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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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Faden lang und einen halben Faden breit, wie ein Schleppgarn gemacht, dabei waren auch vier Stecken aus Palmistenholz, etwa sieben Fuß lang. Wir hielten sie für ihre Waffen; an dem einen Ende waren sieben oder acht Haken, das andere war nur zugespitzt, wie man hier sehen kann.

    Ihr Kanoe war aus dem Holz der wilden Ceder und sehr plump gemacht, weshalb wir mutmaßten, daß sie keinerlei eiserne Werkzeuge hätten. Die Insel, worauf die Indianer wohnen, ist sehr klein, ja kaum drei Meilen in die Runde, und sonst haben sie kein Land, denn sie sind mit den Indianern des Festlands in beständigem Krieg, können einander auch nicht verstehen. An die Festlandküste wagten wir auch nicht zu gehen, weil die Indianer, die dort wohnen, auch niemand da sehen wollen.
    Die Ursache der Wildheit dieser Menschen ist meines Bedünkens, daß, als die Spanier ins Land gekommen, sie an den Einwohnern soviel Grausamkeit begangen haben, daß diese vor Schrecken landeinwärts geflüchtet sind. Dort leben sie in Wildnissen, ohne den Boden zu bebauen, nur von den Fischen, die sie im Strome fangen, und von den Früchten, die die Erde ihnen gibt; und sie haben auch später nicht den weißen Menschen zu trauen gewagt, weil sie sie allesamt für Spanier hielten, selbst andern Indianern nicht, weil so manche es mit den Spaniern gehalten und die eigenen Leute grausam geplagt haben. Und weil sie aus verschiedenen Gegenden geflüchtet sind, ist solch eine Verschiedenheit der Sprache daraus entstanden und dadurch Feindschaft; denn es gibt nichts, so mehr Feindschaft erregen kann zwischen zwei Nationen, als daß sie einander nicht verstehen; dieweil es dem Menschen unmöglich ist, jemand zu lieben oder ihm einige Neigung entgegenzubringen, so er ihn nicht versteht. Aus dieser Ursache haben diese wilden Menschen Krieg wider einander, wiewohl sie keinerlei Anspruch an einander erheben, sei es wegen Land, das einer dem andern genommen hat, oder um Ehre, die einer von dem andern begehrt, oder wegen einiger Schulden, sondern allein weil sie einander nicht verstehen. Und wenn sie Gefangene von einander kriegen, tun sie ihnen die größten Martern von der Welt an und machen sie dann noch zu Sklaven. Dieses ist es, was ich von den wilden Menschen in der Boca del Drago habe anmerken wollen.
    Endlich beschlossen wir, aus dieser Bai wieder auszulaufen, da wir kein Mittel sahen, Viktualien zu erlangen, denn wir hatten Mühe genug, unsere tägliche Nahrung zu finden. Wir segelten denn längs der Küste hin gegen Westen. Nach vierundzwanzig Stunden Segelns kamen wir an einen Platz, genannt Rio de Zuera, wo einige Spanier wohnen, die gehören unter die Stadt Cartago. Unsere Absicht war, dort Schildkröten zu fangen, die um diese Zeit dorthin ihre Eier legen kommen; allein wir fanden nichts, was uns bewog die Spanier zu besuchen. Die hatten uns aber nichts als die leeren Häuser hinterlassen, denn als sie uns hatten kommen sehen, waren sie buschwärts geflohen. Wir mußten uns also mit den Früchten begnügen, die Bananen genannt werden. Ich will von diesen Früchten hier nicht sprechen, da sie jedermann, der allda gewesen, wohl bekannt sind. Nachdem wir unser Fahrzeug mit Bananen fast bis an den Rand gefüllt hatten, segelten wir der Küste entlang, um einen guten Hafen zu suchen und dort unser Fahrzeug zu kielen, denn es war so leck, daß etliche Sklaven beständig an der Pumpe stehen mußten, sonst wäre es gesunken. Nach vierzehn Tagen Segelns kamen wir in einen großen Meerbusen, von den Räubern die Bleeckveldt-Bai genannt. Dieser Name kommt von einem also genannten Räuber, der diese Bai oft aufsuchte, um sein Schiff zu reparieren; dazu war daselbst auch sehr gute Gelegenheit, weswegen wir uns schleunigst daran machten. Während nun einige von uns damit beschäftigt waren, das Schiff zu kielen, gingen andere im Busch auf die Jagd. Es gibt dort wilde Schweine, die den Nabel auf dem Rücken haben und werden Nabelschweine genannt, auch Dachse sind dort, aber nicht viele. Wir konnten aber nur wenig Schweine und Dachse bekommen, so daß unsere meiste Beute in Affen und Fasanen bestand, womit wir unsere Mannschaft täglich speisten, jedoch zumeist mit Affen, die dort in großer Menge vorhanden sind. Wiewohl wir in großem Elend waren, bereitete uns das Schießen von Affen doch viel Ergötzlichkeit; wir mußten immer auf fünfzehn oder sechzehn schießen, um drei oder vier zu kriegen, denn wenn sie nicht mausetot geschossen sind, ist es unmöglich sie zu kriegen,
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