark über uns kommen, daß sie uns allesamt überwältigten.

D AS ACHTE K APITEL
    Ankunft des Schreibers dieser Historie am Cap Gracias a Dios. Wie die Räuber mit den daselbst wohnenden Indianern Handel treiben. Lebensart dieser Indianer. Abfahrt von da, Ankunft auf der Insel de los Pinos und Rückkehr nach Jamaika
.
    Der große Schrecken, in den uns die Ermordung unserer Sklavinnen durch die Indianer versetzt hatte, bewirkte, daß wir auf das eiligste von dannen fuhren und unseren Kurs nach dem Cabo Gracias a Dios richteten, allwo wir hofften, Trost zu finden, nämlich Sicherheit des Orts und Gelegenheit Viktualien zu erlangen; denn dort wohnen Indianer, die mit den Räubern Handel treiben und sie wohl traktieren. Nach Verlauf von sechs Tagen kamen wir nach Cabo Gracias a Dios, das will heißen, Gott sei gedankt, welches auch wir sagten, wie denn ein Mensch, der ins Wasser fällt und in großer Gefahr des Ertrinkens schwebt, wenn er wieder herauskommt, Gott dankt für wunderbare Errettung aus der Gefahr. Wir dankten Gott auch dafür, daß er uns aus dem großen Elend, in dem wir gewesen, erlöst und uns an diesen Platz geführt hatte, wo wir die Freundschaft der Einwohner genießen konnten, nebst demjenigen was wir vonnöten hatten. Sobald wir da vor Anker kamen, sahen wir am Strand zwei Christen, die auf uns warteten, uns zu bewillkommnen. Die Räuber haben dort nämlich solche Freundschaft mit den Indianern gemacht, daß sie bei ihnen wohnen können, ohne daß ihnen ein Leid geschieht; vielmehr leben sie ohne Sorgen, denn die Indianer geben ihnen, was sie brauchen und tauschen dafür alte Messer, Beile und dergleichen Werkzeug ein. Wenn die Räuber dahin kommen, kaufen sie ein Weib für ein altes Beil oder auch für ein altes Messer, dafür bleibt dies Weib solange bei dem Räuber, bis er wieder weggeht; und sollte es sich ereignen, daß er nach drei oder vier Jahren zurückkehrt, so würde selbiges Weib wieder zu ihm kommen. Der, so dort ein indianisch Weib nimmt, braucht nicht zu sorgen, denn das Weib bringt ihm seine tägliche Kost zu, wie sie unter den Indianern gewöhnt ist. Der Mann hat da sonst nichts zu tun als allein ein wenig zum Jagen oder zum Fischen zu gehen, der Weiße braucht da nicht zu arbeiten, sondern kommandiert einen Indianer dazu. Diese Indianer gehen oftmals mit den Räubern in See und bleiben drei oder vier Jahre aus, ohne in ihr Land zurückzukommen, so daß es unter ihnen viele gibt, die sehr gut Französisch und Englisch sprechen können, wie denn auch viele Räuber sind, die gut Indianisch sprechen. Diese Indianer sind den Räubern von großem Nutzen, weil sie sehr gute Harpuniere sind, sowohl im Schießen von Schildpatten und Manatis als von anderen Fischen, ja, ein Indianer allein kann ein ganzes Schiffsvolk von hundert Mann mit Speise versorgen, wenn er an einem Platz ist, wo es etwas zu fangen gibt. Als wir an Land kamen, gingen die Indianer uns entgegen mit allerlei Früchten, und auch um zu sehen, ob sie nicht einen Bekannten unter uns hätten. Es waren auch bei uns zwei Personen, die ihre Sprache gut konnten und da lang gewohnt hatten. Bei diesem Volk blieben wir einige Zeit, uns zu erfrischen, wobei ich denn Gelegenheit nahm, ihrem Leben und ihren Gewohnheiten nachzuforschen, wovon ich allhier kürzlich erzählen will.
    Sie halten sich als eine kleine Republik und haben kein Oberhaupt über sich, das sie als ihren Herrn oder König erkennten. Das Land, das sie besitzen, hat ungefähr dreißig Meilen in die Runde. Sie haben keine Freundschaft mit ihren Nachbarn, am allerwenigsten mit den Spaniern, deren große Feinde sie sind. Es sind ihrer wenig an Zahl, nicht über fünfzehn- oder sechzehnhundert Seelen; unter ihnen sind auch etliche Neger, die sie als Sklaven halten: die sind dahin gekommen auf einem Schiff, dessen sie sich bemeistert hatten, und strandeten dort; die Indianer machten sie alsbald zu ihren Sklaven, was sie bis auf den heutigen Tag geblieben sind. Die Indianer sind in zwei Teile geteilt, wie man sagen möchte, in zwei Provinzen: etliche wohnen oben im Land und haben allda ihren Feldbau, die anderen wohnen an
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