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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal
Autoren: Kyra Groh
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Bersten. Ich weiß nicht genau, warum ich die Einladung überhaupt annehme. Ach, irgendjemand muss ja irgendwann mal den ersten Schritt tun, denke ich mir. Ich will nicht mehr ohne Janosch sein, also muss ich wohl oder übel zu ihm gehen und ihn mir zurückholen, wie Cem sagen würde.
    Hinter Janoschs Wohnungstür geht der Punk ab. Es läuft Musik, und viele Stimmen quasseln wild durcheinander. Ich nehme meinen Mut zusammen und klingele. Paul öffnet, grinst mich an und lässt mich rein.
    Janoschs komplette Verwandtschaft, die ich von der Hochzeit schon kenne, sitzt auf Bänken und Stühlen an einer Kaffeetafel, die unter fünf verschiedenen Kuchen ächzt. Von Janosch keine Spur. Wo ist er, verdammt? Ich habe mich extra schick gemacht! Extra Parfüm aufgelegt! Extra die Haare geglättet! Und er? Ist gar nicht hier! Vielleicht sitzt er ja auf dem Klo, kann durchaus sein. Oder er macht ein Nickerchen, kann ebenso sein.
    »Feli! Komm rein! Setz dich! Kaffee? Milch? Zucker?« Lene sprintet zu verschiedenen Küchenschränken, deckt für mich ein, gießt Kaffee in eine Tasse und weist mir einen Platz zu.
    Ich bin mal wieder total überfordert, setze mich und nippe an meinem Kaffee. »Ähm. Ist Janosch im Schlafzimmer?«
    »Nein, keine Ahnung, wo der bleibt. Frag mich nicht. Ich bekomme gleich zu viel. Nicht mal angerufen hat er bisher. Er hat gesagt, dass er spätestens um halb vier hier ist. Du willst gar nicht wissen, wie oft ich ihn schon angerufen habe!«
    Ich kann es mir vorstellen.
    »Habt ihr ihm gesagt, dass ich auch komme?«
    »Nein. Ich dachte, das wäre eine schöne Überraschung.«
    Komisch. Ich hätte mir nämlich gut vorstellen können,dass er nicht kommt, wenn er weiß, dass ich hier bin.
    Ich schütte gerade meinen Kaffee herunter, da klingelt das Telefon.
    Lene springt zum Hörer und brüllt hinein: »Janosch?… Mein lieber Freund, kannst du mir mal sagen, wo du bleibst?… Heute?… Na, du hast sie ja wohl nicht mehr alle! Dir ist bewusst, dass hier deine ganze Verwandtschaft herumsitzt und auf dich wartet!… Es geht mir doch nicht um den Kuchen, es geht um dich. Heute ist schließlich dein Geburtstag!… Ist mir egal, dass dir das egal ist, wir haben gestern schon deswegen gestritten, Janosch!… Wie bist du überhaupt in die Halle gekommen?… Soll ich dich abholen?« Sie legt auf und verschränkt die Arme vor der Brust. »So was«, zischt sie.
    »Was hat er denn, der Junge?«, will Janoschs Oma wissen.
    »Er ist schwimmen.«
    »An Silvester?«
    »Er sagt, das Schwimmbad hat heute geöffnet.«
    »Er drückt sich doch bloß«, sagt Pia und greift schon nach dem Telefon, um ihn noch mal anzurufen.
    »Lass ihn. Schließlich geht es ihm nicht ganz so gut. Wenn er nicht möchte, können wir ihn nicht zwingen.«
    Alle starren mich an, als wollten sie mir die Schuld dafür geben, dass er jetzt nicht hier ist. Als ob es meine Schuld wäre, dass er schlecht gelaunt ist und lieber schwimmt, als Kuchen zu essen.
    »Kommt er denn gar nicht mehr?«, fragt Pia.
    »Ich weiß nicht. Es klang nicht so.«
    »Will er seinen Geburtstag und Silvester etwa alleine verbringen?«
    »Pia, du kennst ihn doch.«
    Ich bin vom Tisch aufgestanden.
    »Wo willst du hin?«, fragt Pia mich.
    »Ich fahre zu ihm.« Keine Ahnung, woher dieser Entschluss stammt. Aber ich bin heute hierhergekommen, um mich mit Janosch zu vertragen. Wenn er mir das jetzt dadurch versaut, dass er lieber Bahnen schwimmt, dann muss ich eben zu ihm in dieses dämliche Schwimmbad fahren.
    Ich will jetzt zu Janosch.
    Ich sprinte hoch in meine Wohnung, kralle mir eine Jacke und sitze ein paar Sekunden später im Volvo meines Vaters, der seit zwei Tagen unverändert direkt vor der Haustür parkt. Natürlich habe ich weder einen Führerschein noch die Fahrzeugpapiere dabei, aber dieser Bürokratenmist kann mich jetzt wirklich mal kreuzweise. Ich muss zu Janosch.
    BADEN GEGANGEN
    Okay. Ich bin der Mensch mit dem wahrscheinlich schlechtesten Orientierungssinn auf der ganzen Welt, das muss ich an dieser Stelle einmal kurz loswerden. Das ist von ziemlich großem Nachteil, wenn man an einen Ort fährt, an dem man vorher nur einmal vorbeigefahren ist. Ich finde die richtige Autobahnauffahrt, das ist schon mal grandios. Ich nehme sogar die richtige Ausfahrt, auch gigantisch. Während der Fahrt singe ich laut zum Radio mit, um meinem Gehirn keine Gelegenheit zu geben, über die Aktion nachzudenken, die ich hier durchführe. Sonst überlegt es sich am Ende noch alles anders
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