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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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anders und es existierte tatsächlich eine Lösung für Schwarz, mit der es möglich war, das Leben der jungen Frau zu retten? Wie hieß dieser Spontispruch früher? Du hast keine Chance, aber nutze sie!
    »Habt ihr eigentlich wirklich geglaubt, mich mit diesem angeblichen Mord eines angeblichen Trittbrettfahrers zu einer unüberlegten Handlung provozieren zu können, liebe Frau Kriminalpsychologin? Habt ihr wirklich geglaubt, dass ich dann Amok laufen würde?«, fragte Mattissen spöttisch.
    »Es war zumindest einen Versuch wert«, antwortete Eva direkt.
    »Einen Versuch wert«, wiederholte er kopfschüttelnd. »Blanker Zynismus! Da wird ein Menschenleben geopfert, nur weil eine profilneurotische Psychologin eine Stufe auf ihrer Karriereleiter hochklettern möchte und …«
    »Das ist ja wohl der Gipfel!«, schrie die Kriminalbeamtin laut dazwischen. »Hab ich den armen Mann etwa umgebracht? Wenn ich Sie daran erinnern darf, haben Sie meinen Kollegen auf dem Gewissen!«
    »Ihnen ist doch hoffentlich klar, dass der Mann noch leben würde, wenn ihr mich einfach in Ruhe mein Kunstwerk hättet vollenden lassen. Aber nein, ihr arroganten Säcke habt gemeint, mich mit einer primitiven Finte linken zu können. Dass ihr LKA-Kasper mit eurem Profiling-Schwachsinn die ganze Zeit über nur meine Marionetten gewesen seid, denen ich befohlen hab, wie sie sich bewegen müssen, darauf seid ihr nicht gekommen! Ach Gott, habt ihr den armen Tannenberg verarscht!«
    »Das stimmt nicht. Wir mussten uns doch etwas einfallen lassen!«, versuchte sich Eva Glück-Mankowski zu rechtfertigen, obwohl der Serienmörder natürlich nicht ganz Unrecht hatte. »Mein Kunstwerk – wie sich das anhört. Makabrer geht’s ja wohl nicht! Sie haben kein Bild gemalt, sondern Sie haben unschuldigen Menschen ihr Leben geraubt!«
    »Von wegen unschuldig!«, sagte Mattissen mit einem bitterbösen Lachen. »Jede dieser Schlampen hat ihre Strafe mehr als verdient!«
    »Wieso?«, rief plötzlich Tannenberg von der Seite und schaute Lars Mattissen dabei direkt ins Gesicht.
    »Aha, der Herr Hauptkommissar möchte endlich das Motiv erfahren! Du bist so eine unglaubliche Flasche, das gibt es ja gar nicht! Du wärst mir doch nie auf die Spur gekommen, wenn ich dir den Wink mit diesem Scheiß Lied nicht gegeben hätte. Du Blinder würdest noch heute völlig im Dunkeln tappen! Und jetzt fragst du mich nach dem Motiv, das du immer noch nicht aus den vielen Hinweisen, die ich dir gegeben habe, herausgefiltert hast. Unglaublich! Und so ein unfähiger Versager soll die armen Bürger dieser Stadt vor Verbrechern schützen. »
    »Los, dann sag’s mir endlich!«, schrie Tannenberg zornig in die unheimliche Stille des Finsterbrunnertals.
    »Da hinten in der Wirtschaft«, sagte Mattissen und zeigte mit seiner chromfarbenen Waffe in die rabenschwarze Dunkelheit links neben dem hell erleuchteten Sandsteinfelsen, »hab ich nach einer anstrengenden Mountainbiketour gesessen und wollte mich einfach nur ausruhen.«
    Er brach ab. Man merkte ihm deutlich die emotionale Belastung an, die diese Erinnerungen in ihm hervorriefen.
    »Und was ist dann an diesem Abend da drinnen so Schreckliches passiert, dass du zum mehrfachen Mörder wurdest?«, versuchte Eva seinen unterbrochenen Redefluss wieder in Gang zu setzen.
    Tannenberg registrierte sofort, dass die Profilerin von der dritten in die erste Person der Anredeform gewechselt war.
    Das war garantiert kein Versprecher, sagte er sich; da steckt sicherlich eine ausgefeilte psychologische Gesprächsstrategie dahinter!
    Lars Mattissen hatte entweder nicht gemerkt, dass die Kriminalpsychologin ihn eben geduzt hatte, oder aber er betrachtete diese distanzlosere Anredeform als der Situation angemessener. Seltsamerweise schwenkte er aber nicht um. »Was glauben Sie wohl, was da passiert ist?«
    »Ich weiß nur, dass drei Frauen froh gelaunt an deinem Tisch saßen und dann irgendwann dieses ›Mama‹-Lied gesungen haben, woraufhin du wutentbrannt aufgesprungen bist, sie wüst beschimpft hast und schnell aus der Gaststätte geflüchtet bist«, gab Eva ihren Erkenntnisstand preis.
    »So war es aber nicht!«, schrie Mattissen. »Da drinnen hab ich friedlich gesessen, dann sind diese besoffenen Weiber an meinen Tisch gekommen und haben auch mich betrunken gemacht.«
    »Mensch, stell dich doch nicht als armes, unschuldiges Opfer dar! Das zieht bei mir nicht! Du kannst uns doch nicht allen Ernstes erzählen wollen, dass sich ein erwachsener,
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