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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal
Autoren: Kyra Groh
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Hosenbeine hoch, setze mich neben ihn und lasse die Füße ins Wasser baumeln.
    »Deine ganze Familie sitzt in deiner Wohnung und wartet auf dich«, erkläre ich.
    »Ich weiß«, sagt er.
    »Warum bist du dann hier?«
    »Zum Denken.«
    »Zum Denken?« Ich sehe ihn von der Seite an. Er hat den Kopf in den Nacken gelegt.
    »Mhm.«
    »Was denkst du?«, frage ich und rücke ein bisschen näher an ihn ran.
    »Das weiß ich nicht so genau. In meinem Kopf geht alles drunter und drüber.«
    »Denkst du vielleicht… auch ein bisschen an mich?«, wage ich mich einen Schritt nach vorn.
    Er reibt sich über die Augen. »Ein bisschen?«
    Ich muss grinsen und will mich so gerne an ihn kuscheln und meine Nase genau in die Kuhle oberhalb seines Schlüsselbeins drücken, aber es kommt mir so vor, als müssten wir erst über ein paar Dinge reden
    »Mir geht’s nicht so gut ohne dich«, flüstere ich. Janosch antwortet nicht. »Ich will nicht behaupten, dass ich bereue, was ich gesagt habe, weil ich es ernst gemeint habe. Ich habe mich echt mies gefühlt an dem Abend mit Karo. Ich hab dich gar nicht mehr wiedererkannt. Aber es tut mir wirklich leid, dass ich Simon über die Sache mit deinem Vater ausgequetscht habe. Es geht mich nichts an. Ich bin nur traurig, dass du mir nicht genug vertraut hast, um es mir selbst zu sagen, als ich dich danach gefragt habe. Ich war so enttäuscht, als Simon mir erzählte, dass Karo es von Anfang an gewusst hat. Als sie dann plötzlich da war und ihr euch auch noch so gut verstanden habt, sind bei mir irgendwie die Sicherungen durchgebrannt. Apropos Sicherung, ich habe deine Lichtversorgung im Wohnzimmer lahmgelegt. Sorry.«
    »Hey? War das eben ein Ansatz, über Probleme zu sprechen, den du durch den Versuch, lustig zu sein, kaputt gemacht hast?«
    Ich sehe ihn an. »Ja, das war es wohl.« Ein zögerndes Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. »Ich habe eingesehen, dass du mit so vielen Dingen recht hast. Ich will, dass zwischen uns wieder alles gut wird. Und ich kann es sogar verstehen, dass du Karo geküsst hast. Na ja, ich versuche es zumindest, und mittlerweile ist mein Verständnis so weit ausgereift, dass es durchaus Sinn ergibt.«
    »Nein, tut es nicht.«
    Ich sehe ihn an. »Warum nicht?«
    »Weil ich sie nicht liebe. Ich weiß nicht, ob du es schon mitbekommen hast, aber ich bin nicht der Typ dafür, jemanden zu betrügen.«
    »Du hast mich nicht betrogen.«
    »Es fühlt sich aber so an.«
    Nienienie war ich verrückter nach ihm als jetzt, da er mir sagt, dass er sich fühlt, als hätte er mich betrogen.
    »Du hattest dich von mir getrennt.«
    »Hab ich nicht. Ich habe nur gesagt, dass ich glaube, dass es nicht funktioniert.«
    »Das ist dasselbe.«
    »Nein, ist es nicht.« Janosch kratzt sich über den linken Oberarm. »Ich wollte es mir in dem Moment bloß möglichst leicht machen. Aber… aber da hab ich gemerkt, dass ich es gar nicht leicht haben will. Vielleicht muss man auch mal den schwierigen Weg gehen. Der schwierige Weg ist schließlich irgendwie… spannender. Aufregender. Neu.«
    »Du weißt schon, dass du gerade mal wieder damit angefangen hast, wahnsinnig tolle Sachen zu sagen?«, frage ich leise und bin ihm jetzt sehr nahe.
    »Nein. Ich rede schon wieder total geschwollen daher.«
    »Könnte schlimmer sein.«
    »Mir tut’s leid, wie ich mich verhalten habe. Ich weiß auch nicht. Irgendwie war ich genervt. Ich dachte, ich wäre dir eine Last, weil du lieber mit Simon alleine weggegangen wärst, und dann ist alles hochgekocht, worüber wir in den Wochen davor nie gesprochen haben.«
    Wir schweigen eine kurze Zeit. Janosch streicht sich Wasser über die Arme und den Oberkörper.
    »Und was jetzt?«, frage ich irgendwann.
    »Ich musste dir von dem Kuss erzählen«, sagt Janosch, was keine Antwort auf meine Frage ist. »Ich hätte mich sonst jedes Mal mies gefühlt, wenn wir uns getroffen hätten. Es war komisch, weil ich auf Karo gar keine Lust mehr habe und zugleich gemerkt habe, wie viel Lust ich auf dich habe. Mit dir ist alles… anders als mit Karo. Manchmal habe ich im Ernst gedacht, es wäre schlechter, weil es schwieriger ist, aber es ist… so viel besser!« Ich starre ihn entgeistert an. »Ich kann es dir nicht richtig beschreiben. Ich glaube, mir würde dein Chaos fehlen. Und die Art, wir du mit mir umgehst. Und…«
    »Ja?«
    »…die Art, wie du mich ansiehst. Mich anfasst. Das fühlt sich anders an als bei jemandem, der mich nicht sehen kann. Dabei habe ich
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