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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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uns hätte ermorden wollen, wäre wohl spätestens vorhin in seinem Haus die beste Gelegenheit dazu gewesen. Was haben wir denn für eine Alternative?« Sie erhob ihre linke, zur Faust verschlossene Hand, hielt sie ihrem Kollegen unter die Nase und entließ dann nacheinander die einzelnen Finger wieder aus ihrem Gefängnis. »Erstens hat er bereits zwei wehrlose Frauen umgebracht, zweitens einen Kollegen von uns brutal ermordet, drittens können wir sein neues Opfer vielleicht noch retten, viertens kann er weitere Morde begehen und fünftens darf dieser Kerl seiner gerechten Strafe nicht entgehen.«
    Tannenberg blickte mit zusammengepressten Lippen und kopfnickend zu Eva. »Du bist eine ganz schön starke Frau!«
    »Manchmal, Wolf, leider nur manchmal«, seufzte die Kriminalpsychologin und legte ihre Hände wieder aufs Lenkrad.
    »Also los, auf in die Höhle des Löwen!«
    Eva Glück-Mankowski setzte den Blinker, fuhr noch ein kurzes Stück auf der Landstraße und bog dann in den geschotterten Waldweg ein.
    Da waren wieder diese finsteren Baumgestalten am Wegesrand, diesmal aber noch schwärzer und bedrohlicher. Unwirkliche Schatten huschten vorbei. Die Leuchtkegel der Fernscheinwerfer brannten große runde Löcher in die rabenschwarze Dunkelheit.
    Sie fuhren ein Stück aus dem dichten Wald heraus durch ein kurzes Wiesenstück, über eine knarrende Holzbrücke hinweg, eine leichte Steigung hinauf, überquerten eine Kuppe – und sahen plötzlich, wie vor ihnen am Ende des Fahrwegs ein großer senkrechter Felsen wie aus dem Nichts auftauchte.
    Eva erschrak so heftig, dass sie eine Vollbremsung hinlegte.
    »Bist du verrückt! Fahr weiter! Mach, was er gesagt hat, und irritier ihn nicht«, zischte Tannenberg mit leiser Stimme.
    Das feuerrote BMW-Cabrio fuhr an der geöffneten Schranke vorbei auf den Waldparkplatz, der links neben dem Weg angelegt war. Wie von Mattissen gefordert steuerte die LKA-Mitarbeiterin auf die dicht vor dem Felsen gelegenen Parkplätze zu. Kurz bevor sie nach links einschlagen wollte, wurden plötzlich leuchtstarke Strahler eingeschaltet, die den großen, verwitterten und etwas nach hinten geneigten Sandsteinfelsen in grelles Kunstlicht tauchten.
    Gebannt starrten die beiden Kriminalbeamten auf den hell erleuchteten, glatten Felsen, auf dem tatsächlich eine jüngere Frau wie an ein Kreuz genagelt hing. Ohne nachzudenken riss Tannenberg die Wagentür auf und wollte sich direkt zu der mit breiten blauen Bändern an den Felsen gefesselten Frau begeben.
    »Bleib sofort stehen«, rief plötzlich ein Mann aus der Schwärze der Nacht hinter ihnen. »Einen Schritt noch und ich erschieße dich!«
    Tannenberg blieb wie vom Blitz getroffen stehen und drehte sich langsam um. Das Einzige, was er erkennen konnte, war seine Kollegin, die inzwischen ebenfalls das Auto verlassen hatte.
    »Ihr nehmt jetzt beide eure Waffen und legt sie auf die Motorhaube, und zwar in Zeitlupe!«, forderte die Männerstimme unmissverständlich.
    Nachdem Tannenberg und seine Begleiterin die Anweisungen befolgt hatten, wurden sie aufgefordert, sich von ihrem Auto zu entfernen und sich auf die andere Seite des Weges zu begeben.
    Lars Mattissen kam aus der schützenden Dunkelheit hervor und ging an den BMW seines alten Klassenkameraden.
    »Das hier«, begann er und hielt etwas in die Höhe, das irgendwie an eine Mausefalle erinnerte, »ist eine ziemlich primitive, aber gleichermaßen geniale Fernsteuerung. Sie besteht natürlich aus einem elektronischen Sender und aus einem Klappbügel, der den Bolzenschussapparat so lange blockiert, bis dieser Hebel hier hochschnappt.« Mattissen zeigte mit seiner Pistole auf das kleine Kästchen in seiner linken Hand. »Der Bügel hier ist nicht zu arretieren und wird nur von der Kraft meines Daumens in Zaum gehalten. Kommt es irgendwie dazu, dass er hochschnellt, wird die Schussvorrichtung sofort ausgelöst und tötet die Frau mit einem zielgenauen Herzstich. Wenn also irgendjemand, zum Beispiel ein Scharfschütze, auf die Idee käme, mich zu erschießen, wäre das natürlich das sofort vollstreckte Todesurteil für Kerstin Müller. Also, wenn ihr irgendwelche Sondereinsatzkommandos hierher bestellt habt, würde ich euch dringend empfehlen, sie umgehend zurückzupfeifen.«
    Da Tannenberg und seine Kollegin gleichzeitig den Kopf schüttelten, schien diese Sache für Mattissen erledigt zu sein. Er führte die Fernsteuerung hoch zu seinem Kopf, öffnete den Mund, schob das kleine Gerät behutsam
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